Export ist bedeutende Säule der sächsischen Wirtschaft – Außenwirtschaftsoffensive geplant
06.04.2016, 12:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Die Außenwirtschaftsinitiative Sachsen (AWIS) bündelt die wesentlichen außenwirtschaftlichen Akteure und Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft in Sachsen. In diesem Jahr findet die Außenwirtschaftswoche vom 11. – 15. April statt. Im Vorfeld der Veranstaltungswoche traf sich Wirtschaftsminister Martin Dulig heute zum Spitzengespräch mit den in AWIS vertretenen Kammern bei der Firma Tiegel GmbH.
„Weltoffenheit und Internationalität prägen nicht nur Kunst, Kultur und Wissenschaft in Sachsen, sie sind auch unverzichtbar für unseren wirtschaftlichen Erfolg. Etwa ein Drittel der Wirtschaftsleistung erbringt der Freistaat Sachsen im Export. Besonders für kleine und mittlere Unternehmen ist der Export ein Wachstumsfaktor. Wir sind in unserem heutigen Spitzengespräch übereingekommen, das Angebot der Außenwirtschaftsförderung in Sachsen gemeinsam weiter auszubauen“, betonte Wirtschaftsminister Martin Dulig, gemeinsam mit Dr. Günter Bruntsch, Präsident der Industrie- und Handelskammer Dresden und Dr. Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden.
Die Mitglieder der Außenwirtschaftsinitiative vereinbarten, gemeinsam verstärkt auf Unternehmen zuzugehen, die noch nicht im Auslandsgeschäft aktiv sind. „Abholen statt Abwarten ist hier das Credo. Wir werden in der Außenwirtschaftsinitiative noch enger zusammenwirken. Noch in diesem Jahr werden wir eine Internationalisierungsagentur gründen, die unsere außenwirtschaftlichen Unterstützungsangebote vernetzt und für Exporteinsteiger aufbereitet“, informierte Martin Dulig.
„Spätestens ab Januar 2017 werden Exportscouts bei den Kammern arbeiten, die proaktiv Unternehmen ansprechen und zu Auslandsgeschäften und Internationalisierungsfähigkeit beraten“, sagte IHK-Präsident Dr. Günter Bruntsch.
Handwerkskammer-Präsident Dr. Jörg Dittrich erklärt: „Wir versprechen uns von dieser Beratung exportunerfahrener Unternehmen, dass insbesondere kleine Unternehmen ihre im Auslandsgeschäft bestehenden Entwicklungspotentiale prüfen und letztendlich nutzen, um sich von regionalen Absatzmärkten unabhängiger zu machen.“
Für die Unternehmen, die sich zu ersten Schritten ins Auslandsgeschäft entschließen, steht selbstverständlich das gesamte bestehende Unterstützungsangebot zur Verfügung.
Allen Beteiligten war das heutige Spitzengespräch auch deshalb so wichtig, um unmittelbare Informationen aus der sächsischen Wirtschaft und Einschätzungen zu außenwirtschaftlichen Entwicklungen auszutauschen. Themen des Spitzengesprächs waren u.a. die Handelsbeziehungen sächsischer Unternehmen zur Russischen Föderation, China und dem Iran.
Schwerpunkt Russland: Trotz der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleibt Russland für sächsische Unternehmen weiterhin ein wichtiger Wirtschaftspartner und Absatzmarkt (2015: Rückgang der Ausfuhren um 14,8 Prozent; Platz 14 der sächsischen Exportmärkte). Hauptgrund dafür sind die in Russland zurückgehenden Investitionen aufgrund des niedrigen Ölpreises und des damit einhergehenden Rubelverfalls. „Deshalb ist es in der gegenwärtigen Situation besonders wichtig, trotz der EU-Sanktionen die guten Kontakte in die Russische Föderation zu pflegen“, sagte Wirtschaftsminister Dulig. Geplant ist u.a. noch in diesem Jahr mit einer Unternehmerdelegation (Schwerpunkt Maschinen- und Anlagenbau) nach Samara zu reisen. Weitere Unternehmerreisen nach Russland werden von der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH durchgeführt.
Schwerpunkt China: Die Exporte nach China sind 2015 zwar zurückgegangen (-13 Prozent) bewegen sich aber weiter auf hohem Niveau (5,6 Milliarden Euro, 15 Prozent der sächsischen Exporte). Großes Potential besteht weiterhin für Maschinenbau und Umwelttechnik. In diesen Bereichen wird in China trotz des nachlassenden Wirtschaftswachstums weiterhin investiert und modernisiert und es besteht große Nachfrage nach innovativen Produktionstechnologien und neuen Lösungen in der Umwelttechnik.
Schwerpunkt Iran: Sächsische Unternehmen sollen dabei unterstützt werden, den Iran wieder neu zu erschließen und den iranischen Markt nachhaltig zu bearbeiten. Nach dem Ende der Isolation hat das Land einen hohen Nachholbedarf, Wirtschaft und Infrastruktur zu modernisieren. Im Bereich Maschinen- und Anlagenbau passen iranischer Investitionsbedarf und sächsische Kompetenzen besonders gut zusammen. Wirtschaftsminister Martin Dulig wird deshalb mit einer sächsischen Unternehmerdelegation Ende Mai in den Iran reisen, um erste Kontakte zu knüpfen und den Markt zu sondieren. Im Oktober wird die Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS) einen sächsischen Gemeinschaftsstand auf der wichtigsten iranischen Messe durchführen. Geplant ist außerdem, iranische Delegationen nach Sachsen einzuladen, um Vorteile sächsischer Produkte und Technologie hier vor Ort darzustellen.
Gastgeber des Spitzengesprächs zur Außenwirtschaft war die Firma Tiegel GmbH in Radeberg. Geschäftsführerin Kerstin Tiegel sagte: „Getreu dem Firmenmotto ‚Bestand hat nur, was sich ändert‘, werden im Unternehmen Innovationen groß geschrieben. Zu jeder Zeit und in jeder Gesellschaftsform musste auf Bedarf und Nachfrage reagiert werden, um interessante Produkte und Dienstleistungen anbieten zu können und den Fortbestand des Unternehmens zu sichern.“ So leistet sich das Unternehmen heute eine eigene Konstruktionsabteilung, die schnell auf Marktbedingungen reagieren kann. Permanent wird hier an Produktneu- und Produktweiterentwicklungen gearbeitet. Jeder Auslandseinsatz der Kundendiensttechniker wird ausgewertet, um die Zuverlässigkeit der Produkte unter den jeweiligen extremen regionalen Klimabedingungen zu gewährleisten. So musste zuletzt auch auf die politischen Rahmenbedingungen reagiert werden. Der Verkauf hochwertiger sehr spezieller Containerheizanlagen nach Russland ist eingeschränkt bzw. fast unmöglich geworden. Das innovative Unternehmen musste nach neuen ausländischen Märkten suchen. Die Tiegel GmbH gehört zu den erfolgreichsten Handwerksbetrieben im Raum Dresden. 2015 war das Unternehmen für den „Zukunftspreis – Handwerksbetrieb des Jahres“ der Handwerkskammer Dresden nominiert und gehörte damit zu den besten drei Bewerbern.
Hintergrund:
Die Außenwirtschaftswoche wird von der Außenwirtschaftsinitiative Sachsen AWIS veranstaltet. Unter dem Vorsitz des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr haben sich die sächsischen Industrie- und Handelskammern, die sächsischen Handwerkskammern, die Vereinigung der sächsischen Wirtschaft, die Sächsische Staatskanzlei, das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft sowie das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz zur Koordinierung ihrer außenwirtschaftlichen Aktivitäten zusammengeschlossen.
Außenhandelszahlen 2015
- Nach dem Rekordergebnis 2014 (Export +14 Prozent; 36 Mrd. Euro) hat sich positive Entwicklung 2015 fortgesetzt (Export +7 Prozent; 38 Mrd. Euro).
- Im Vergleich der Steigerungsraten der Bundesländer liegt Sachsen damit auf Platz 7 - gutes Mittelfeld
- 43 Prozent der Ausfuhren der neuen Flächenländer kamen 2015 aus Sachsen.
- Hauptmärkte: Wichtigste Ausfuhrländer waren erneut China, die USA und das Vereinigte Königreich; 45 Prozent der Ausfuhren gingen 2015 in die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, im Jahr davor waren es 43,2 Prozent.
- Importpartner Nr. 1 ist seit Jahren die Tschechische Republik – fast ein Fünftel aller Importe kommen aus unserem Nachbarland – hauptsächlich Kfz-Teile und Zubehör.
- Erzeugnisse des Kraftfahrzeugbaus sind Import- und auch Export-Branche Nr.1: 48 Prozent Anteil an sächsischen Exporten (Vorjahr: 44,8 Prozent), Maschinenbau und Elektrotechnische Erzeugnisse jeweils 10 und 11 Prozent
- Sachsen hatte 2015 eine gesamtwirtschaftliche Exportquote von 34,2 Prozent und liegt damit auf Platz 6 der Bundesländer