Trotz Trockenheit im Jahr 2018: Hochwasserschutz im Blick behalten!

27.12.2018, 13:38 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Wichtige Projekte auch für das Jahr 2019 geplant

„Sachsen ist im Jahr 2018 beim Hochwasserschutz erneut gut vorangekommen.“ Dieses Fazit zieht Umweltminister Thomas Schmidt zum Jahreswechsel. Rund 91 Millionen Euro standen 2018 für den Hochwasserschutz und das Hochwasserrisikomanagement an der Elbe sowie an den Gewässern 1. Ordnung zur Verfügung. „Zu den Hochwasser¬schutz¬maßnahmen, die wir in diesem Jahr vorangebracht haben, zählen sehr große Projekte mit überregionaler Wirkung, Hochwasserschutz, der nur in einzelnen Orten wirkt, aber auch scheinbar kleine Maßnahmen wie der Rückbau von Wehren oder die Aufweitung von Gewässern, die insgesamt eine große Wirkung bei der Hochwasservorsorge entfalten“, so der Minister. „Diese Bandbreite der Projekte werden wir auch 2019 fortsetzen.“

Mit dem komplexen Hochwasserschutz für die Stadt Grimma und dem Hochwasserrückhaltebecken Niederpöbel bei Schmiedeberg stehen nach aktueller Planung im Jahr 2019 zwei der größten Bauvorhaben aus dem Hochwasserschutzprogramm des Freistaates Sachsen vor der Fertigstellung.

Letzte Teilprojekte in Grimma sind der Bau des Schöpfwerkes Thostgrundbach sowie der begehbaren Hochwasserschutzmauer am Volkshausplatz. Mit rund 50 Millionen Euro, die überwiegend aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und durch den Freistaat Sachsen bereitgestellt wurden, wird seit dem Jahr 2007 eines der anspruchsvollsten städtischen Hochwasserschutzvorhaben realisiert. Besonders aufwändig ist der Hochwasserschutz in Grimma, weil historische Bausubstanz in die Planungen einbezogen werden musste. Diese wurde teilweise zum Bestandteil der Hochwasserschutzanlagen. Darüber hinaus waren wegen des durchlässigen Untergrundes auch eine unterirdische Dichtwand bis in zwölf Meter Tiefe sowie eine entsprechende Binnenentwässerung erforderlich.

Am Hochwasserrückhaltebecken Niederpöbel konnte nach umfangreichen Vorarbeiten im Jahr 2018 der 28 Meter hohe und 200 Meter lange Absperrdamm fertiggestellt werden. Dazu wurden 175 000 Kubikmeter Gestein aus einem nahe gelegenen Steinbruch gewonnen und parallel mit dem Aufbau der innenliegenden Asphaltkerndichtung aufgeschüttet. Im Jahr 2019 wird die technische Ausrüstung installiert und die notwendige Infrastruktur angebunden. Insgesamt werden hier rund 49 Millionen Euro investiert. Nach seiner Fertigstellung wird das Hochwasserrückhaltebecken 1,1 Millionen Kubikmeter Hochwasser im Einzugsgebiet der Roten Weißeritz zurückhalten können. Damit verbessert sich der Hochwasserschutz für Schmiedeberg, aber auch für andere Orte entlang der Roten Weißeritz erheblich.

Im Jahr 2019 werden auch die sächsischen Projekte aus dem Nationalen Hochwasserschutzprogramm fortgeführt. So werden für den Bau des Polders Löbnitz Deiche errichtet, die die Ortslagen in diesem Bereich besser vor Hochwasser schützen. In Verbindung mit dem in Sachsen-Anhalt liegenden Polder Rösa wird der Wasserstand in der Vereinigten Mulde deutlich abgesenkt werden können. Bis zum Jahr 2021 sollen beide Polder fertiggestellt werden.

Weitere wichtige Projekte aus dem Nationalen Hochwasserschutzprogramm sind die Deichrückverlegung an der Mulde in Bennewitz-Püchau und der Polder Aussig an der Elbe. Für diesen Polder wird Ende des Jahres 2019 der Planfeststellungsbeschluss erwartet. Damit wäre der Weg frei für den ersten einer ganzen Kette gesteuerter Polder am sächsischen Teil der Elbe. Mit Hilfe solcher Polder kann ein Hochwasserscheitel besonders effektiv gekappt werden.

In Dresden läuft seit dem Jahr 2009 der hochwassergerechte Ausbau der Vereinigten Weißeritz, die 2002 große Teile der Innenstadt überflutet und schwere Schäden angerichtet hatte. Im Jahr 2018 wurde der Abschnitt entlang des Emerich-Ambros-Ufers fertiggestellt. Im Jahr 2019 werden die Arbeiten am sogenannten Weißeritzknick fortgesetzt. An dieser Stelle hat die Weißeritz beim Hochwasser 2002 ihr künstliches Gewässerbett verlassen und war unter anderem durch den Hauptbahnhof geströmt. Hochwasserschutzwände aus Stahlbeton sollen das in Zukunft verhindern. Die Kosten für die Planung und den Bau der Maßnahmen an der Weißeritz in Dresden in Höhe von ca. 36 Millionen Euro tragen zu zwei Dritteln der Freistaat Sachsen und zu einem Drittel die Landeshauptstadt Dresden.

Ein langer Atem ist für die Sanierung der bestehenden Deiche notwendig. Gerade an der Elbe haben zwei große Hochwasserereignisse den teilweise mehr als 50 Jahre alten Erdbauwerken erheblich zugesetzt. Allein an der Elbe im Landkreis Nordsachsen werden von 2018 bis 2020 mehr als zehn Kilometer Deiche in acht Bauabschnitten für insgesamt rund 29 Millionen Euro nach dem heutigen Stand der Technik instandgesetzt.

Ebenfalls an der Elbe werden im Jahr 2019 die Hochwasserschutzanlagen in Radebeul-Fürstenhain sowie in Heidenau fertiggestellt. Die Orte bzw. Ortsteile erhalten damit Schutz vor einem einhundertjährlichen Hochwasser.

Ein Beispiel, bei dem Verbesserungen für Hochwasserschutz im Zusammenhang mit Naturschutzprojekten erreicht werden, ist das Vorhaben „Redynamisierung der Spree zwischen Lömischau und Neudorf“. In dem im Jahr 2018 im Landkreis Bautzen begonnenen Projekt werden Altarme der Spree wieder an den Gewässerlauf angebunden. Die Flussaue bekommt so ihre ursprüngliche Funktion zurück. Die Fließwege der Spree verlängern sich damit um 1,5 Kilometer. Flankiert werden diese Maßnahmen durch den Bau einer Hochwasserschutzanlage in Halbendorf und die Öffnung nicht mehr notwendiger Deiche, um zusätzlichen Retentionsraum zu schaffen

Insgesamt hat der Freistaat Sachsen seit dem Jahr 2002 sowohl in den vorbeugenden öffentlichen Hochwasserschutz als auch in die Schadensbeseitigung der Hochwasser 2002, 2010 und 2013 rund 2,9 Milliarden Euro investiert. Bis zum Jahr 2022 sind weitere 520 Millionen Euro für die Schadensbeseitigung an Gewässern und den präventiven öffentlichen Hochwasserschutz vorgesehen.

Neben dem baulichen Hochwasserschutz bleibt auch das Hochwasserrisikomanagement ein Schwerpunkt. Im Jahr 2019 muss die Überprüfung und die gegebenenfalls notwendige Aktualisierung der Hochwassergefahren- und Risikokarten abgeschlossen werden. Umfangreiche Vermessungen und Modellierungen sind dafür Voraussetzung. Für diese Grundlagenarbeit, die sowohl für die Hochwasservorsorge als auch für die Gefahrenabwehr unerlässlich ist, sind im Jahr 2019 rund fünf Millionen Euro eingeplant. Im nächsten Schritt werden die Hochwasserrisikomanagementpläne und deren Hintergrunddokumente überarbeitet. Dafür werden im Jahr 2019 wichtige Vorarbeiten zu leisten sein.

Alle Anstrengungen beim Hochwasserschutz und beim Hochwasserrisikomanagement werden jedoch keinen absoluten Schutz vor jedem nur denkbaren Hochwasser gewährleisten können. Auch wird es Bereiche geben, wo aus verschiedenen Gründen Hochwasserschutz nicht oder nicht in absehbarer Zeit möglich ist. Insbesondere dort kommt es auf die eigene Vorsorge der Betroffenen an. Hilfestellung gibt dafür mit Unterstützung des Freistaates Sachsen das Kompetenzzentrum Hochwassereigenvorsorge. Neben Informationen und Schulungen analysiert das Kompetenzzentrum auch die Gefährdungssituation betroffener Gebäude und unterbreitet Vorschläge zur Vermeidung oder Minderung von Schäden. Dokumentiert wird diese Analyse durch den „Sächsischen Hochwasservorsorgeausweis“. Sachsen setzt sich außerdem auf Bundesebene intensiv für ein Förderprogramm zur privaten Hochwasservorsorge ein.

Nach dem erfolgreichen Auftakt am 15. Mai 2018 in Bad Schandau ist im Jahr 2019 erneut ein Hochwasserschutztag geplant, der am 15. Juni in Frankenberg stattfinden wird. Wie in Bad Schandau informieren dann Behörden, Hersteller von Schutzsystemen sowie Versicherungen rund um das Thema Hochwasserschutz und Eigenvorsorge.


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft

Pressesprecher Robert Schimke
Telefon: +49 351 564 20040
Telefax: +49 351 564 20007
E-Mail: robert.schimke@smekul.sachsen.de

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