»Equal Pay Day«: Erst ab morgen verdienen Frauen in Sachsen mit ihrer Arbeit auch Geld

05.03.2024, 13:51 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Gleiches Geld für gleiche oder gleichwertige Arbeit. Bundesweit und auch in Sachsen ist das noch immer nicht Realität. Der morgige »Equal Pay Day – der Tag des gleichen Entgelts« macht auf die geschlechtsspezifische Lohnlücke und deren Folgen aufmerksam. In diesem Jahr steht er unter dem Motto »Höchste Zeit für equal pay!«.

Bis zum »Equal Pay Day« arbeiten Frauen sinnbildlich umsonst, während Männer schon seit dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden. In Sachsen verdienten Frauen im Jahr 2023, nach Angaben des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen pro Stunde im Schnitt neun Prozent weniger als Männer: durchschnittlich 19,31 Euro. Das waren 1,94 Euro brutto pro Stunde weniger als der Durchschnittsverdienst von Männern: 21,25 Euro. Im vergangenen Jahr lag der Gender-Pay-Gap, die Lohnlücke, in Sachsen noch bei acht Prozent.

Dazu Gleichstellungsministerin Katja Meier: »Dass die Lohnlücke in Sachsen wieder wächst, ist ein großer Rückschritt. Gleichberechtigte und faire Bezahlung von Frauen und Männern sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Seit Jahrzehnten ist sie europa- und verfassungsrechtlich verankert und auch die Entscheidung des Bundesarbeitsgerichtes, dass eine Gehaltsverhandlung keinen Einfluss auf einen höheren oder geringeren Lohn haben darf, hat das noch einmal unterstrichen: Gleiche oder gleichwertige Arbeit muss Frauen und Männern egal in welcher Branche gleich vergütet werden. Gegen Stereotype und Vorurteile kommen wir allerdings nur an, wenn wir weibliche Erfolgsgeschichten offensiver nach außen tragen. Nur so können wir daran mitwirken, dass es auch in der Wirtschaft und im Berufsleben paritätischer zugeht. Equal Pay wäre dann letztendlich nicht allein ein Erfolg für die Frauen, sondern es wird der ganzen Gesellschaft zugutekommen.«

Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen weiterhin eine deutliche Gehaltskluft zwischen Männern und Frauen in Deutschland. Frauen verdienten 2023 im Bundesschnitt 18 Prozent weniger Bruttostundenlohn als Männer.

Die bereinigte Lohnlücke für Sachsen, die die Verdienstunterschiede zwischen Männern und Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen und Berufswegen berücksichtigt, weist eine direkte Geschlechtsdiskriminierung für den Freistaat auf: Eine Studie zu geschlechtsspezifischen Lohnunterschieden in Sachsen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur (IAB) für das Jahr 2022 zeigt, dass Frauen knapp elf Prozent weniger verdient haben bei gleichen Berufen, Qualifikationen und Erwerbsbiografien als ihre männlichen Kollegen bei gleicher Tätigkeit.

Abhilfe schaffen sollen hier die im »Maßnahmenkatalog – Entgeltgleichheit in Sachsen« formulieren Empfehlungen. Der Katalog ist ein Ergebnis der vierteiligen Workshopreihe »Gender Pay Gap in Sachsen«. Die Workshops haben von November 2022 bis Juni 2023 im Rahmen des Modellprojektes Entgeltgleichheit des SMJusDEG stattgefunden. Organisiert und umgesetzt wurden sie in Zusammenarbeit mit dem DGB Sachsen. Die im Katalog aufgeführten Maßnahmen befinden sich im Umsetzung.

Daniela Kolbe, stellvertretende Vorsitzende DGB Bezirk Sachsen sieht die Schließung der Entgeltlücke als einen wichtigen Lösungsweg zur Gewinnung von Frauen als Fachkräfte für die sächsische Wirtschaft. »Welche Frau will trotz höherer Qualifikation schlechter bezahlt werden? Die Investitionen in Bildung und Ausbildung müssen sich auch für Frauen in gleicher Weise im Entgelt niederschlagen. Alles andere widerstrebt meinem Gerechtigkeitsempfinden! Deshalb drängen wir auf die Umsetzung des Maßnahmenkatalogs, der auch eine höhere Tarifbindung in Sachsen zum Ziel hat.«

Auch im Rahmen der am Sonnabend, den 9. März, stattfindenden Festveranstaltung anlässlich des Internationalen Frauentags im Plenarsaal des Sächsischen Landtag wird Equal Pay ein Thema sein. Das Thema der diesjährigen Veranstaltung lautet:

»Frauen.Wirtschaft - Für starke Unternehmerinnen, Arbeitnehmerinnen und weibliche Führungskräfte in der sächsischen Wirtschaft«

Innerhalb des zweistündigen Programms werden neben der Gleichstellungsministerin Katja Meier, auch die Gründerin des Frauen-Karriere-Index Barbara Lutz, die Präsidentin des Verbands deutscher Unternehmerinnen Jasmin Arbabian-Vogel und die Leiterin des BMW Group Werks Leipzig Petra Peterhänsel sprechen. Zudem ist ein Zwischenruf mit dem Fokus auf Frauen mit Migrationshintergrund auf dem sächsischen Arbeitsmarkt vorgesehen. Die Festveranstaltung findet von 12 bis 14 Uhr statt. Ein anschließender Empfang mit einer Gründungsfördermesse von 14 bis 17 Uhr bieten Raum für den persönlichen Austausch zwischen gründungsinteressierten Frauen und Frauenförderprogrammen sowie Initiativen für Existenzgründungen.

Hintergrund

An den internationalen Aktionstag Equal Pay Day erinnert in Deutschland seit 2008 jährlich der Verein Business and Professional Women Germany (BPW). Unterstützt wird die Kampagne durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Laut Statistischem Landesamt des Freistaates Sachsen ist mit Blick auf den altersspezifischen Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männer festzustellen, dass der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Frauen ab der Geburt des ersten Kindes nahezu stagniert, während er bei Männern mit dem Alter grundsätzlich weiter ansteigt. Der unbereinigte Gender Pay Gap lag in Sachsen 2023 in der Altersgruppe der Beschäftigten von 25 bis 29 Jahren bei lediglich vier Prozent und stieg in der Altersgruppe von 45 bis 49 Jahren auf 15 Prozent an. Während der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern mit anerkanntem Berufsabschluss bei sieben Prozent lag, betrug er bei Frauen und Männern mit Hochschulabschluss (Diplom, Master, Staatsexamen) 15 Prozent.


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Kontakt

Sächsisches Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung

Pressesprecher Dr. Alexander Melzer
Telefon: +49 351 564 15011
Telefax: +49 351 564 16189
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