Einzigartiger Artenreichtum auf sächsischen Bergwiesen

11.06.2004, 11:25 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Umweltminister Flath prämiert schönste Bergwiese im Westerzgebirge

„Ohne menschliches Zutun ist das Kleinod Bergwiese vom Untergang bedroht“, so Umwelt- und Landwirtschaftsminister Steffen Flath heute (Samstag, 12. Juni) beim Bergwiesenfest in Stützengrün (Westerzgebirge). Keine andere Landsschaftsform würde auf kleiner Fläche so vielen Arten ideale Lebensbedingungen bieten. „Verschwinden die Wiesen, verschwinden die Arten“, warnte Flath. Bergwiesen seien das letztes Überbleibsel einer Jahrhunderte alten Kulturlandschaft. Sie seien nicht nur ein Fest für die Sinne und touristischer Anziehungspunkt, sondern vor allem Rückzugsgebiet für zahlreiche bedrohte Arten. „Zum Erhalt der Bergwiesen mit ihrer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt gibt es keine Alternative“, betonte der Minister.

Um den jahrzehntelangen Rückgang der Bergwiesen zu stoppen, wurden diese Anfang der neunziger Jahre in Sachsen unter Schutz gestellt. Vor zwei Jahren riefen Ministerium und Deutscher Verband für Landschaftspflege die Aktion „Faszination Bergwiese“ ins Leben. Neben der Förderung von Modellprojekten zum Bergwiesenschutz finden im Sommer mehrere regionale Bergwiesenfeste statt, wo die jeweils schönsten Bergwiesen der Region gekürt werden. Flath zeichnete heute in Stützengrün die dortigen Sieger aus. Im Rahmen der sächsischen Naturschutzkampagne Wunder Natur wurden Bergwiesen zum Naturwunder des Monats Juni gekürt.

In Sachsen gibt es derzeit rund 2 000 Hektar intakte Bergwiesen. Zu finden sind sie vor allem im Erzgebirge (90 Prozent) und im Vogtland. Zu den seltenen Pflanzen, die im Sommer ein wogendes Blütenmeer bilden, gehören unter anderem Berg-Platterbse, Kratzdiestel, Arnika und Waldstorchschnabel. In den dichten Wiesen fühlen sich Heuschrecken, Tagfalter, Laufkäfer und Zikaden wohl. Mit ein wenig Glück sind hier auch Braunkehlchen, Wachtelkönig und Wiesenpieper zu sehen.

Bergwiesen sind extensiv genutzte Wiesen ab einer Höhenlage von ca. 500 ü. NN auf frischen bis mäßig feuchten Standorten. Bauern nutzten die Wiesen bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts als Nahrungsgrundlage für ihr Vieh. Ende Juni wurden die Wiesen gemäht, im Spätsommer erfolgte ein Nachschnitt. Teilweise wurden sie zusätzlich durch Ziegen und Schafe beweidet. In den letzten Jahrzehnten kam es zu einem starken Flächenverlust, da die ursprüngliche Funktion der Wiesen als Heulieferant verloren ging. Es erfolgte zunehmend eine intensive Bewirtschaftung mit vermehrtem Düngen und dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Entwässerungsmaßnahen trugen ebenfalls zum Verschwinden der Bergwiesen statt. Dort, wo keinerlei landwirtschaftliche Nutzung stattfindet, erobern Zitterpappeln, Birke und Ebereschen die einst mühsam dem Wald abgerungenen Bergwiesen zurück. Da ein dauerhafter Schutz der Bergwiesen nur durch extensive Bewirtschaftung möglich ist, unterstützt der Freistaat unter anderem Naturschutzverbände, ehrenamtliche Naturschützer, Ortsvereine und Landwirte in ihrem Bemühen, die Bergwiesen zu erhalten.

Mehr über die Kampagne „Wunder Natur“ und das Naturwunder Bergwiesen sind zu finden unter www.umwelt.sachsen.de.

Informationen und attraktive Bilder zu Bergwiesen gibt es auch unter www.lpv.de.

Hinweis an die Lokalredaktionen:
Die Sieger des Bergwiesenwettbewerbes Stützengrün können ab Samstag, 12 Uhr, abgefragt werden beim Koordinator der Bergwiesenfeste, Rene Schubert, Tel.: 03772/395581.


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft

Pressesprecher Dr. Frank Bauer
Telefon: +49 351 564 20040
Telefax: +49 351 564 20007
E-Mail: presse@smul.sachsen.de
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