Tillich überreicht Sächsischen Verdienstorden

26.06.2015, 13:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Auszeichnung für zwölf Bürgerinnen und Bürger

Dresden (26. Juni 2015) - Ministerpräsident Stanislaw Tillich hat heute in Dresden zwölf Bürgerinnen und Bürgern den Verdienstorden des Freistaates Sachsen verliehen. Mit der Auszeichnung ehrt der Freistaat Menschen, die sich im politischen, wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen, gesellschaftlichen oder ehrenamtlichen Bereich in herausragendem Maße engagiert haben. Bei dem Sächsischen Verdienstorden handelt es sich um die höchste staatliche Auszeichnung des Freistaates.

Den Orden erhielten im Einzelnen:

Professor Yadegar Asisi, Berlin

Prof. Yadegar Asisi (60) hat sich als Unternehmer, Hochschullehrer und Künstler große Verdienste erworben. Seine vielfältigen und herausragenden Aktivitäten zur Pflege der Erinnerungskultur und sein Engagement bei der Planung und Durchführung seiner Ausstellungen haben in hohem Maße zum Wohle und Ansehen Sachsens beigetragen. So gelang ihm mit seinem jüngsten Panoramabild DRESDEN 1945 in der sächsischen Landeshauptstadt ein wichtiger Beitrag zum Nachdenken über die von Menschen möglich gemachten Abgründe der Grausamkeit und des Wahnsinns in der Kriegsentstehung und Kriegsführung. Die Ausstellung vermittelte nachhaltig die Schrecken der Geschehnisse vor 70 Jahren und die Warnung, dass so etwas nie wieder geschehen darf, ohne dabei die Hintergründe zum Zustandekommen der Zerstörung Dresdens außer Acht zu lassen.

Dr. h.c. Michael Federmann, Tel Aviv (Israel)

Als Unternehmer hat sich Michael Federmann (71) große Verdienste um den Wirtschafts- und Hochtechnologiestandort Freiberg im Freistaat Sachsen erworben. Durch die Gründung der Freiberger Compound Materials GmbH wurde die gesamte Region wirtschaftlich gestärkt. Das Unternehmen war auch das erste israelische Produktionsunternehmen in Europa überhaupt und gilt als wichtige Säule für den Mikroelektronikstandort Sachsen. Außerdem engagiert er sich ehrenamtlich für eine gute deutsch-israelische Zusammenarbeit. So hat er den Neubau der Synagogen in Dresden und Chemnitz unterstützt, die Städtepartnerschaft zwischen Freiberg und Ness-Ziona in Israel mitbegründet und der TU Bergakademie Freiberg ein Studienprogramm gestiftet, das den wissenschaftlichen Austausch junger Wissenschaftler zwischen Deutschland und Israel fördert.

Dr. Fritz Hähle, Chemnitz

Dr. Fritz Hähle (73) zählt zu den herausragenden Politikern im Freistaat Sachsen. Mit seinem engagierten Wirken prägte er den Neuanfang sowie die Entwicklung des Parlamentarismus und die Festigung der demokratischen Strukturen in Sachsen. Seine besonderen Fähigkeiten, loyal und vermittelnd zu wirken, waren der Grundstein für sein langjähriges Wirken als Abgeordneter und später als Vorsitzender der CDU-Fraktion im Sächsischen Landtag und als CDU-Landesvorsitzender. Stets an den christlichen Werten orientiert, hielt er Kurs für eine erfolgreiche Umsetzung der Ziele beim Wiederaufbau Sachsens. Neben weiteren Aktivitäten auf kommunaler Ebene engagierte er sich auch als stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins des Kinder- und Jugendheimes in Limbach-Oberfrohna für die umfassende Sanierung des Hauses.

Dr. Arne Kolbmüller, Leipzig

Als Unternehmer und Präsident der Ingenieurkammer Sachsen hat sich Dr. Arne Kolbmüller (59) große Verdienste um den hiesigen Wirtschafts- und Technologiestandort erworben. Sein herausragendes Engagement hat maßgeblich zur wirtschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen Stärkung des Freistaates beigetragen. Bereits seit dem Jahr 1990 wirkte er beim demokratischen Neuanfang der Ingenieurorganisation in verantwortungsvollen Ämtern mit. Zielstrebig und kraftvoll widmet er sich seit 2003 auch als Präsident dieser Interessenvertretung. Zudem engagiert er sich für den Ingenieurnachwuchs: Mit der Stiftung „Sachsen. Land der Ingenieure“, die sich der Förderung junger Ingenieure verschrieben hat, unterstützt er diese wichtige Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

Prof. Dr. Hans Joachim Meyer, Berlin

Als Wissenschaftler, Politiker und Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken sowie in weiteren ehrenamtlichen Funktionen in der Katholischen Kirche hat sich Prof. Hans Joachim Meyer (78) herausragende Verdienste erworben. Sein Schaffen für den Wissenschafts-, Kunst- und Wirtschaftsstandort Sachsen hatte beim Aufbau Sachsens nach der Wiedervereinigung besondere Bedeutung. Unter seiner Leitung als Wissenschaftsminister entstand ein leistungsfähiges Hochschulsystem, das an sächsische Traditionen in Ingenieur-, Geistes­ und Naturwissenschaften, Medizin und Kunst anknüpfte. Untrennbar mit seinem Namen verbunden bleibt die Umgestaltung der außeruniversitären Forschung in Sachsen. Auch setzte er sich für das bundesweit einmalige Kulturraumgesetz ein und war maßgeblich an der Errichtung der Stiftung für das sorbische Volk beteiligt. Nach seiner Amtszeit als Wissenschaftsminister ist er noch heute in verschiedenen Wissenschafts-Gremien aktiv tätig. 1997 war er von der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken zum Präsidenten gewählt worden. Dieses hohe Ehrenamt hatte er bis 2009 inne.

Dr. Hans-Georg Möckel, Auerbach

Beim Aufbau der Strukturen des öffentlichen Veterinärwesens in Sachsen leistete Dr. Hans-Georg Möckel (67) Pionierarbeit. Er baute Anfang der 1990er Jahre mit hohem persönlichen Einsatz die Zulassungs- und Prüfungsordnung des höheren Veterinärdienstes im Freistaates Sachsen auf. Seit 1995 ist er Präsident der Landestierärztekammer Sachsen. Diese ehrenamtliche Aufgabe führt er zwischenzeitlich in fünfter Wahlperiode aus und ist damit der dienstälteste Kammerpräsident Deutschlands. Auch in dieser Funktion gibt er der beruflichen Fortbildung der Tierärzte stets höchste Priorität. Mit seinem Engagement leistet er einen bedeutenden Beitrag für den öffentlichen Gesundheitsdienst und den gesundheitlichen Verbraucherschutz in Sachsen. Dabei widmet er sich auch den immer mehr an Bedeutung gewinnenden Themen der ökologischen Tierhaltung, der Gesundheit der Tiere und dem Schutz der Verbraucher.

Dietmar Mothes, Chemnitz

Als Unternehmer und insbesondere als Präsident der Handwerkskammer Chemnitz hat sich Dietmar Mothes (70) große Verdienste um den Wirtschaftsstandort Sachsen erworben. Hervorzuheben ist sein herausragendes Engagement bei der Gewinnung von handwerklichem Nachwuchs und Fachkräften. Er setzt sich erfolgreich für eine hochwertige und zeitgemäße Ausbildung im dualen System ein und trägt damit zur Zukunftsfähigkeit Sachsens bei. Als überzeugter Mittelstandspolitiker und passionierter Vertreter des Handwerks geht es ihm dabei stets darum, die verantwortungsbewusste Werteorientierung des persönlich haftenden Gesellschafters im Handwerk als Grundvoraussetzung einer sozialen Marktwirtschaft in der Öffentlichkeit zu vermitteln. Er arbeitet in verschiedenen Gremien auf kommunaler, Landes- und Bundesebene mit.

Dr. Horst Saalbach, Huntington/NY (USA)

Der gebürtige Leipziger floh 1955 mit gerade 17 Jahren in die Bundesrepublik Deutschland. 1959 wanderte er in die USA aus. Horst Saalbach (77) gehört zu den Pionieren der deutschen Automatisierungs-Industrie in den USA und war Mitbegründer der Firma Festo-USA. Durch sein ausgeprägtes Heimatgefühl blieb er mit Deutschland und Leipzig immer verbunden. So wurde er nach dem Mauerfall Mitglied im Kuratorium der Handelshochschule Leipzig (HHL) und berät ehrenamtlich die älteste private betriebswirtschaftliche Hochschule Deutschlands. Seit mehr als fünfzehn Jahren vermittelt er seine Managementerfahrungen in regelmäßigen Vorlesungen für den Führungskräftenachwuchs. Mit seinen Zustiftungen an eine Stiftung der HHL trägt er zur langfristigen finanziellen Absicherung der Hochschule bei. Verdient gemacht hat er sich auch bei der Entwicklung und Etablierung der HTWK Leipzig. Als Vorstandsmitglied in der „Herbert Quandt Foundation“ von BMW Amerika und der „Carl Duisberg Society“ initiierte er außerdem ein Studentenaustauschprogramm zwischen Deutschland und den USA. Hinzu kommen umfangreichen Sponsoring-Aktivitäten, unter anderem zu Gunsten der Nikolaikirche und der Thomaskirche in Leipzig sowie der Frauenkirche in Dresden.

Prof. Dr. Jan Schulze, Dresden

Als einer der Gründungsväter der Sächsischen Landesärztekammer hat sich Prof. Dr. Jan Schulze (72) durch seinen großen Einsatz bleibende Verdienste erworben. Mit hoher Motivation, dem Willen nach Veränderung und Demokratie setzte er sich vor, während und nach der Friedlichen Revolution bis zur deutschen Wiedervereinigung in verschiedenen basisdemokratische Initiativen für die Schaffung neuer staatlicher Strukturen im Gesundheitsbereich ein. Mit Weitsicht und Durchsetzungskraft organisierte er in der Folge - zunächst von 1991 bis 2000 als Vorstandsmitglied der Kreisärztekammer Dresden und von 1999 bis Juni 2015 als Präsident der Sächsischen Landesärztekammer - eine neue Verbandsarbeit und setzte sich hierbei für eine starke und leistungsfähige ärztliche Selbstverwaltung auf allen Ebenen ein. Dabei kamen ihm seine langjährigen und landesweit geachteten Erfahrungen als Mediziner und Diabetes-Experte, Hochschulprofessor und ehrenamtlicher Gesundheitspolitiker zugute. Auf seine maßgebliche Initiative hin gründete sich 2009 auch das Netzwerk „Ärzte für Sachsen“, das Medizinstudenten und Ärzte motiviert, sich für die Berufsausübung in Sachsen zu entscheiden.

Verena von Mitschke-Collande, München

Mit der Wiederansiedlung der traditionsreichen Giesecke & Devrient Wertpapierdruckerei in Leipzig und dem Kauf der Papierfabrik Königstein sowie darauf folgenden Investitionen in die Standorte hat sich die Unternehmerin Verena von Mitschke-Collande (66) in besonderem Maße für die Stärkung des Wirtschaftsstandortes eingesetzt. Darüber hinaus setzte sie sich für eine Vielzahl kultureller und sozialer Projekte ein. So wurde durch die von ihr initiierte Gründung der Stiftung Werkstattmuseum Leipzig für Druckkunst im Jahr 1991 die einzigartige Privatsammlung der grafischen Industrie Leipzigs vor der Zerschlagung und Vernichtung gerettet. Ihrem Engagement zu verdanken ist auch das Museum für Druckkunst Leipzig, das ohne ihre Zuwendungen, das Einwerben von privaten Spenden und das Netzwerk nicht zu finanzieren wäre. Im Vordergrund ihres sozialen Engagements steht die Gründung der Giesecke & Devrient-Stiftung. Deren Ziel ist die Förderung von Bildung, interkultureller Kompetenz und Völkerverständigung für junge Menschen.

Christoph Wonneberger, Leipzig

Mit seinem mutigen Einsatz für Freiheit und Demokratie gilt der ehemalige Pfarrer und Bürgerrechtler als einer der Urväter der Friedlichen Revolution. Als Pfarrer beriet Christoph Wonneberger (71) zu DDR-Zeiten Wehrdienstverweigerer und gründete die landesweite Initiative Sozialer Friedensdienst. 1982 schlug er regelmäßige Friedengebete in verschiedenen Kirchen der DDR vor und koordinierte seit 1987 die wöchentlichen Friedensgebete in der Leipziger Nikolaikirche. Außerdem rief er vor dem Mauerfall mehrere oppositionelle Gruppierungen ins Leben, unter anderem die Arbeitsgruppe Menschenrechte, und bot so der SED-Diktatur die Stirn. 1995 verlieh Alt-Bundespräsident Roman Herzog ihm den Bundesverdienstorden. Seine Erfahrungen und Erlebnisse bringt er auch heute ein – mit Reden, Interviews und Publikationen. Dabei wirbt er dafür, den Geist der Zivilcourage wieder verstärkt in den Vordergrund zu rücken.

Maria Ziegenfuß, Dresden

Als Ärztin und Initiatorin des sächsischen Palliativ- und Hospizwesens hat Maria Ziegenfuß (66) nach der Friedlichen Revolution und dem dann folgenden Aufbau neuer Strukturen im Freistaat Pionierarbeit geleistet. Bereits in der DDR engagierte sie sich als Ärztin in der Sterbebegleitung. Mit ihrer christlichen Überzeugung setzte sie sich für eine seelsorgerische Begleitung ein, um bei Sterbenden und Angehörigen Sorgen und Ängste zu lindern. Mit Mut und Begeisterung baute sie in Sachsen ein Netzwerk der Hospiz- und Palliativbewegung auf und trug das Thema in die Öffentlichkeit. In der Folge setzte sie sich außerdem für eine würdevolle Bestattung von Früh- und Totgeburten ein. 2005 ergriff sie die Initiative zur Gründung des Vereins Sternenkinder. Dieser bietet die Bestattung von Früh- und Totgeburten an, organisiert Gedenkfeiern und begleitet die Hinterbliebenen in deren Trauer. Maria Ziegenfuß setzte sich ebenso für die Organisation und Gewährung humanitärer Hilfen für ausländische Bürger in lebensbedrohlicher Situation ein.

Hintergrund:

Der Sächsische Verdienstorden wurde 1996 gestiftet und erstmals am 27. Oktober 1997 verliehen. Ihn können in- und ausländische Persönlichkeiten erhalten, die sich um den Freistaat Sachsen und seine Bevölkerung besonders verdient gemacht haben. Außerordentliche Leistungen, insbesondere im politischen, sozialen, kulturellen oder wirtschaftlichen Bereich sowie auf dem Gebiet der Umwelt sind Kriterien für eine Verleihung. Insgesamt darf die Zahl der lebenden Ordensträger 500 nicht überschreiten. Bisher wurde der Sächsische Verdienstorden 261 Mal verliehen.


Kontakt

Sächsische Staatskanzlei

Regierungssprecher Ralph Schreiber
Telefon: +49 351 564 10300
Telefax: +49 351 564 10309
E-Mail: presse@sk.sachsen.de
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