Pressegespräch anlässlich der Sächsischen Frauenwoche

14.11.2018, 11:32 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Gleichstellungsministerin Petra Köpping: „Wir müssen Gewalt gegen Frauen zum öffentlichen Thema machen“

(Dresden, den 14. November) Die Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration Petra Köpping hat heute gemeinsam mit der Vorsitzenden des Landesfrauenrates Sachsen e.V. Susanne Köhler und der Leiterin der Dresdner Interventions- und Koordinierungsstelle Sylvia Müller das Programm für die Sächsische Frauenwoche vorgestellt.

Die Sächsische Frauenwoche findet rund um den 25. November, dem Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen statt und bietet thematisch zusammenhängende Veranstaltungen mit dem Schwerpunkt „Häusliche Gewalt und sexualisierte Gewalt an Frauen und Mädchen“. Unter dem Motto „Gewalt beginnt nicht mit Schlägen“ möchten die Organisatorinnen ein öffentliches Bewusstsein für die Lebensrealität von Betroffenen von Gewalt schaffen. Jede vierte in Deutschland lebende Frau hat bereits körperliche oder sexuelle Gewalt in der Partnerschaft erlebt. Seit 2012 steigt die Zahl der Betroffenen, bei einer hohen Dunkelziffer (Angaben: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend).

Gleichstellungsministerin Petra Köpping: „Gewalt gegen Frauen hat viele Formen und betrifft alle sozialen Schichten und Altersklassen. Die weltweit am häufigsten auftretende Form von Gewalt gegen Frauen ist Gewalt durch einen vertrauten Partner. Deshalb liegt auch beim sächsischen Hilfesystem der Fokus auf der Bekämpfung von häuslicher Gewalt. Wir wissen, dass es eine hohe Dunkelziffer gibt. Viele Frauen, die Gewalt erleiden, suchen keine Hilfe auf. Darum müssen wir dafür sorgen, dass mehr Betroffene in unserem Hilfesystem ankommen. Wir müssen Gewalt gegen Frauen noch stärker als bisher zum öffentlichen Thema machen. Dies wollen wir unter anderem mit der Frauenwoche erreichen, die wir mit 90.000 Euro über unsere Richtlinie Chancengleichheit fördern. Gewalt gegen Frauen geht alle an und das Schweigen hilft nur dem Täter.“

Im Jahr 2017 fanden 540 Gewalt betroffene Frauen in Sachsen Schutz in einem Frauenhaus. 2.368 erhielten Beratung in einer Interventions-und Koordinierungsstelle. Die Landesfördermittel für Frauen-und Kinderschutzeinrichtungen, für Interventions-und Koordinierungsstellen, für Täterberatungsstellen und für die Fachberatungsstelle für Opfer von Menschenhandel wurden von 1,4 Millionen Euro in 2016 auf 3,5 Millionen Euro im laufenden Haushaltsjahr erhöht. Trotzdem bestehen noch regionale Versorgungslücken, vor allem im Erzgebirgskreis. Dies liegt daran, dass die Staatsregierung hier an die Bereitschaft der Kommunen zur Kofinanzierung gebunden ist. Frauenhäuser sind freiwillige Leistungen der Landkreise und Kommunen.

Susanne Köhler, Vorsitzende des Landesfrauenrates Sachsen e.V.: „Die besondere Intention der Sächsischen Frauenwoche 2018 ist, nicht nur den ‚Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen‘ am 25. November gemeinsam zu begehen, sondern über 10 Tage hinweg gebündelt und sachsenweit verschiedene Facetten von häuslicher Gewalt und sexualisierter Gewalt zu thematisieren, Hilfsmöglichkeiten für Opfer aufzuzeigen und so dem Thema die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken.“

Schutz vor Gewalt gegen Frauen wird oft einseitig als eine Sache der Frauen-und Kinderschutzeinrichtungen dargestellt. Dabei gehören auch die Interventions-und Koordinierungsstellen (IKS) zum Hilfesystem. Jede Frau, die akut Gewalt erfährt, kann sich dort beraten und Handlungsmöglichkeiten abklären lassen. Als eines von wenigen Bundesländern wurde in Sachsen innerhalb der IKS ein eigenständiges Beratungsangebot für Kinder und Jugendliche aufgebaut, die indirekt von Gewalt betroffen sind.

Hintergrund:

Straftaten häuslicher Gewalt nach dem Lagebild der sächsischen Polizei

• 2017 wurden 8.405 Fälle von häuslicher Gewalt als Straftaten erfasst (82 mehr als 2016).
• Es gab 7.114 Opfer; 4.819 weibliche und 2.295 männliche. 1.079 Personen wurden mindestens ein weiteres Mal Opfer von häuslicher Gewalt.
• Jedes zweite Opfer erlitt Verletzungen, 1.781 Betroffene wurden von einem Arzt behandelt. 146 Personen erlitten schwere Verletzungen mit stationärer Behandlung.
• Es gab 14 Todesfälle; 9 Frauen, darunter 1 Kind; 5 Männer, darunter 3 Kinder.


Weiterführende Links

Kontakt

Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration

Pressesprecherin Alexandra Kruse
Telefon: +49 351 564 54910
Telefax: +49 351 564 54909
E-Mail: pressegi@sms.sachsen.de
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