Stephan Schusser hat den Waldumbau im Erzgebirge geprägt

28.09.2022, 10:57 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

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v.l.n.r.: Hansi-Heike Lerche und Hendrik Lindner (stellv. Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald) übergeben die "Goldene Ehrennadel" an Stephan Schusser (© Renke Coordes, Sachsenforst)

v.l.n.r.: Hansi-Heike Lerche und Hendrik Lindner (stellv. Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald) übergeben die "Goldene Ehrennadel" an Stephan Schusser (© Renke Coordes, Sachsenforst)

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Forstbezirksleiter Stephan Schusser hat erfolgreichem Waldumbau im Erzgebirge ein Gesicht gegeben – nun verabschiedet sich der bekannte sächsische Forstmann in den Ruhestand. (© Clemens Weiser, Sachsenforst)

Forstbezirksleiter Stephan Schusser hat erfolgreichem Waldumbau im Erzgebirge ein Gesicht gegeben – nun verabschiedet sich der bekannte sächsische Forstmann in den Ruhestand. (© Clemens Weiser, Sachsenforst)

Bedeutender Forstmann aus Sachsen verabschiedet sich in den Ruhestand

Stephan Schusser hat den Waldumbau im Erzgebirge geprägt und ihm ein Gesicht gegeben. Als er 1991 das damalige Forstamt Schönheide übernahm, waren die Wälder in der Region noch fast ausnahmslos durch gleichaltrige, labile Fichten-Reinbestände geprägt, die hohe Wildschäden aufwiesen. Heute kann man zwischen Aue-Bad Schlema und Johanngeorgenstadt an der tschechischen Grenze erleben, wie erfolgreicher Waldumbau funktioniert: Mit großem Engagement und zielgerichteten Methoden hat Stephan Schusser die Entwicklung artenreicher, leistungsfähiger und vor allem widerstandsfähiger Mischwälder aus Buchen, Tannen, Fichten und vielen anderen Baumarten vorangetrieben. Besonders wichtig war ihm aber auch, sein Wissen und seine Erfahrung mit anderen zu teilen. Durch unzählige Exkursionen, Führungen und Vorträge hat Stephan Schusser bundesweite Bekanntheit erlangt. Ende Oktober verabschiedet sich der Leiter des Forstbezirkes Eibenstock nach fast 40 Dienstjahren nun in den Ruhestand. Bei einem Fachkolloquium in Eibenstock wurden seine großen Leistungen heute (28. September) gewürdigt. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald verlieh Stephan Schusser im Rahmen des Kolloquiums für seine großen Verdienste für Wald und Naturschutz ihre höchste Auszeichnung, die »Goldene Ehrennadel«.

Sachsens Forstminister würdigte Schussers herausragende Leistung: »Mit viel Engagement und voller Überzeugung ist es Ihnen und Ihren Forstleuten gelungen, die bis in die 90er Jahren dominierenden einschichtigen Fichtenwälder in Ihrem Verantwortungsbereich umzubauen. Ihre Vorstellung eines naturgemäßen Waldumbaus und dessen ganzheitliche Umsetzung hat Sie und den Forstbezirk Eibenstock weit über die Grenzen Sachsens bekannt gemacht. Nun muss die sächsische Forstverwaltung leider auf Ihre hohe fachliche Kompetenz und den über Jahre angesammelten Erfahrungsschatz verzichten.«

Waldumbau als Generationenaufgabe

Der Waldumbau wird in allen Forstbezirken und Schutzgebietsverwaltungen von Sachsenforst intensiv vorangetrieben. Stephan Schusser hat durch eine intensive Bejagung und moderne Waldbewirtschaftungsmethoden die immer dringlichere Entwicklung zukunftsfähiger Wälder aber besonders frühzeitig und intensiv vorangetrieben. Nachdem die stark überhöhten Wildbestände des ehemaligen Staatsjagdgebietes an ein waldverträgliches Niveau angepasst waren, konnte die natürliche Verjüngung der wenigen verbliebenen Restbestände an natürlichen Baumarten unversehrt heranwachsen. Zudem brachte Stephan Schusser viele Baumarten, die im Zuge der Bewirtschaftung des vorangegangenen Jahrhunderts aus den Wäldern verschwunden waren, durch Pflanzung und Saat wieder zurück in die Region − allen voran die in Sachsen ehemals fast ausgestorbene Weiß-Tanne, die heute wieder in den Eibenstocker Wäldern auf großen Flächen heranwächst.

Der Waldumbau ist eine Generationenaufgabe, die auch in der Zukunft aktiv weitergeführt werden muss. Der fortschreitende Klimawandel, dessen weitere Entwicklung und Ausmaß heute noch nicht im Detail abgeschätzt werden können, erfordert eine stetige, dynamische Anpassung der Wälder. Die vielen jungen Bäume, die durch das Schaffen von Stephan Schusser und seinen Kolleginnen und Kollegen im Forstbezirk Eibenstock heute in den Wäldern wachsen, müssen weiter gepflegt sowie die notwendige Bejagung fortgesetzt werden. Seine Nachfolgerin oder sein Nachfolger trifft auf sehr gute Voraussetzungen, das Begonnene erfolgreich weiterzuführen. Wer dies sein wird, entscheidet sich im Rahmen einer öffentlichen Stellenausschreibung, deren Bewerbungsphase in Kürze beginnt.

Förster, Jäger, Dozent

Stephan Schusser, der in diesem Jahr 66 Jahre alt wird, studierte Forstwissenschaften an der TU Dresden und anschließend Wildbewirtschaftung an der damaligen Ingenieurschule in Schwarzburg. Bereits 1983 stieg er als Betriebsassistent beim Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb Eibenstock ein, leitete nach der politischen Wende von 1991 bis 2005 das Forstamt Schönheide, bevor er 2006 Forstamtsleiter in Eibenstock und damit unter anderem verantwortlich für über 20.000 Hektar Staatswald wurde. 1999 wurde er zum Forstdirektor ernannt.

Neben seiner Arbeit als Förster, Jäger und Forstbezirksleiter war Stephan Schusser unter anderem an der Jagdschule Erzgebirge als Lehrkraft tätig, hielt Vorträge und leitete Exkursionen. An der Fachhochschule Erfurt hielt er im Rahmen des Masterstudienganges »Management für Forstbetriebe« Vorlesungen. Bundesweite und internationale Bekanntheit erlangte Stephan Schusser vor allem dadurch, dass er mit anderen sein Wissen und seine Erfahrungen zu den Themen Waldumbau und Naturschutz teilte. Er führte unzählige Exkursionen mit Gästen aus dem In- und Ausland im Forstbezirk Eibenstock durch und sensibilisierte die Öffentlichkeit regelmäßig zur Notwendigkeit und Dringlichkeit des Waldumbaus.

Der Forstbezirk Eibenstock

Der Forstbezirk Eibenstock umfasst rund 26.000 Hektar Waldfläche (davon rund 80 Prozent Staatswald) in Teilen des Erzgebirgs- und Vogtlandkreises. Er ist damit vom Flächenanteil her gesehen der waldreichste Forstbezirk in Sachsen. Der Waldumbau ist weit vorangeschritten – 87 Prozent der Waldfläche sind mehrschichtige Wälder. In den 1990er Jahren dominierten hier noch die Fichten, es gab kaum Laubhölzer. Inzwischen hat der Anteil an Buche, Ahorn, Eiche und Weiß-Tanne deutlich zugenommen. Allein die Weißtanne wächst heute im Forstbezirk Eibenstock auf einer Fläche von rund 2.500 Hektar.


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