1.490 lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche sowie queere (lsbtiq*) Personen aus Sachsen geben Einblick in ihre Lebensvielfalt

22.06.2022, 10:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Studie über »Lebenslagen von lsbtiq* Personen in Sachsen« durch Gleichstellungsministerin Katja Meier vorgestellt

Am 22. Juni 2022 stellten Gleichstellungsministerin Katja Meier, Dr. Christina Rauh und die Landesbeauftragte für die Belange von lsbtiq* Personen in Sachsen, Dr. Andrea Blumtritt, die Studie »Lebenslagen von Isbtiq* Personen in Sachsen« vor. Die Studie wurde vom Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung in Auftrag gegeben. Die Durchführung erfolgte durch die Forschungs- und Wissenschaftsmanagement-Beratung »Rauh Research Management« unter Leitung von Dr. Christina Rauh. Die Studie erforscht erstmals spezifisch für Sachsen die Lebenslagen von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans*geschlechtlichen, intergeschlechtlichen, nicht-binären und queeren (lsbtiq*) Menschen und erhebt methodisch breit sowie inhaltlich tiefgehend Daten zu ihren Erfahrungen in vielen verschiedenen Lebensbereichen. Die vorgestellte Studie wird Basis sein für die Weiterentwicklung des Landesaktionsplans zur Akzeptanz der Vielfalt von Lebensentwürfen, die ab Herbst 2022 mit einer breiten Beteiligung der anderen Ressorts und NGOs starten wird.

Gleichstellungsministerin Katja Meier: »Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt sind integrale Bestandteile unserer Gesellschaft. Uns als Demokratinnen und Demokraten muss es daher ein gemeinsames Anliegen sein, dass allen Menschen eine gleichberechtigte Teilhabe möglich ist. Wenn sich aber gerade mal ein Viertel der befragten Menschen im öffentlichen Raum sicher fühlt und fast die Hälfte in den letzten fünf Jahren Beleidigungen, Bedrohungen oder Übergriffe erfahren hat, dann fehlt die breite Gesellschaft. Mangelnde Chancengerechtigkeit bei Ämtern und Behörden und die Einschätzung, die Politik tue zu wenig für die Lebenssituation lesbischer, schwuler, bisexueller, trans- und intergeschlechtlicher sowie nicht-binärer und queerer Menschen in Sachsen, kommen hinzu. Den Auftrag, hieran etwas zu ändern, nehme ich als Gleichstellungsministerin sehr ernst.«

An der Studie nahmen zwischen November 2021 und Januar 2022 knapp 1.500 Menschen in Sachsen teil. Auf Basis der umfangreichen Daten vermag sie, die Vielfalt von lsbtiq* Lebenslagen zu beschreiben sowie Problemlagen zu identifizieren. Zusätzlich wurden Expert*innenmeinungen mithilfe qualitativer Interviews eingeholt und vertiefende Fokusgruppendiskussionen mit Angehörigen von lsbtiq* Personen sowie mit transgeschlechtlichen und nicht-binären Personen geführt.

Studienleiterin Dr. Christina Rauh erklärt zu den wesentlichen Erkenntnissen der Studie: »Mit der Lebenslagenstudie liegt nun erstmals ein umfassendes Bild über die sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in Sachsen vor. Und das zeigt: Es gibt eine vergleichsweise hohe Lebenszufriedenheit unter lesbischen, schwulen und bisexuellen Befragten. Doch deutlich unzufriedener sind trans- und intergeschlechtliche Sächs*innen, und solche, die sich nicht-binär, also weder als eindeutig männlich, noch als eindeutig weiblich identifizieren. Diese Personen erfahren seltener Respekt und werden oft mit dem falschen Namen angesprochen. Hier wird sich in den kommenden Jahren gesellschaftlich viel tun, auch in Sachsen.« Aus Sicht von Dr. Christina Rauh muss sich der Fokus vor allem auf folgende Bereiche richten: »Die Lebenslagenstudie gibt wichtige Hinweise darauf, wo der Freistaat in den kommenden Jahren ansetzen muss, will er seinen lsbtiq* Bürgerinnen und Bürgern ein selbstbestimmteres Leben in Sachsen ermöglichen. Drei Bereiche stechen dabei besonders hervor: erstens mehr Sicherheit im öffentlichen Raum und Schutz vor Übergriffen; zweitens mehr Unterstützung bei der Familiengründung; und drittens mehr Akzeptanz und Aufklärung in den Schulen.« Ein besonderer Schwerpunkt sei die Familienpolitik, wobei hier nicht auf den Bund gewartet werden solle: »In der Familienpolitik möchten viele der Befragten auch in ihrer Heimat Sachsen mehr Unterstützung erfahren: beispielsweise bei der Behandlung in sächsischen Kinderwunschkliniken. Bislang müssen lesbische Paare zur Familiengründung nach Berlin fahren und die Behandlungskosten selber tragen, selbst wenn medizinische Gründe dafür vorliegen«, so Dr. Christina Rauh.

Die Ergebnisse der Studie werden Basis sein für die Weiterentwicklung des Landesaktionsplans mit den sächsischen Maßnahmen im Bereich geschlechtliche und sexuelle Vielfalt. Dieser wurde zuletzt im Juli 2017 erarbeitet und soll noch in dieser Legislaturperiode fortgeschrieben werden. Die Landesbeauftragte für die Belange von lsbtiq* Personen in Sachsen, Dr. Andrea Blumtritt, verwies in dem Zusammenhang auf die grundlegende Bedeutung der Studie als Meilenstein auf dem Weg zu einer modernen und zukunftsorientierten Gleichstellungspolitik: »Ich möchte hervorheben, wie ungemein wichtig es ist, dass mit der Studie die vielfältigen Erfahrungen und Lebenssituationen von lsbtiq* Personen in Sachsen sichtbar gemacht werden. Ihre Stimmen zu hören, ist für die sächsische Gesellschaft und für die Arbeit der Staatsregierung von hoher Relevanz. Über die Mitwirkung an dieser Studie haben in Sachsen lebende lsbtiq* Personen eine Möglichkeit erhalten, ihren Bedarf für Veränderung zu formulieren und so Einfluss auf die Zukunft in diesem Land zu nehmen. Das ist aber nur der erste Schritt.«

Abschließend dankte Gleichstellungsministerin Katja Meier den Teilnehmenden und zeigte sich zuversichtlich, was die Umsetzung der gefundenen Ergebnisse betrifft: »Ich danke allen, die uns ihr Vertrauen geschenkt und sich in die Studie eingebracht haben. Den Ressorts und NGOs danke ich für die Unterstützung der Studie. Gemeinsam können wir eine Gesellschaft gestalten, in der alle Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht oder ihrer sexuellen Orientierung, frei leben und teilhaben können.«

Die Studie und mehr zur Gleichstellungsarbeit in Sachsen finden Sie auf unserer Website: https://www.gleichstellung.sachsen.de/.


Weiterführende Links

Kontakt

Sächsisches Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung

Pressesprecher Dr. Alexander Melzer
Telefon: +49 351 564 15011
Telefax: +49 351 564 16189
E-Mail: presse@smj.justiz.sachsen.de
zurück zum Seitenanfang