Günther: »Waldumbau zu artenreichen Mischwäldern ist langfristiger Schutz gegen Borkenkäfer«

28.04.2023, 12:08 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Das große Schwärmen der Borkenkäfer steht unmittelbar bevor

Mit den steigenden Temperaturen werden in den kommenden Tagen und Wochen wieder Milliarden Borkenkäfer wie der Buchdrucker in Sachsens Wäldern ihre Winterquartiere verlassen. Ab einer Temperatur von 16 Grad Celsius fangen die Insekten an zu schwärmen und suchen insbesondere Fichten, unter deren Rinde sie sich vermehren können. Die Bäume sterben infolge des intensiven Befalls ab. Um die Vermehrung der Borkenkäfer einzugrenzen, müssen Waldbesitzende ihre Wälder aufmerksam auf frischen Befall kontrollieren und, falls nötig, rasch Gegenmaßnahmen einleiten.

Forstminister Günther: »Wir haben seit mehreren Jahren einen historischen Borkenkäferbefall. Er wird durch das gehäufte Auftreten hoher Temperaturen, von Dürre und Stürmen massiv begünstigt. Ohne die Klimakrise hätten wir nicht diesen historischen Borkenkäferbefall. Die Klimakrise schwächt die Bäume und macht sie anfällig für die Schadinsekten. Wald geht großflächig verloren. Das hat Folgen für den Wasserspeicher Wald und damit für den Wasserhaushalt und die Talsperren. Das hat aber auch Folgen für die Funktion des Waldes als CO2-Senke, als Lebensraum für viele Arten, als Holzquelle und Erholungsort. Die Folgen des Käferbefalls sind für viele Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer nur schwer zu bewältigen. Deshalb unterstützen wir die Betroffenen bei der Beseitigung der Waldschäden und beim Waldumbau weiterhin mit unserer Förderrichtlinie Wald- und Forstwirtschaft. Die Lösung für gesunde, intakte Wälder besteht darin: entschlossenes Handeln gegen die Klimakrise und entschlossener Waldumbau hin zu klimastabilen, artenreichen Mischwäldern. Den Waldbesitzenden stehen wir beim Waldumbau und bei der Schadensbeseitigung weiterhin nach Kräften zur Seite.«

Bislang war das Jahr waldfreundlich: Seit Februar fielen überdurchschnittliche Niederschlagsmengen. Diese helfen den vielen frisch gepflanzten Bäumen und stärken die Abwehrkräfte älterer Bäume gegen Käferbefall. Zudem waren die Temperaturen im April bislang niedrig, so dass die Borkenkäfer noch nicht aktiv geworden sind. Dadurch wird der Zeitraum kürzer, in dem sich die Insekten im laufenden Jahr vermehren können. Unter günstigen Bedingungen kann sich der Befall jedoch auch bis in höhere Mittelgebirgslagen ausweiten.

Nach feuchter und für den Wald günstigerer Witterung 2021 war das Jahr 2022 wieder trockener und wärmer. Damit hat sich der Waldzustand erneut verschlechtert. Zwar ging die Schadholzmenge im sächsischen Wald zurück, eine Trendwende ist aber noch nicht auszumachen. In einigen Gebieten sind auch deswegen weniger Borkenkäferschäden zu verzeichnen, da es kaum noch gefährdete Bestände und damit kaum noch Brutraum für die Borkenkäfer gibt.

Die Waldschäden in Sachsen lagen im vergangenen Jahr bei ca. 780.000 Kubikmetern, wobei etwa 710.000 Kubikmeter auf die Fichte entfallen, gefolgt von der Kiefer mit ca. 60.000 Kubikmeter. In geringem Umfang sind noch Lärchen und Laubbaumarten betroffen.

Waldbesitzende müssen mit dem Ausschwärmen der Borkenkäfer insbesondere Fichten und Kiefern wieder sehr aufmerksam auf frischen Befall kontrollieren. Wird dieser festgestellt, so müssen die betroffenen Bäume zügig gefällt und die Stämme aus dem Wald abtransportiert oder anderweitig − beispielsweise durch Entrindung − unschädlich gemacht werden.

Außerdem ist es erforderlich, befallene und noch nicht sanierte Bäume aus dem Vorjahr mit noch anhaftender Rinde und darin überwinternden Käfern aus den Wäldern zu entfernen. Dafür bleiben nur noch wenige Tage Zeit. Weiterhin ist es notwendig, Wurf- und Bruchschäden aus dem letzten Herbst und Winter in Nadelholzbeständen schnell aufzuarbeiten. Ansonsten können die geschädigten Bäume Ausgangspunkte für einen weiteren Befall noch gesunder Bäume werden.

Waldbesuchende müssen sich auch weiterhin auf umfassendere Waldarbeiten einstellen, welche mit dem Einsatz von Forsttechnik und einer Beanspruchung der Waldwege verbunden sind. Diese sind zum Schutz der verbleibenden Bäume notwendig.

Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer werden bei Sachsenforst kostenfrei in 70 Revieren in ganz Sachsen beraten. Dauerhafte Unterstützung bei der Waldbewirtschaftung können sie als Mitglied in einer Forstbetriebsgemeinschaft erhalten. Für verschiedene Maßnahmen bestehen Fördermöglichkeiten nach der Förderrichtlinie Wald und Forstwirtschaft (https://www.smekul.sachsen.de/foerderung/foerderrichtlinie-wald-und-forstwirtschaft-rl-wuf-2014-4302.html).

Mit dem Beginn des Schwarmflugs startet Sachsenforst auch wieder das Monitoring der Borkenkäfer in Zusammenarbeit mit den unteren Forstbehörden der Landkreise und kreisfreien Städte. An circa 90 Standorten wird mit speziellen Fallen die Schwarmaktivität hinsichtlich Beginn, Dauer und Intensität überwacht.

Informationen zur aktuellen Borkenkäfersituation in Sachsen finden sich unter https://www.wald.sachsen.de/aktuelle-situation-borkenkaefer-sachsen.html. Das Modell PHENIPS sowie die Ergebnisse des Borkenkäfer-Monitorings können im Waldportal Sachsen auf https://www.sbs.sachsen.de/waldbesitzer-portal-8319.html eingesehen werden.


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft

Pressesprecher Robert Schimke
Telefon: +49 351 564 20040
Telefax: +49 351 564 20007
E-Mail: robert.schimke@smekul.sachsen.de
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