Sachsen und Niederschlesien prüfen Idee eines gemeinsamen Bildungsclusters

07.06.2018, 13:59 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Martin Dulig: „Das Thema Fachkräfte ist für unsere Länder zum entscheidenden Zukunftsthema geworden.“

Sachsens Wirtschafts- und Verkehrsminister Martin Dulig besucht am 6. und 7. Juni das Nachbarland Polen. Er wird von einer Delegation begleitet, die sich aus Vertretern der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH, Leipziger Messe GmbH, Europastadt Görlitz/Zgorzelec GmbH sowie der sächsischen Industrie und Kultur- und Kreativwirtschaft zusammensetzt.

Am Donnerstagmorgen hat Martin Dulig in Kąty Wrocławskie das 4,5 Hektar große Intermodal-Terminal des Unternehmens Metrans Polonia besichtigt. Dieser Termin knüpfte an das Gespräch vom Vorabend mit dem für Verkehr zuständigen Vorstand der Woiwodschaft Niederschlesien, Jerzy Michalak, an. Dabei ging es um die Wiederbelebung der „Rollenden Landstraße“ (RoLa) zwischen Sachsen und Polen. Beide Seiten bekundeten großes Interesse, mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu verlagern – da beide Länder zunehmend unter dem steigenden Last-Verkehr zu leiden haben. Allerdings hat in Polen die endgültige Zuständigkeit für die RoLa das Verkehrsministerium in Warschau.

Martin Dulig sagte während seines Besuches im Intermodal-Terminal: „Metrans gilt als der erfolgreichste Bahn-Operateur im Intermodalverkehr nach Zentral- und Osteuropa. Der neue Eigentümer will dieses Geschäft in den kommenden Jahren gezielt stärken und weiter ausbauen. Hier sehe ich zum einen gute Marktchancen für die Produkte und Kompetenzen unserer sächsischen Bahntechnik-Unternehmen. Zum anderen kann ich mir Metrans als Partner für unser wichtiges grenzüberschreitendes Projekt einer Rollenden Landstraße vorstellen. Schon jetzt gibt es eine gute Zusammenarbeit mit dem Güterverkehrszentrum in Leipzig – diese sollten wir weiter ausbauen.“

Mit Vize-Marschallin Iwona Krawczyk, in Niederschlesien zuständig für Wirtschaft und Regionalentwicklung, tauschte sich Martin Dulig am Mittag in seiner Funktion als Arbeitsminister über zwei Stunden über die aktuelle Lage auf dem niederschlesischen und sächsischen Arbeitsmarkt aus. Gerade der Großraum Wrocław leidet unter einem akuten Fachkräftemangel und hat mit unter drei Prozent Arbeitslosigkeit eine theoretische Vollbeschäftigung. Beide Politiker sprachen über Programme für Langzeitarbeitslose, Fachkräftekampagnen, Qualifizierungsmaßnahmen und die Einrichtung von sozialen Arbeitsmärkten.

Martin Dulig: „Das Thema Fachkräfte ist für unsere Länder zum entscheidenden Zukunftsthema geworden. Allein durch die demografische Entwicklung werden wir in Sachsen bis zum Jahr 2030 über 300.000 Menschen weniger im arbeitsfähigen Alter haben. Daher müssen wir schauen, welche Strategien wir entwickeln. Es arbeiten bereits viele gute polnische Fachkräfte bei uns in Sachsen. Wir führen derzeit eine Debatte über Zuwanderung, etwa aus Polen. Uns ist jedoch sehr wohl bewusst, dass jede polnische Fachkraft bei uns wiederum eine Lücke in Polen reißt. Das Problem müssen wir daher gemeinsam anpacken und uns nicht gegenseitig die Arbeitskräfte abwerben. Deutschland braucht auf jeden Fall ein modernes Zuwanderungsgesetz.“

Vize-Marschallin Krawczyk schlug die Gründung eines sächsisch-niederschlesischen Bildungsclusters vor, um gemeinsam Ausbildungen zu harmonisieren und dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken. Martin Dulig: „Das ist ein sehr interessanter Vorschlag. Wir haben schon Strukturen, die uns helfen können, ein solches Cluster zu formen. Wichtig ist auch, dass die Anerkennung von Abschlüssen in unseren beiden Ländern weiter vorankommt. Ich sehe darin auch die Chance, dass sich unsere Unternehmen so weiter vernetzen können.“ Eine kleine Arbeitsgruppe beider Länder soll sich nun zusammenfinden, um die Voraussetzungen für ein solches Cluster zu klären.

Die Kultur- und Kreativbranche steht im Fokus des Nachmittags-Programms. Die sächsische Delegation wird den Mathematischen Turm und die jüngst restaurierte barocke „Aula Leopoldina“ der Universität Wrocław, das junge Stadtviertel „Nadodrze“ und das Zentrum für berufliche Weiterbildung „Krzywy Komin“ (deutsch: „Schiefer Schornstein“) besichtigen. Diese Einrichtung fördert vor allem den Erhalt seltener Handwerksberufe und vermittelt Aufträge großer Unternehmen an kleine, junge und besonders kreative Firmen. Dulig: „Sachsens lebendige Kultur- und Kreativwirtschaft ist mit knapp über 39.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ein wichtiger Arbeitgeber und sie trägt mit ihren Ideen unmittelbar zur Innovations- und damit Wettbewerbsfähigkeit der Industrie bei. Mein Besuch in Polen soll die Kreativen beidseits der Neiße ermutigen, noch stärker zusammenzuarbeiten und Ideen auszutauschen. Grenzen sind kein Hindernis mehr, denn gerade die Digitalisierung bietet viele Chancen für eine effektive und gewinnbringende Zusammenarbeit.“

Zum Ende seiner Polen-Reise wird Martin Dulig als Schirmherr das Sommerfest im Garten des Deutschen Generalkonsulats in Wrocław eröffnen. In diesem Rahmen präsentiert die Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen den Freistaat als Tourismusstandort und Kulturreiseziel Nr. 1 in Deutschland. „Sachsens qualitativ hochwertige Kunst- und Kulturangebote wachsen beständig und bieten daher immer wieder neue Reiseanlässe“, so Dulig. „Unsere Nachbarn sind herzlich eingeladen, diese einmalige Kulturlandschaft zu entdecken. Wir werden sie mit offenen Armen empfangen. Mir liegt persönlich sehr viel am kulturellen Austausch. Denn nur durch persönliche Begegnungen können sich Menschen kennenlernen und besser verstehen.“

Zu Metrans

Metrans – ein tschechisches Eisenbahnunternehmen für Güterverkehr – ist seit April 2018 im Besitz der Hamburger Hafen- und Logistik AG. Es betreibt 13 leistungsfähige Umschlag-Terminals im europäischen Binnenland, davon fünf zentrale Hub-Terminals (Budapest, Česká Třebová, Dunajská Streda, Poznań, Prag). Die Tochtergesellschaft Metrans Rail verbindet Mitteleuropa mit den Seehäfen Rotterdam, Hamburg, Bremerhaven und Koper (Slowenien). 2017 transportierte das Unternehmen über eine Million Standard-Container auf der Schiene. Für Metrans fahren etwa 400 Züge pro Woche.

Export-/Importbilanz 2017

Polen zählt zu Sachsens wichtigsten Handelspartnern. Im Export belegte das Nachbarland im vergangenen Jahr den sechsten, im Import den zweiten Platz. 2017 wurden sächsische Waren im Wert von rund 2,02 Milliarden Euro nach Polen geliefert – ein Plus von knapp fünf Prozent gegenüber 2016. Im gleichen Zeitraum wurden Waren im Wert von rund 2,01 Milliarden Euro aus Polen importiert (plus 8,6 Prozent). Die wichtigsten Branchen sind der Kraftfahrzeugbau, die Elektrotechnik und der Maschinenbau.


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz

Pressesprecher Jens Jungmann
Telefon: +49 351 564 80600
Telefax: +49 351 564 80680
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