Endspurt für europäische Forschungsförderung

06.12.2017, 13:23 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Die Europäische Kommission hat im Herbst 2017 das dritte und vorerst letzte Arbeitsprogramm von „HORIZON 2020“ gestartet. Unter diesem Namen firmiert das inzwischen achte Forschungsrahmenprogramm der EU. Es ist erstmals ein Programm für Forschung UND Innovation. Die Aufrufe zur Einreichung von Projektanträgen richten sich deshalb nicht nur an Forschungseinrichtungen und Hochschulen, sondern auch an Unternehmen. Davon profitiert zum Beispiel die Dresdner Sunfire GmbH. Sunfire ist es schon mehrfach gelungen, die relativ hohen Hürden bei der europäischen Forschungsförderung zu überwinden. Hinter dem jüngsten Projekt GrInHy (siehe auch Hintergrund) verbirgt sich die Entwicklung und der Probebetrieb eines Elektrolyse-Moduls, das unter Verwendung von Abwärme aus der Stahlproduktion Dampf in Sauerstoff und Wasserstoff umwandelt.

Der für Technologie zuständige Sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig: „Ich möchte Sunfire und allen anderen sächsischen Unternehmen, die bislang bei „HORIZON 2020“ erfolgreich waren, herzlich gratulieren. Ich würde mich freuen, wenn noch mehr Unternehmen an der europäischen Forschungs- und Innovationsförderung teilnehmen würden. Wir unterstützen das nicht immer einfache Antragsverfahren bei der EU gern mit unserer HORIZON-Prämie aus Landesmitteln. Denn Innovation lohnt sich. Innovierende Unternehmen sind wettbewerbsfähiger als nicht innovierende. Und wer das auf europäischer Ebene tut, stärkt zudem seine internationale und interkulturelle Kompetenz. Das ist gut für uns alle.“

„HORIZON 2020“ gilt als weltweit größtes Forschungs- und Innovationsprogramm. Es besitzt für den Zeitraum 2014 bis 2020 ein Budget von 77 Milliarden Euro. Davon entfallen allein 30 Milliarden Euro auf das jetzt gestartete dritte Arbeitsprogramm.

Die Hürden im Wettbewerb um die begehrten europäischen Mittel sind hoch. Eine Förderung erhalten nur die besten unter den zahlreichen exzellenten Projektvorschlägen. Dennoch haben sich bislang 104 sächsische Unternehmen insgesamt 150mal erfolgreich an „HORIZON 2020“ beteiligt und Förderzusagen von der Europäischen Kommission in Höhe von insgesamt rund 64 Millionen Euro erhalten. „Die Förderung durch die Europäische Union hat uns in die Lage versetzt, mit Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Europa zusammenzuarbeiten und im Ergebnis ein hocheffizientes und sauberes Energiekonzept anzubieten“, so Nils Aldag, der Geschäftsführer von Sunfire.

Wie Sunfire sind zwei Drittel der an „HORIZON 2020“ beteiligten sächsischen Unternehmen kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Mit dem sogenannten „KMU-Instrument“ richtet sich ein Programmteil von „HORIZON 2020“ ausschließlich und gezielt an KMU. Das Instrument unterstützt die Realisierung innovativer Ideen mit hohem Marktpotenzial, vorausgesetzt das Unternehmen verfolgt internationale Ambitionen und besitzt Wachstumspotenzial. KMU können seit dem 7. November 2017 ohne Themenvorgabe eine Förderung im Rahmen des „KMU-Instruments“ beantragen. Anders als bei den thematischen Programmen können sie Anträge hierfür laufend einreichen. An vier Stichtagen im Jahr bis einschließlich 2020 entscheidet ein unter dem Dach von „HORIZON 2020“ etablierter Europäischer Innovationsrat (EIC) mit einem Budget von 2,7 Milliarden Euro über die Förderung.

Für Unternehmen ist es mitunter nicht leicht, eine Balance zwischen dem Tagesgeschäft und der Entwicklung neuer Produkte oder Verfahren gemeinsam mit international renommierten Partnern zu finden. Um den Schritt auf das internationale Forschungs- und Innovationsparkett zu erleichtern, unterstützt das sächsische Wirtschaftsministerium KMU mit der „HORIZON-Prämie“. Die Prämie beträgt je nach Projektkonstellation zwischen 5.000 und 25.000 Euro. Damit kann ein KMU für die Beantragung europäischer Mittel, sei es im Rahmen der thematischen Programme oder im Rahmen des KMU-Instruments, Beratungsdienstleistungen durch private Anbieter, Kammern, Hochschulen oder Forschungseinrichtungen in Anspruch nehmen. Die HORIZON-Prämie ist Bestandteil der ab 1. Juli 2017 geltenden Richtlinie „Landes-Technologieförderung“ des SMWA. Anträge nimmt die Sächsische Aufbaubank - Förderbank (SAB) jederzeit entgegen.

Bei Fragen rund um die europäische Forschungs- und Innovationsförderung steht sächsischen Unternehmen zudem das gemeinsam von der Europäischen Union und dem Freistaat geförderte Enterprise Europe Network (EEN) SACHSEN mit Ansprechpartnern in Leipzig, Chemnitz, Riesa und Zittau/Görlitz zur Verfügung. Das EEN bietet unter anderem Schulungen zu HORIZON 2020 an und erbringt im Rahmen des KMU-Instruments im Auftrag der Europäischen Kommission Dienstleistungen für geförderte Unternehmen.

Neben HORIZON 2020 stellt die Europäische Union erhebliche Mittel für die Unterstützung von Forschung und Technologie in Sachsen aus dem Europäischen Regionalfonds (EFRE) und dem Europäischen Sozialfonds (ESF) zur Verfügung. Seit 2007 hat der Freistaat Sachsen aus diesen Fonds gemeinsam mit Landesmitteln allein im Rahmen seiner Technologieförderung für mehr als 4.000 Vorhaben insgesamt bereits ca. 950 Mio. € bewilligt.

Hintergrund:

Das Förderprojekt GrInHy ist ein erster Schritt zu einer CO2 neutralen Stahlindustrie. Der Wasserstoff wird dem Glühprozess zugeführt und verhindert die Oxydation des Stahls. Umgekehrt kann das Elektrolysemodul zur Netzstabilisierung aus Wasserstoff Strom erzeugen. An dem Vorhaben mit einem Kostenumfang von 4,5 Millionen Euro, für das die Salzgitter Flachstahl GmbH den Testbetrieb durchführt, sind insgesamt acht Partner aus fünf europäischen Ländern beteiligt. Auch andere Branchen, insbesondere die chemische Industrie können das Verfahren zur Verbesserung ihrer CO2 -Bilanz anwenden. Die 2010 gegründete Sunfire GmbH mit circa 90 Mitarbeitern ist Entwickler und Produzent von Anlagen zur dezentralen Erzeugung von Strom und Wärme, zur Produktion technischer Gase und Kraftstoffe sowie zur Energiespeicherung.


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz

Pressesprecher Jens Jungmann
Telefon: +49 351 564 80600
Telefax: +49 351 564 80680
E-Mail: presse@smwa.sachsen.de
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