Martin Dulig: »Unternehmensnachfolge ist für ostdeutsche Wirtschaft eine zentrale Herausforderung«

23.06.2022, 07:01 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Gründergeneration der Wendezeit erreicht Ruhestandsalter | Sächsischer Wirtschaftsminister informiert sich in Dresden, Bannewitz und Großröhrsdorf über erfolgreiche Übergaben

Der Freistaat Sachsen misst dem Gelingen von Unternehmensnachfolgen eine große Bedeutung bei. Erfolgreiche Übergaben stärken die Wirtschaftskraft und Innovationsfähigkeit des Landes – und zugleich erhalten sie Arbeitsplätze und Fachwissen. Laut Berechnungen des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn stellt sich in Sachsen von 2022 bis 2026 bei mehr als 7.600 Unternehmen – vorrangig aus Altersgründen – die Frage der Nachfolge. Im Rahmen der »Sächsischen Aktionstage Unternehmensnachfolge« (20. bis 24. Juni) informiert sich Wirtschaftsminister Martin Dulig am Donnerstag in drei Unternehmen, wie sie die Geschäftsübergabe mit einer internen oder externen Lösung geregelt haben.

Minister Dulig besucht die auf elektrische Energie- und Anlagentechnik spezialisierte und weltweit tätige »elnic in Dresden GmbH«, die Tischlerei Grunert e. K. in Bannewitz (Landkreis Sächsische Schweiz – Osterzgebirge) und die BATEX Technische Textilien GmbH im Großröhrsdorfer Ortsteil Bretnig (Landkreis Bautzen). Die Unternehmen elnic und BATEX haben zum Teil nach mehrjähriger Suche engagierte externe Nachfolger gefunden. Dem Bannewitzer Handwerksunternehmen gelang eine interne Lösung: Ein Tischlermeister übernahm die Geschäfte des Inhabers, der 30 Jahre lang die Geschicke der Firma gelenkt hatte.

»Mehr als drei Jahrzehnte nach der deutschen Wiedervereinigung ist die Unternehmensnachfolge für die ostdeutschen Länder eine zentrale Herausforderung. Zahlreiche Unternehmerinnen und Unternehmen, die in der Wendezeit ihr Unternehmen gegründet haben, erreichen kurz- und mittelfristig das Ruhestandsalter. So ist zum Beispiel jeder dritte Inhaber eines Handwerksunternehmens älter als 60 Jahre«, sagt Wirtschaftsminister Dulig. »Ans Aufhören wollen viele Unternehmer nicht denken – ein Fehler. Mit den jährlich Aktionstagen und speziell dem heutigen Thementag möchte ich Unternehmer motivieren, sich mit der Übergabe frühzeitig auseinanderzusetzen. Zugleich sollen die heute präsentierten Erfolgsbeispiele potenzielle Nachfolger vom Unternehmertun überzeugen.«

Mehr als 99 Prozent aller Unternehmen im Freistaat sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit bis zu 249 Beschäftigten. Eine Stilllegung ist für etwa 20 Prozent der sächsischen Unternehmen – insbesondere inhabergeführte Dienstleister – fest eingeplant. 70 Prozent dieser Firmen beschäftigen keine Mitarbeiter, 29 Prozent weniger als 20 Mitarbeiter.

Sofern eine Nachfolge angestrebt, aber ungeklärt ist, stellt dies oft eine Investitionsbremse dar. Das wiederum führt zu fehlender Attraktivität für potenzielle Nachfolger. Grundsätzlich fehlt es an gründungswilligem Nachwuchs in Sachsen. Gründe dafür sind die jahrelange Abwanderung jüngerer qualifizierter Fachkräfte, der allgemeine bundesweite Trend zu weniger Existenzgründungen, eine strukturelle Verschiebung von stationären zu digitalen Geschäftsmodellen und veränderte Lebensplanentwürfe hin zu einer ausgeglichenen Work-Life-Balance.

Dulig weiter: »Auch die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg beeinflussen die Unternehmensnachfolge erheblich. Auftragsrückgänge, Materialknappheit, steigende Preise, sinkende Konjunkturprognosen und ein allgemeines Gefühl der Unsicherheit führen dazu, dass Unternehmen ihre Übergaben aufschieben oder aufgeben. Um die komplexe Nachfolge rechtzeitig, individuell und zukunftsfest zu gestalten und das Lebenswerk zu erhalten, unterstützen der Freistaat, die Kammern, die Förder- und Finanzierungsinstitute Unternehmer und Übernahmeinteressierte mit umfangreichen Aktivitäten.«

Zu den Unterstützungsangeboten zählen neben den Aktionstagen zum Beispiel Sprechtage bei den Kammern, Förderkredite, öffentliche Bürgschaften und Beteiligungen, Investitionszuschüsse sowie geförderte Beratungen, Weiterbildungen und Qualifizierungen. 2023 wird nach einer coronabedingten Pause der Preis für erfolgreiche Unternehmensnachfolge (»Sächsischer Meilenstein«) der Bürgschaftsbank Sachsen GmbH und der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Sachsen mbH unter der Schirmherrschaft des sächsischen Wirtschaftsministeriums wieder ausgeschrieben. So wird ein weiterer Anreiz gesetzt, sich mit der Nachfolge zu befassen.

Ausblick: Sendung »Martin Dulig | Konkret«

Die für die mittelständisch geprägte sächsische Wirtschaft so wichtige Unternehmensnachfolge rückt der Minister auch in den Fokus der nächsten Folge seiner Sendereihe »Martin Dulig I Konkret«, welche am 28. Juni aufgezeichnet wird. Wann sollte man mit der Nachfolgeplanung beginnen? Wie und wo findet man externe Nachfolger? Wie kann ein Unternehmer seine Erfolgsaussichten erhöhen? Welche Förderprogramme gibt es?

Diese und weitere Fragen erörtert Martin Dulig mit Experten und erfolgreichen Unternehmern. Eingeladen sind: Arne Laß, Geschäftsführer der Bürgschaftsbank Sachsen GmbH, Dr. Katrin Burk, Vizepräsidentin der Industrie- und Handelskammer Dresden und Geschäftsführerin der Marketingagentur und Unternehmensberatung diamonds network GmbH (Dresden), Hans Lehmann, Geschäftsführer der elnic in Dresden GmbH, und Dachdeckermeisterin Michaela Wolf (Annaberg-Buchholz), Preisträgerin des Sächsischen Meilensteins 2019.

Auf dem Youtube- und Facebook-Kanal des Wirtschaftsministeriums ist die Sendung voraussichtlich ab Montag, 4. Juli, zu sehen.


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr

Pressesprecher Jens Jungmann
Telefon: +49 351 564 80600
Telefax: +49 351 564 80680
E-Mail: presse@smwa.sachsen.de
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