Bundesweites Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" freigeschaltet

06.03.2013, 15:17 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Sozialministerin Clauß appelliert: »Häusliche Gewalt ist keine Privatsache"

Das Hilfetelefon »Gewalt gegen Frauen« wurde heute von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder freigeschaltet. Für Frauen, die von Gewalt betroffen sind, besteht damit erstmals für ganz Deutschland ein dauerhaftes Angebot der Erstberatung, Information und Weitervermittlung an Anlaufstellen vor Ort.

»Das bundesweite Hilfstelefon bietet eine ganz konkrete Unterstützung auch für unsere lokalen Netzwerke zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen in Sachsen«, erklärte Sozialministerin Christine Clauß. »Wir haben ein dichtes Netz von Unter-stützungseinrichtungen für Frauen, die von Gewalt betroffen sind. Viele Frauen finden jedoch den Zugang zu diesen Einrichtungen nicht. Es fehlte bisher ein niedrigschwelliges Hilfeangebot, das jederzeit und anonym erreichbar ist und Frauen den Weg zu den passenden Unterstützungseinrichtungen vor Ort weist. Das bundesweite Hilfetelefon schließt diese Lücke.«

Das Hilfetelefon ist kostenfrei rund um die Uhr erreichbar. Die Beratung ist vertraulich und anonym, sie wird barrierefrei und bei Bedarf mehrsprachig angeboten.

Nach einer repräsentativen Befragung haben in Deutschland ca. 40 Prozent der Frauen körperliche oder sexuelle Übergriffe im Erwachsenenalter erlebt; aber nur 11 Prozent der Betroffenen nehmen die bestehenden Beratungs- und Hilfsangebote in Anspruch. Häufig sind sie in einen Teufelskreis von Scham und Gefühlen der Mitschuld verstrickt und haben große Hemmungen, ihre quälenden und drängenden Fragen nach außen mitzuteilen. Auch die immer noch weit verbreitete Auffassung, das Phänomen partnerschaftlicher Gewalt sei eine Sache privater Problembewältigung, trägt zu Aufrichtung von Mitteilungsbarrieren bei. »Wir müssen immer wieder klarstellen, dass häusliche Gewalt keine Privatsache ist«, so Sozialministerin Clauß. »Für Staat und Zivilgesellschaft erwächst daraus die Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass alle, die Gewalt erleiden, auch den Zugang zu benötigten Hilfen bekommen. Das Hilfetelefon leistet dazu einen wichtigen Beitrag, indem es Hemmschwellen senkt und für die regionalen Angebote eine entlastende Lotsenfunktion übernimmt.« Das Hilfetelefon richtet sich nicht nur an die unmittelbar Betroffenen, sondern zugleich auch an Menschen aus ihrem sozialen Umfeld und Personen, die beruflich oder ehrenamtlich gewaltbetroffene Frauen beraten, behandeln oder unterstützen.

Das bundesweite Hilfetelefon ist beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) in Köln eingerichtet und hat die Nummer: 08000 116 016

Hintergrundinformationen zum Hilfetelefon

Dem Hilfetelefon liegt eine Datenbank zugrunde, welche die regionalen und landesspzifischen Strukturen der Hilfs-, Unterstützungs- und Beratungsnetzwerke zum Inhalt hat. Folgende Einrichtungen und Professionen in Sachsen sind in das Hilfetelefon eingebunden:

• Frauen- und Kinderschutzeinrichtungen
• Interventions- und Koordinierungsstellen
• Täterberatungsstellen
• Fachberatungsstelle für Opfer von Menschenhandel KOBRAnet
• Mehrgenerationshäuser
• Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen
• Schwangerenberatungsstellen
• Suchtberatungsstellen
• kommunale Gesundheitsämter
• Einrichtungen des Weissen Ring e. V.
• Einrichtungen der Opferhilfe e. V.
• Traumanetz Sachsen
• Insolvenz- / Schuldnerberatungen
• Institute für Rechtsmedizin
• kommunale Gleichstellungsbeauftragte
• Jugendberatungsdienste
• Ärztinnen und Ärzte
• Polizei und Justizdienste

Insbesondere zu folgenden Gewaltformen gibt das Hilfetelefon Beratung und Unterstützung:
• Häusliche Gewalt,
• Gewalt in der Familie,
• Psychische, physische und sexualisierte Gewalt außerhalb von Beziehungen
• Stalking
• Zwangsheirat
• Gewalt im Namen der „Ehre“
• Frauenhandel
• Zwangsprostitution
• Genitalverstümmelung
• Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz
• Sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum

• Spezielle Gewaltkontexte, wie bei Migrantinnen, Frauen mit Behinderung oder psychischen Beeinträchtigungen, ältere Frauen, z. B. in Pflegesituationen


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt

Pressesprecherin Juliane Morgenroth
Telefon: +49 351 564 55055
Telefax: +49 351 564 55060
E-Mail: presse@sms.sachsen.de
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