Renaturierung der Pulsnitz in Reichenau - Rückbau von noch befestigten Gewässerabschnitten
17.06.2024, 16:34 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
In Reichenau im Haselbachtal (Landkreis Bautzen) beginnen heute (Montag, 17. Juni 2024) Bauarbeiten an der Pulsnitz. Die Landestalsperrenverwaltung entfernt im Bereich der ehemaligen Wehranlage »Schützenwehr« weitestgehend die noch befestigten Gewässerabschnitte. Entsprechend der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie soll der Fluss so wieder für möglichst viele Arten von Wasserorganismen, wie Fische und wirbellose Kleinstlebewesen passierbar werden. Die Arbeiten sollen bis Mitte September dauern und kosten rund 680.000 Euro, finanziert durch den Freistaat Sachsen.
Umweltminister Günther betont die Bedeutung naturnaher Gewässer für Artenvielfalt und Hochwasserschutz: »Überall in Sachsen stellen wir naturnahe Flüsse mit Lebensraum für viele Arten wieder her. Das ist eine Mammutaufgabe, aber eine notwendige. Denn wir brauchen ökologisch intakte und artenreiche Gewässer und Uferräume. Sie bieten Lebensräume für Pflanzen, Fische, Insekten und andere Tiere in und am Wasser. Intakte Gewässer bedeuten auch Verbesserungen für die Menschen vor Ort, für die Naherholung. Und sie sind angewandter ökologischer Hochwasserschutz. Denn naturnahe Flüsse geben dem Wasser mehr Raum. Und die Landschaft kann bei Starkregen Wasser aufnehmen und für Dürrezeiten speichern. Das ist auch eine Antwort auf den menschengemachten Klimawandel.«
Die alte Wehranlage wurde bereits 2014 zurückgebaut. Am rechten Flussufer existiert allerdings noch eine aus Granitsteinen bestehende rund 70 Meter lange und bis 2,50 Meter hohe Stützmauer. Diese soll nun entfernt werden, ebenso wie die Befestigungen der Gewässersohle, die dafür mit drei Querriegeln stabilisiert wird. Zusätzlich erhält der Fluss auf rund 150 Metern ein schmaleres Gewässerbett. Dadurch soll sich die Fließtiefe erhöhen und eine Verbesserung des Gewässerzustandes ermöglicht werden.
Es ist vorgesehen, den Flussverlauf leicht mäandrierend zu gestalten, so dass er sich ober- und unterstrom gut an den natürlichen Flussverlauf anschließt. Die Strömung soll durch kleine Einbauten wie Steinbuhnen und Einzelsteine gelenkt werden. Eine Schneckenbuhne sorgt außerdem dafür, dass auch Löschwasser entnommen werden kann. Am Ende des Baufeldes wird eine vier Meter breite Gewässerzufahrt errichtet, die der Gewässerunterhaltung und gleichzeitig als Zugang zur Löschwasserentnahmestelle dient.
Das Projekt wird bauökologisch und fischereifachlich begleitet. Es ist mit den zuständigen Genehmigungs-, Wasser- und Naturschutzbehörden abgestimmt.
Bereits im vergangenen Jahr mussten in Vorbereitung auf die Bauarbeiten Bäume gefällt werden. Als Ersatz für die dadurch entfallenen Nist- und Bruthöhlen werden im angrenzenden Auwaldsaum der Pulsnitz insgesamt fünf Fledermauskästen aufgehängt. Außerdem wurde der Auwald bereits mit ökologisch wertvollem liegenden Totholz aus der Fällung von 2023 angereichert.
Ersatzpflanzungen für die Baumaßnahme erfolgen witterungsabhängig im Herbst. Insgesamt sind für den Bauabschnitt neun standortgerechte Laubbaum-Hochstämme (Gewöhnliche Esche, Stiel-Eiche, Flatter-Ulme, Schwarz-Erle, Silber-Weide) geplant. Sie sollen im Baufeld am Gewässer und auf dem südlich des Flusses angrenzenden Grundstück gepflanzt werden. Zur Gewässerbeschattung werden darüber hinaus Weidenstecklinge in die Steinbuhnen eingebracht.
An den Baustellenausfahrten in Reichenau bittet die Landestalsperrenverwaltung um besondere Vorsicht.