Nach dem »Brexit«: Wirtschaftsminister Dulig will Sachsens Wettbewerbsposition im drittwichtigsten Exportmarkt Großbritannien sichern

13.05.2022, 10:19 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Sächsische Delegation reist am Sonntag ins Vereinigte Königreich – Martin Dulig: »Ukraine-Krieg erfordert noch engere Zusammenarbeit!«

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig wird vom 15. bis 20. Mai 2022 Großbritannien besuchen und damit die ursprünglich im November 2021 geplante und wegen der Corona-Pandemie abgesagte Reise nachholen. Als Reisestationen sind weiterhin London, die zweitgrößte britische Stadt Birmingham, das industrielle Zentrum Loughborough sowie Edinburgh, die Hauptstadt von Schottland, vorgesehen. Minister Dulig wird von einer rund 20-köpfigen sächsischen Delegation begleitet, die sich u.a. aus Vertretern von Clustern, Hochschulen und Kammern zusammensetzt.

Die vom sächsischen Wirtschaftsministerium (SMWA) und der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS) organisierte Delegationsreise soll dazu beitragen, die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Sachsen und Großbritannien fortzusetzen und zu vertiefen. Ziele sind die Unterstützung und Erweiterung der Kooperations- und Lieferbeziehungen zwischen sächsischen und britischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen sowie der Aufbau neuer und die Pflege bereits vorhandener Kontakte. Der Fokus liegt auf den Bereichen Bahntechnik und Energie (Wasserstoff) sowie Life Sciences.

Da im Ansiedlungsbereich auch eine verstärkte Investitionstätigkeit britischer Unternehmen in der EU zur Sicherung ihres Marktzugangs denkbar ist, soll die Reise gleichzeitig zur gezielten Standortwerbung und Investorenpflege genutzt werden. Daher sind sowohl Besuche von Unternehmen und Forschungseinrichtungen als auch politische Gespräche mit Parlamentariern sowie Treffen mit Multiplikatoren vorgesehen.

Wirtschaftsminister Martin Dulig: »Der Brexit ist für die sächsische Wirtschaft ein tiefer Einschnitt. Unsere Unternehmen sehen sich durch den Verlust von Binnenmarkt und Zollunion aktuell vor allem mit bürokratischen Herausforderungen sowie steigenden Logistik- und Verwaltungskosten konfrontiert. Aber wir schauen nach vorn und werden das neue Handels- und Kooperationsabkommen zwischen der EU und Großbritannien nutzen, um die Beziehungen zu Großbritannien zu vertiefen und die Wettbewerbsposition sächsischer Unternehmen in unserem drittwichtigsten Exportmarkt zu sichern. Gleichzeitig möchte ich bei Unternehmen für den Standort Sachsen werben, die nach dem vollzogenen Brexit jetzt eine Niederlassung im europäischen Binnenmarkt anstreben. Handel, der auf Vertrauen und klaren Spielregeln basiert, verspricht Wachstum, schafft und sichert Arbeitsplätze und ist damit gut für unsere sächsische Wirtschaft.«

Großbritannien hat zum 31. Dezember 2020 den europäischen Binnenmarkt und die Zollunion verlassen. Der »Brexit« war eine politische Zäsur für Europa. Trotz der inzwischen erfolgten Ratifizierung des am 24. Dezember 2020 erzielten Handels- und Kooperationsabkommens wird sich der Handel mit Waren und Dienstleistungen daher grundlegend wandeln. Für die sächsische Wirtschaft ist diese Situation von besonderer Bedeutung, da Großbritannien als drittwichtigster Exportmarkt Sachsens zu den bedeutendsten Handelspartnern des Freistaates zählt. Zudem macht der Krieg in der Ukraine deutlich, wie wichtig ist es, dass Großbritannien und die EU wieder enger zusammenrücken.

Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine betont Martin Dulig: »Außenwirtschaft und Internationalisierung sind ganz wesentlich für den Weg aus der Krise. Dem Zusammenhalt in Europa kommt dabei eine große Bedeutung zu – sowohl geopolitisch als auch wirtschaftlich. Großbritannien ist für uns auch nach dem Brexit ein unverzichtbarer Partner. Durch die Erschließung neuer Märkte können Unternehmen kritische Lieferketten und rückläufige Umsätze kompensieren und damit Absatz und Beschaffung diversifizieren. Dass gerade kleinteilige internationale Lieferketten überdacht werden müssen, hat sich bereits im Zuge der Corona-Pandemie gezeigt – und diese Frage verschärft sich nun mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine.«

Außenhandelsstatistik

Im Jahr 2021 exportierten sächsische Unternehmen Waren im Wert von rund 2,74 Milliarden Euro nach Großbritannien. Damit nahmen die sächsischen Ausfuhren nach Großbritannien im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Drittel zu, nachdem sie im Jahr 2020 um 14 Prozent zurückgegangen waren.

Hintergrund

Nach dem Brexit stehen in den Unternehmensanfragen bei den sächsischen Kammern umsatzsteuerliche Behandlung, Warenursprungs- bzw. Zollpräferenzrecht, Zertifizierungen sowie die Durchführung von Montage- bzw. Dienstaufenthalten im Vordergrund. Für Handwerksunternehmen besteht die größte Herausforderung aktuell im Wegfall der Freizügigkeiten des EU-Binnenmarktes, insbesondere in den Regelungen zur Erbringung werkvertraglicher Dienstleistungen in Großbritannien. Insgesamt scheint der Brexit gerade kleinere Unternehmen besonders zu treffen, die bisher ausschließlich im Binnenmarkt aktiv waren.

Die Staatsregierung hat den bisherigen Brexit-Übergangsprozess gemeinsam mit den Partnern der Außenwirtschaftsinitiative Sachsen (AWIS) durch ein umfassendes Informationsangebot für sächsische Unternehmen aktiv begleitet. In Anbetracht des Wegfalls der Erleichterungen von Binnenmarkt und Zollunion, der eventuellen Orientierung Großbritanniens auf andere Märkte sowie der Bewältigung der Pandemiesituation und ihrer wirtschaftlichen Folgen ist auch in den nächsten Jahren ein verstärkter Unterstützungsbedarf bei der außenwirtschaftlichen Marktbearbeitung abzusehen.

Hinweis für Redaktionen

Über die Großbritannien-Reise von Minister Dulig berichten wir kontinuierlich auf der Internetseite und in den sozialen Medien des SMWA. Auf Anfrage stellen wir Fotos gern kostenfrei zur Verfügung.


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr

Pressesprecher Jens Jungmann
Telefon: +49 351 564 80600
Telefax: +49 351 564 80680
E-Mail: presse@smwa.sachsen.de
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