Jahresbericht der Landesuntersuchungsanstalt Sachsen für das Jahr 2024: Krankheitserreger in Zecken, Arzneirückstände in Tieren, Lebensmittelproben

13.08.2025, 10:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Gesundheitsministerin Petra Köpping und der Präsident der Landesuntersuchungsanstalt (LUA Sachsen) Herr Dr. Jens Albrecht haben heute in Dresden gemeinsam den neuen LUA-Jahresbericht vorgestellt.

Staatsministerin Köpping: »Die Arbeit und wissenschaftliche Kompetenz der LUA ist unverzichtbar für die Gesundheit von Mensch und Tier. Die LUA spielt als Landeslabor für Sachsen eine sehr wichtige Rolle im Gesundheits- und Verbraucherschutz der Bürgerinnen und Bürger in Sachsen. Der Jahresbericht gibt einen Überblick über die im vergangenen Jahr durchgeführten Untersuchungen, Kontroll- und Beratungstätigkeiten, aber auch über aktuelle Schwerpunkte und Herausforderungen. Für ihre hervorragende Arbeit möchte ich mich bei den engagierten Beschäftigten herzlich bedanken.«

Im Bereich der Humanmedizin steht besonders die Studie zu Krankheitserregern in Zecken im Fokus. In Deutschland und Sachsen hat sich die Zeckenfauna durch den Klimawandel in den letzten Jahren teilweise deutlich verändert. Dies betrifft insbesondere die Artenzusammensetzung, Zeckendichte, Aktivitätszeiten, Entwicklungs- und Überwinterungsdauer sowie die Überlebensrate. Eine Veränderung dieser Faktoren wird voraussichtlich auch einen Einfluss auf das Vorkommen von zeckenübertragenen Krankheitserregern haben.

Für die Studie wurden an 45 Sammelorten in Sachsen insgesamt 3.415 Zecken gesammelt und auf das Vorkommen von durch sie übertragene Krankheitserreger untersucht. Am häufigsten kam der Gemeine Holzbock vor (80,9 Prozent). Verglichen mit vorangegangenen Studien der LUA Sachsen aus den Jahren 1997 und 2007 wurde in der aktuellen Untersuchung mit 29,3 Prozent ein höherer Anteil Borrelien-infizierter Holzböcke in Sachsen ermittelt. Das FSME-Virus (Frühsommer-Meningoenzephalitis) wurde ausschließlich bei adulten Auwaldzecken in einem bekannten FSME-Naturherd im Landkreis Nordsachsen nachgewiesen. Das FSME-Virus kommt nur sehr punktuell in bestimmten Zeckenpopulationen vor und ist deswegen bei Freilanduntersuchungen nur schwer nachzuweisen. Dies bedeutet allerdings nicht, dass an Orten ohne FSME-Nachweis kein Infektionsrisiko für FSME besteht. Das ALS-Virus (Alongshan-Virus) wurde erstmals in Sachsen nachgewiesen (bei 4 Holzböcken in 3 Landkreisen). Auwaldzecken verbreiten sich zunehmend in Sachsen, wie in der aktuellen Studie mit einem Anteil von 18,9 Prozent der gefangenen Zecken erkennbar ist. Auwaldzecken sind sehr häufig mit Rickettsien infiziert (circa 82,7 Prozent) und können diese auf Tiere und auch Menschen übertragen. Babesien, das sind einzellige Parasiten, wurden in 3,4 Prozent der Holzböcke und 0,5 Prozent der Auwaldzecken nachgewiesen. Der Erreger kann bei Hunden eine lebensbedrohliche Babesiose, die sog. »Hundemalaria«, auslösen. Auch immungeschwächte Menschen können erkranken.

Der beste Schutz vor zeckenübertragenen Krankheitserregern ist das Vermeiden von Zeckenstichen durch entsprechende Kleidung (langärmlige Oberteile, lange Hosen, Hosenbeine in die Socken stecken) und/oder der Einsatz von zeckenabweisenden Mitteln. Durch das rasche Entfernen von Zecken kann eine Infektion mit Borrelien, die erst nach einigen Stunden übertragen werden, verhindert werden. Im Gegensatz zu den Borrelien können FSME-Viren sofort nach dem Zeckenstich übertragen werden. Um schwer verlaufende FSME-Infektion zu vermeiden, wird bei Aufenthalt in Risikogebieten die Impfung gegen FSME empfohlen. In Sachsen werden inzwischen - bis auf die Landkreise Nordsachsen und Leipzig sowie den Stadtkreis Leipzig - alle Kreise als FSME-Risikogebiete eingestuft.

Im Bereich der amtlichen Lebensmitteluntersuchung wurden im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplans für Tierarzneimittelrückstände im Jahr 2024 circa 2.100 Proben aus Erzeuger- und Schlachtbetrieben untersucht. Gesucht wurde nach verbotenen, nicht zugelassenen sowie zugelassenen Substanzen in Tieren. Rückstände wurden nur in unter 1 Prozent der Proben gefunden. In einer untersuchten Forelle aus dem Einzelhandel (Herkunft: Türkei) wurde zum Beispiel das Fluorchinolon Enrofloxacin (Antibiotikum aus der Veterinärmedizin) festgestellt - allerdings mit einem Gehalt deutlich unter der erlaubten Höchstmenge für Rückstände. In vier Masthähnchenproben wurde Dinitrocarbanilid, ein Tierarzneimittel gegen Darmparasitenbefall, entdeckt – aber auch hier unterhalb des Rückstandshöchstgehalts. Auch in einem Hühnerei sowie Muskeln und Nieren eines Mastschweines wurden sehr geringe Mengen an Tierarzneimitteln nachgewiesen. Zusammenfassend ist festzustellen, dass nach den Ergebnissen der Untersuchungen Tierarzneimittelrückstände in Lebensmitteln tierischer Herkunft nur ein sehr geringes gesundheitliches Risiko für Verbraucher in Sachsen darstellen.

LUA-Präsident Dr. Jens Albrecht: »Die Beanstandungsquote bei den nahezu 19.000 untersuchten Lebensmittelproben betrug insgesamt 16,8 Prozent. Sie ist somit erneut rückläufig. Der überwiegende Teil der Beanstandungen betraf fehlerhafte Kennzeichnungen. Der Anteil gesundheitsschädlicher Proben lag mit 0,17 Prozent auf weiterhin niedrigem Niveau, so dass die Sicherheit der Lebensmittel, Bedarfsgegenstände und Kosmetika auch im letzten Jahr in Sachsen gegeben war.«

Im Bereich Veterinärmedizin hat in zwei Phasen die Umstellung des Verfahrens zur Untersuchung sächsischer Rinderbestände auf die Tierseuche BVDV (Bovine Virus Diarrhea Virus) begonnen. Dieser Umstellung liegt unter anderem ein Konzeptpapier des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit Friedrich Löffler aus dem Mai 2023 zugrunde. Die BVDV-Freiheit wird künftig über eine milchserologische Untersuchung von Milchproben sichergestellt. Bisher wurden dazu Ohrstanzenproben neugeborener Kälber untersucht.

LUA-Präsident Dr. Jens Albrecht abschließend: »Ich lade alle Interessierten zum nächsten Tag der offenen Tür am Samstag, den 25. Oktober 2025 in die Labore am LUA-Standort in Leipzig ein. Es besteht dort wie jedes Jahr die Möglichkeit, einen `Blick hinter die Kulissen´ zu erhalten und unmittelbar Fragen zum Laborbetrieb zu stellen. Fragen zu Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten in der LUA Sachsen werden hier selbstverständlich auch beantwortet.«

LUA-Präsident Dr. Jens Albrecht tritt zum 1. September seinen wohlverdienten Ruhestand an. Staatsministerin Köpping dankte ihm für seine erfolgreiche und anerkannte Arbeit für den Freistaat Sachsen. »Es war mir eine große Freude, Dr. Albrecht im Mai 2022 die Leitung dieser im Wortsinne lebenswichtigen Behörde mit ihrer zentralen und unverzichtbaren Bedeutung für den Gesundheitsschutz in Sachsen zu übertragen. Als erfahrene Führungspersönlichkeit haben Sie gemeinsam mit den Beschäftigten die vielfältigen und herausfordernden Aufgaben der LUA hervorragend gemeistert. Ich erinnere nur an die Corona-Pandemie und die Bewältigung der Afrikanischen Schweinepest. Für Ihren persönlichen Einsatz und die große Fachkompetenz danke ich Ihnen ausdrücklich. Für den neuen Lebensabschnitt wünsche ich Ihnen alles Gute und beste Gesundheit.«

Weitere Informationen:

Den LUA-Jahresbericht 2024 finden Sie hier:

https://www.lua.sachsen.de/lua-jahresberichte-4103.html

Die Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen (LUA) ist die dem Sozialministerium unmittelbar nachgeordnete wissenschaftliche Einrichtung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes. Sie erfüllt Aufgaben in den Bereichen Infektionsschutz, Umweltmedizin, Krankenhaushygiene, Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit und Tiergesundheit. Dazu werden in der Landesuntersuchungsanstalt eine Vielzahl humanmedizinischer Proben sowie Proben unter anderem von Trinkwasser, Lebensmitteln, kosmetischen Mitteln, Gegenständen des täglichen Gebrauchs mit Körperkontakt und Proben für die veterinärmedizinische Diagnostik untersucht und Befunde und Gutachten erstellt. Die Landesuntersuchungsanstalt ist ein Kernstück im öffentlichen Gesundheitsdienst des Freistaates Sachsens. Mit ihrer wissenschaftlichen Kompetenz in Fragen der Gesundheit für Mensch und Tier sowie Lebensmittelsicherheit unterstützt sie damit die für den Vollzug gesundheitsrechtlicher Vorschriften für Mensch und Tier und für den Vollzug lebensmittelrechtlicher Vorschriften zuständigen Behörden sowie die Gerichte.


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Sächsisches Staatsministerium für Soziales, Gesundheit und Gesellschaftlichen Zusammenhalt

Pressesprecherin Juliane Morgenroth
Telefon: +49 351 564 55055
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