Die Mikwe von Chemnitz. Frühe jüdische Funde in Sachsen | Foyerausstellung 18.12.2025 - 08.03.2026 im smac - Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz
17.12.2025, 11:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Am morgigen Donnerstag, 18. Dezember 2025, eröffnet die Ausstellung »Die Mikwe von Chemnitz – Frühe jüdische Funde in Sachsen« im Foyer des smac – Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz. Die kleine Ausstellung präsentiert die 2022 bei archäologischen Ausgrabungen in Chemnitz entdeckte Mikwe – ein rituelles Tauchbad zur Ausübung jüdischer Glaubenspraxis. Ergänzt wird sie durch weitere Objekte mit jüdischem Bezug des 14.-18. Jahrhunderts.
Eintritt frei
Geöffnet: Dienstag – Sonntag 10 – 18 Uhr, Donnerstag 10 – 20 Uhr
Geschlossen: 24./25./31.12. und 1.1.
Die Mikwe von Chemnitz
Zentraler Bestandteil der Ausstellung ist das kolorierte 3D-Modell der Chemnitzer Mikwe im Maßstab 1:10, angefertigt vom Landesamt für Archäologie Sachsen (LfA). Es wird flankiert von Informationen zur Auffindesituation, zu den Konservierungsmaßnahmen und zum rituellen Gebrauch solcher Tauchbäder im Judentum.
Der Fund der Chemnitzer Mikwe ist so außergewöhnlich, da er der erste Nachweis ist, dass es bereits im 18. Jahrhundert jüdisches Leben in Chemnitz gab. Und das ist nicht selbstverständlich, denn die Ansiedlung von Jüdinnen und Juden war in Sachsen zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert, mit wenigen Ausnahmen für Leipzig und Dresden, verboten.
Jüdisches Leben in Sachsen
Die ältesten Spuren von Jüdinnen und Juden stammen aus dem 11. Jahrhundert aus Meißen. Hier gab es eine jüdische Gemeinde mit Synagoge und jüdischem Friedhof. Weitere frühe Ansiedlungen sind in Freiberg, Torgau, Zwickau, Görlitz, Leipzig und Dresden belegt.
1349 wurde im Zuge der Pestpogrome die gesamte jüdische Bevölkerung in Sachsen (und weit darüber hinaus) ermordet und vertrieben. Friedhöfe, Gebäude und Besitz gingen an die Städte und deren Bevölkerung über. Ein Ansiedlungsverbot für Jüdinnen und Juden wurde ausgesprochen und infolgedessen kam es zum Erliegen jüdischen Lebens. Erst ab 1868 war es Jüdinnen und Juden wieder möglich in Sachsen heimisch zu werden und ihren Glauben offen auszuleben.
Frühe jüdische Funde in Sachsen
Das smac nutzt anlässlich der Mikwe-Ausstellung die Gelegenheit, weitere frühe Funde mit Bezügen zum jüdischen Glauben zusammenzutragen. Sie stammen aus dem 14. bis 18. Jahrhundert, also aus jener Zeit, in der Jüdinnen und Juden die Ansiedlung in Sachsen verboten war.
Auswahl:
Faksimile der Urkunde des Markgrafen Friedrich vom 7. März 1349
Nach der Ermordung und Vertreibung der Meißner Jüdinnen und Juden überließ der Markgraf In dieser Urkunde der Stadt und seinen Bürgern den »Judenberg« (jüdischer Friedhof) zur Nutzung, u.a. als Viehweide.
3D-Druck zweier Grabsteine aus Meißen, Ende 13./Anfang 14. Jh.
Die originalen Grabsteine stammen ursprünglich vom Meißner »Judenberg«, dem jüdischen Friedhof. Der vollständig erhaltene Grabstein steht inzwischen auf einem Privatgrundstück, während das Fragment im Meißner Stadtmuseum aufbewahrt wird. Weitere Grabsteine sind in Meißen in Gebäuden verbaut.
Görlitzer Schekel, mehrere Exemplare, 17. Jh. bis heute
Diese Souvenir-Münzen erstanden Pilgerinnen und Pilger am Nachbau des Heiligen Grabes in Görlitz. Was sie nicht wussten: Das Vorbild und ursprüngliche Münzmotiv stellt den ersten jüdischen Aufstand gegen die Römer 66-77 n. Chr. dar. Für die Pilger versinnbildlichten die Görlitzer Schekel stattdessen die 30 Silberlinge, die Judas für den Verrat von Jesus erhielt.
Faksimile des Machsor Lipsiae / Leipziger Machsor, Worms um 1310
Im 18. Jahrhundert entbrannte schließlich das wissenschaftliche Interesse am Hebräischen. Die Universitätsbibliothek Leipzig erwarb 1746 einen Machsor - ein Buch mit den wichtigsten Gebeten für die hohen jüdischen Feiertage. Er gehört zu den aufwendigsten seiner Art und umfasst 404 Seiten bei einem Gewicht von 34 kg.
Von wem also wurde die Mikwe in Chemnitz genutzt?
Münzen in der Verfüllung der Mikwe belegen, dass sie vor 1760 in Gebrauch war. Alles deutet darauf hin, dass die Mikwe von einem Chemnitzer Bürger für durchreisende jüdische Kaufleute erbaut wurde. Chemnitz lag auf dem Weg von Böhmen, Mähren und Österreich zur Leipziger Messe. Somit könnte es sich um ein spezielles Serviceangebot gehandelt haben.
Die Ausstellung »Die Mikwe von Chemnitz. Frühe jüdische Funde in Sachsen« ist ein Beitrag des smac zu TACHELES 2026 – Jahr der jüdischen Kultur in Sachsen.
Mit besten Grüßen,
Jutta Boehme
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am smac
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