Dem Weißstorch unter die Flügel greifen
16.04.2011, 09:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Staatsminister Frank Kupfer stellt Maßnahmenkatalog im Rahmen des Artenschutzprogramms vor
Staatsminister Frank Kupfer hat heute (16. April 2011) auf der Tagung „Artenschutzprogramm Weißstorch in Sachsen – wie geht es weiter?“ in Dresden den Maßnahmenkatalog vorgestellt, mit dessen Umsetzung für den Weißstorch in Sachsen bessere Lebensbedingungen geschaffen werden sollen. „Trotz vieler Schutzbemühungen ist die Zahl der Störche in Sachsen seit Ende der 90er Jahre auf jetzt 300 Brutpaare zurückgegangen“, sagte Kupfer bei der Eröffnung der Tagung. „Diesen Trend wollen wir stoppen, ja sogar umkehren. Ich bin mir sicher, dass uns der neue Maßnahmenkatalog dabei helfen wird.“
Eine Ursache für die schlechte Entwicklung des sächsischen Weißstorchbestandes ist der geringe Bruterfolg der Storchenpaare, der auf das vielerorts unzureichende Nahrungsangebot vor allem in der Brutzeit (Ende Mai/Anfang Juni) zurückgeht. So ist es auch im Umkreis von 27 ausgewählten Horststandorten, für die der Katalog konkrete Vorschläge zur Verbesserung macht.
Dazu gehören Maßnahmen, die Landwirte freiwillig auf ihren Acker- und Grünflächen in Abstimmung umsetzen können. Wenn Bauern zum Beispiel ihr Grünland zeitig und häufig mähen, sorgen sie dafür, dass die Störche auf den frischgemähten Flächen leichter Mäuse, Frösche, Regenwürmer und Grashüpfer finden. Feldfutterstreifen in Winterkulturen oder Maisfeldern schaffen einen Lebensraum für Beutetiere der Weißstörche, die sonst dort nicht zu finden wären. Das Nahrungsangebot für Weißstörche kann außerdem durch die Sanierung oder das Neuanlegen von Gräben und Kleingewässern verbessert werden, in denen sich viele Lebewesen tummeln, die bei Adebar auf der Speisekarte stehen.
„Ich erhoffe mir von der Umsetzung des Maßnahmekatalogs deutlich bessere Lebens- und Aufzuchtbedingungen für unsere Weißstörche“, sagte Staatsminister Kupfer. Außerdem seien weitere positive Nebeneffekte zu erwarten, denn von den einzelnen Handlungsempfehlungen würden immer auch andere gefährdete Tier- und Pflanzenarten profitieren. So könnten geschützte Biotope aufgewertet und die Artenvielfalt in Sachsen stabilisiert werden. Die in dem 200 Seiten starken Katalog aufgeführten Maßnahmen für die ausgewählten 27 Horste sollen von den unteren Naturschutzbehörden umgesetzt werden.
Das Naturschutzinstitut Region Dresden hat den Katalog im Auftrag des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie erstellt und dabei unter anderem mit den unteren Naturschutzbehörden, mit einer Reihe von Flächennutzern und -eigentümern und mehreren Naturschutzvereinen zusammengearbeitet. Vor allem den ehrenamtlichen Storchenexperten dankte Kupfer für ihre aufopferungsvolle Arbeit in den vergangenen Jahren. „Ich würde mich freuen, wenn Sie uns weiterhin als Ansprechpartner für die Bürger, Landwirte und Naturschutzbehörden zur Seiten stehen würden. Wir können auf Ihr ehrenamtliches Engagement nicht verzichten.“
Auf der Tagung in Dresden trafen sich vor allem ehrenamtliche Weißstorchbetreuer und Naturschützer mit Fachleuten und Forschern, um über den aktuellen Stand des Artenschutzprogramms „Weißstorch in Sachsen“ und das weitere Vorgehen zu beraten. Der Freistaat hatte das Programm 1994 mit zahlreichen Partnern gestartet.