Gleicher Lohn für gleiche Arbeit

07.03.2023, 09:33 Uhr — 1. Korrektur (aktuell)

Gleichstellungsministerin Katja Meier ruft Frauen zum heutigen »Equal Pay Day« auf, ihre Finanzen noch stärker selbst in die Hand zu nehmen

Heute ist »Equal Pay Day – der Tag des gleichen Entgelts«. Der Aktionstag macht auf die geschlechtsspezifische Lohnlücke aufmerksam. Bis zum Equal Pay Day arbeiten Frauen sinnbildlich umsonst, während Männer schon seit dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden. In diesem Jahr steht der Tag unter dem Motto »Die Kunst der gleichen Bezahlung«.

Nach wir vor verdienen Frauen überall in Europa weniger als Männer. Frauen in Deutschland verdienen nach aktuellen Angaben des Statistischen Bundesamts im Schnitt 18 Prozent weniger Bruttostundenlohn als Männer. In diesem Jahr hat das Statistische Bundesamt das Lohngefälle beim Bruttostundenverdienst, den sogenannten unbereinigten Gender Pay Gap, für Sachsen mit 8 Prozent (2022) angeben. Das weist im Vergleich zum Bundesdurchschnitt zunächst auf gleichberechtigtere Chancen für Frauen in Sachsen hin. Eine Studie des Institutes für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zum Lohngefälle in Sachsen hatte jedoch bereits für Vollzeitbeschäftigte gezeigt, dass bei der Berechnung der sogenannten bereinigten Lohnlücke, also dem Verdienstabstand von Männern und Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien, Frauen sogar knapp 12 Prozent (2020) weniger verdient haben als ihre männlichen Kollegen.

Gleichstellungsministerin Katja Meier: »Es ist ein kleiner Lichtblick, dass der sogenannte Equal Pay Day - wie erstmals im vergangenen Jahr - vor dem Internationalen Frauentag am 8. März stattfindet. Dabei sollten eine gleichberechtigte und faire Bezahlung eine Selbstverständlichkeit sein, seit Jahrzehnten ist sie europa- und verfassungsrechtlich verankert. Dass gleicher Lohn für gleiche Arbeit keine Verhandlungssache ist, hat auch das Bundesarbeitsgericht in Erfurt am 16. Februar dieses Jahres klargestellt: Selbst, wenn eine Frau weniger erfolgreich verhandelt als ihr männlicher Kollege, hat sie Anspruch auf den gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Gleiche oder gleichwertige Arbeit muss Frauen und Männern egal in welcher Branche gleich vergütet werden. Es ist höchste Zeit, die europa- und verfassungswidrige Lohnlücke in Sachsen zu schließen.«

Mit der Frage, was (nicht nur) Frauen, Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber konkret unterneh-men können, beschäftigt sich seit November vergangenen Jahres die gemeinsame Work-shopreihe »Gender Pay Gap in Sachsen« des Staatsministeriums der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung (SMJusDEG) und des DGB Sachsen im Rahmen des Modellprojektes Entgeltgleichheit. Der Workshop am heutigen Dienstag widmet sich den individuellen Handlungsmöglichkeiten für Beschäftigte.

Erörtert werden hier individuelle Strategien, Entgeltgleichheit zu erwirken – im Betrieb und im eigenen Arbeitsverhältnis. Beschäftigte aus ganz Sachsen können ihre individuellen Fragen zur Entgeltgleichheit oder den Rahmenbedingungen an verschiedene Expertinnen und Expertinnen richten. Die Rechtsanwältin der sächsischen Klägerin vor dem Bundesarbeitsgericht wird dazu im Rahmen des Rechtsimpulses vortragen. Raum für Austausch bieten Fachimpulse zu Rechtsfragen, Online-Anwendungen zur Ermittlung des Gender Pay Gaps, individuellen Finanzbildungsstrategien und tariflichen Erfolgsbeispielen.

Gleichstellungsministerin Katja Meier: »Zur Durchsetzung des rechtlich verankerten Gebots der Entgeltgleichheit sind neue Ideen gefragt. Das kann schneller gelingen, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen und auch die Beschäftigten aktiver werden. Bereits zum Equal-Care-Day in der vergangenen Woche habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass sich die Schließung von Lohn- sowie Sorgelücke wechselseitig bedingen. Heute möchte ich daher alle Frauen ermutigen, ihre Finanzen noch stärker selbst in die Hand zu nehmen, sich zu informieren, sich beraten zu lassen, sich zu vernetzen, sich in der Partnerschaft zur Aufteilung von Sorgearbeit in ihren Beziehungen auszutauschen und bezüglich ihres Lohnes vielleicht auch proaktiv auf ihren Arbeitgeber zuzugehen.«

Am 7. Juni 2023 findet im Kraftwerk Mitte Dresden der Abschlussworkshop der Reihe »Gen-der Pay Gap in Sachsen«, dann unter der Überschrift »Lösungsansätze: An den richtigen Stellschrauben drehen«. Er richtet sich an die Landes- und Kommunalverwaltung, Wirt-schafts- und Sozialpartner, Praktikerinnen und Praktiker aus den Bereichen Arbeitsmarkt-verwaltung und Gleichstellung und an interessierte Bürgerinnen und Bürger. Beabsichtigt ist ein Fachtag, der die Ergebnisse der vorangegangenen Workshops aufnimmt und unter Einbeziehung von Fachexpertise konkrete Lösungsansätze untersucht.

Hintergrund

An den internationalen Aktionstag Equal Pay Day erinnert in Deutschland seit 2008 jährlich der Verein Business and Professional Women Germany (BPW). Unterstützt wird die Kampagne durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.


Verlauf der Medieninformation

Kontakt

Sächsisches Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung

Pressesprecher Dr. Alexander Melzer
Telefon: +49 351 564 15011
Telefax: +49 351 564 16189
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