DGB-Index „Gute Arbeit“ 2017: Sachsens Beschäftigte schätzen Arbeitsbedingungen kritischer ein als Bundesdurchschnitt

07.05.2018, 11:21 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Minister Dulig: „Fachkräftefrage wird an diesem Punkt mitentschieden“

Wie steht es um die Qualität der Arbeit aus Sicht der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Freistaat Sachsen? Dieser Frage geht der DGB-Index „Gute Arbeit“ nach. Um sie speziell für Sachsen zu beantworten, wurden im Jahr 2017 zum zweiten Mal insgesamt 1.022 Beschäftigte in Sachsen befragt. Auf diese Weise sind auch Vergleiche mit den Werten für Ost- und Gesamtdeutschland möglich.

Für die betriebliche Sichtweise auf Arbeit, Ausbildung, Innovation und Investitionen liefert das IAB-Betriebspanel für Sachsen schon seit längerer Zeit wertvolle Information. „Wenn wir mehr ‚Gute Arbeit‘ für Sachsen‘ wollen, dann brauchen wir die ehrliche Einschätzung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Deshalb haben wir sie im Rahmen des DGB-Index nach ihrer Meinung gefragt“, so Arbeitsminister Martin Dulig

  • Qualität der Arbeitsbedingungen und Arbeitszufriedenheit in Sachsen

Die allgemeine Arbeitsqualität durch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wird in Sachsen wieder kritischer bewertet als in Deutschland insgesamt und auch in Ostdeutschland. 27 Prozent der sächsischen Beschäftigten bewerten ihre Arbeitsqualität als „schlecht“ (gegenüber Deutschland: 19 Prozent, Ostdeutschland: 22 Prozent). Gründe dafür sind vor allem die „Arbeitszeitlage“ – also Abend-, Nacht- und Wochenendarbeit. Aber auch fehlende „Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten“ sowie mangelnde „Beschäftigungssicherheit und berufliche Zukunftssicherheit“ wirken sich negativ aus. Besonders schwer wiegt der hohe Anteil an Schichtarbeit: 36 Prozent gaben an, regelmäßig oder gelegentlich in Schichten zu arbeiten (Deutschland: 19 Prozent, Ostdeutschland: 21 Prozent).
Die Qualität der Arbeit wird grundsätzlich positiver beschrieben, je qualifizierter die Tätigkeit ist. Die Einschätzung der eigenen Arbeitsfähigkeit bis zum regulären Rentenalter liegt im Durchschnitt der Jahre 2016 und 2017 in Sachsen deutlich unter dem Bundesdurchschnitt (50 Prozent). Die Qualität der Arbeitsbedingungen übt darauf einen starken Einfluss aus. Die Beschäftigten in Sachsen, die Schichtarbeit und/oder körperlich schwere Arbeit leisten, werden nach ihrer eigenen Einschätzung ihre derzeitige Tätigkeit mehrheitlich nicht bis zum regulären Renteneintritt ausüben können.

  • Arbeitgeberbindung

Die Bereitschaft, den Arbeitgeber zu wechseln ist dabei je nach Arbeitsqualität deutlich unterschiedlich ausgeprägt: Von allen sächsischen Beschäftigten würden 2016/2017 nur 21 Prozent den Arbeitgeber wechseln, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. 65 Prozent würden bei ihrem jetzigen Arbeitgeber bleiben und 12 Prozent wollten oder konnten sich diesbezüglich nicht festlegen.
Anders bei den Beschäftigten, die eine schlechte Qualität der Arbeitsbedingungen erleben. Von ihnen würde etwas mehr als die Hälfte (52 Prozent) den Arbeitgeber wechseln, wenn sich dazu die Gelegenheit bietet. Dass dieser Anteil sich mit steigender Qualität der Arbeit sehr deutlich verringert und bei Beschäftigten in der Kategorie „Gute Arbeit“ nur noch 1 Prozent beträgt, unterstreicht eindrücklich, dass eine hohe Qualität der Arbeit nicht nur den Beschäftigten zu Gute kommt, sondern für Unternehmen auch ein Vorteil im Wettbewerb um Arbeitskräfte ist.
Arbeitsminister Dulig: „Die Ergebnisse zeigen deutlich, wie wichtig es ist, sich für ‚Gute Arbeit‘ in Sachsen einzusetzen. Die Ansatzpunkte für eine Verbesserung liegen mit dieser detaillierten Studie auf dem Tisch. Wer gern zur Arbeit geht, einen guten Lohn und Wertschätzung erhält, der fühlt sich wohl und kann auch gute Leistungen bringen. Wer zufrieden ist mit seiner Situation am Arbeitsplatz, der bleibt und wird sich seltener nach einer Alternative umschauen. Die Fachkräftefrage wird an diesem Punkt mitentschieden.“

Weitere ausgewählte Ergebnisse der Untersuchung

  • Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben

In Sachsen geben 21 Prozent der Beschäftigen an, „nie“ Probleme mit der zeitlichen Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben zu haben, was einer niedrigeren Ausprägung im Vergleich zu Gesamtdeutschland (25 Prozent) und Ostdeutschland (24 Prozent) entspricht. Aufgrund des demografischen Wandels wird auch in Sachsen die Doppelbelastung durch Beruf und private Pflegeaufgaben immer häufiger, weshalb im Jahr 2017 rund 30 Prozent der Sachsen Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit hatten. Als Verbesserungsmaßnahmen halten die Beschäftigten eine Begrenzung der täglichen Arbeitszeit auf acht Stunden oder den erweiterten Einfluss auf ihre Arbeitszeitgestaltung als sinnvoll.

  • Digitalisierung der Arbeitswelt

In Sachsen arbeiten 22 Prozent „in sehr hohem Maß“ mit digitalen Mitteln, bundesweit liegt der bei Anteil 25 Prozent. Viele Beschäftigte in kleinen und mittleren sowie in Kleinstunternehmen berichten von einem sehr hohen oder hohen Digitalisierungsgrad ihrer Tätigkeit. Insgesamt gibt nur ein kleiner Anteil von Beschäftigten an, „gar nicht“ mit digitalen Mitteln zu arbeiten (16 Prozent). Die sächsischen Beschäftigten aus Unternehmen mit weniger als 20 Mitarbeitern geben dabei an, zu einem mindestens gleich hohen bzw. zu einem tendenziell höheren Anteil im hohen Grad (46 Prozent) digital zu arbeiten, als es in Ostdeutschland oder Deutschland in Unternehmen gleicher Größe der Fall ist. Mit der Erhöhung des Digitalisierungsgrades nimmt insbesondere in Sachsen auch die Erwartung zu, außerhalb der Arbeitszeit erreichbar zu sein.

Hintergrund
Der DGB-Index „Gute Arbeit“ ist eine repräsentative Befragung von Beschäftigten aller Branchen, die der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) einmal jährlich durchführt. Im Frühjahr 2017 wurden anhand eines Fragebogens mündliche Befragungen durchgeführt, für Sachsen liegen von 1.022 Beschäftigten verwertbare Befragungsergebnisse vor. Diese stehen stellvertretend für die Grundgesamtheit der Arbeitnehmer und Beamten am Arbeitsort Sachsen, ohne Freiberufler und Selbstständige.

Die Ergebnisse des DGB-Index „Gute Arbeit in Sachsen“ für 2017 finden Sie in der Anlage und auf den Seiten des SMWA.


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Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr

Pressesprecher Jens Jungmann
Telefon: +49 351 564 80600
Telefax: +49 351 564 80680
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