Großes Interesse sächsischer Schülerinnen und Schüler bei Lesereise gegen Antisemitismus

02.12.2022, 15:15 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Beauftragter für das Jüdische Leben begleitet Gunda Trepp in Taucha

Am Freitag, dem 25. November 2022, begleitete der Beauftragte der Sächsischen Staatsregierung für das Jüdische Leben, Dr. Thomas Feist, Gunda Trepps Diskussionsrunde »Antisemitismus: Zuhören. Diskutieren. Vorurteile überwinden.« am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Taucha. Mit großem Interesse nahmen die Schülerinnen und Schüler der 11. und 12. Klassen das Angebot an.

Grundlage für die Gespräche bildeten Inputs von Gunda Trepp zu Fragen wie: Was sind Juden? Wie sieht die jüdische Gemeinschaft in Deutschland aus? Was sind wichtige Werte des Judentums? Was ist Antisemitismus? Wie äußert er sich? Woher kommt die Judenfeindlichkeit?
Gunda Trepp: »Für alle Formen des Antisemitismus ist es wichtig zu verstehen, dass er auf Bildern, Stereotypen und Verschwörungslügen beruht. Es gibt ihn auch ohne Juden, oder er kann sich äußern, wenn keine anwesend sind oder die anderen nicht wissen, dass eine Jüdin oder ein Jude präsent ist.«

Interessant waren ebenso die Erläuterungen von Dr. Thomas Feist zur Bedeutung des Judentums in Sachsen und Erfahrungen mit Antisemitismus im Freistaat.
»Die Schülerinnen und Schüler – in der Regel aber auch das Lehrpersonal - sind oft erstaunt, in welchem Maße jüdische Bürgerinnen und Bürger bspw. die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung in Sachsen geprägt haben. Ebenso ist nicht immer präsent, wie alltäglich Antisemitismus heute – auch – in Sachsen ist und wie viele Akteure im Freistaat etwas dagegen unternehmen«, so Dr. Thomas Feist.

Mit neuerlangtem Wissen und viel Neugier entstanden tolle Gesprächsatmosphären, lebendige Interaktionen und Diskussionen. Besonders die Schilderungen eigener Erfahrungen einzelner Schülerinnen und Schüler zeigte, wie präsent Antisemitismus im Alltag ist, auch ohne das Juden präsent sind. Ebenso schilderten Schülerinnen und Schüler andere Formen der Diskriminierung wie zum Beispiel Feindlichkeit gegen Mitglieder der LGBTQ-Gemeinschaft, die sie erlebt oder beobachtet hatten. Dann braucht es Mut und Bestärkung durch Hintergrundwissen, damit dem entgegnet wird. Von einzelnen Teilnehmern wurde bspw. beklagt, dass sie, wenn sie etwas gegen antisemitische Äußerungen in ihrem Freundeskreis sagen, selbst ausgestoßen würden und davor Angst hätten.

»Solche Empfindungen werden öfter geäußert. Man muss sie ernstnehmen und zeigen, dass man sie versteht, aber auch andere Möglichkeiten aufzeigen, diesen Aussagen etwas entgegenzusetzen, zum Beispiel, indem man sich an eine Vertrauensperson wendet«, so Gunda Trepp. Wichtig sei es, auf jeden Fall früh genug Grenzen zu setzen.

Dr. Thomas Feist: »Um längerfristig etwas zu erreichen, wirklich Verantwortung übernehmen zu können und Zivilcourage zu zeigen müssen die Schülerinnen und Schüler als Gesprächspartner einbezogen werden. Die große Beteiligung der sächsischen Schülerschaft an den Gesprächen war ein beeindruckendes Erlebnis und zeigt auf, dass Bedarf und Interesse an weiteren Formaten dieser Art bestehen.«

In der Woche vom 21. bis 25. November 2022 kamen mehr als 400 sächsische Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen u.a. in Kamenz, Bautzen und Niesky mit Gunda Trepp ins Gespräch. Die Diskussionsrunde wurde vom Sächsischen Staatsministerium für Kultus und dem Beauftragten der Sächsischen Staatsregierung für das Jüdische Leben unterstützt.

Bereits im Schuljahr 2021/22 unterstützten der Beauftragte für das Jüdische Leben und das Sächsische Staatsministerium für Kultus den Leo Trepp-Schülerpreis, an dessen Ausschreibung sich Schülerinnen und Schüler auch im Schuljahr 2022/23 beteiligen können.

Gunda Trepp ist gelernte Juristin und Journalistin. 2022 erschien ihr neues Buch »Gebrauchsanleitung gegen Antisemitismus«. Gunda Trepp engagiert sich auf verschiedene Weise für ein diskriminierungsfreies Miteinander in der Gesellschaft. Sie lebt in San Francisco und Berlin.

Der Beauftragte der Sächsischen Staatsregierung für das Jüdische Leben wurde am 5. März 2019 vom Sächsischen Kabinett berufen. Mit Beschluss vom 10. November 2020 wurde seiner erneuten Berufung bis zum 31. Dezember 2024 zugestimmt. Er wird in seiner Arbeit von einem Expertenrat unterstützt.


Kontakt

Beauftragter der Sächsischen Staatsregierung für das Jüdische Leben und gegen Antisemitismus

Ansprechpartnerin Carolin Triebel
Telefon: +49 351 564 65350
Telefax: +49 351 564 65559
E-Mail: Carolin.Triebel@smk.sachsen.de
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