Mikroelektronik und grüner Wasserstoff: Sachsen und Flandern vertiefen Zusammenarbeit in Zukunftsbranchen

23.03.2022, 10:49 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

European Chips Act war ein zentrales Thema der Belgien-Reise von Wirtschaftsminister Martin Dulig: »Mit Kooperationen schaffen wir es, den Marktanteil der EU an der weltweiten Chip-Produktion zu steigern.«

Sachsen und die belgische Region Flandern eint das Ziel, die europäische Wirtschaft stärker vor einseitigen Abhängigkeiten zu schützen. Deshalb forcieren beide Regionen ihre Zusammenarbeit in den Zukunftsbranchen Mikroelektronik und Wasserstoffwirtschaft. Das ist das Ergebnis einer Belgien-Reise von Sachsens Vize-Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Martin Dulig zum Wochenbeginn. Er besichtigte dort das Interuniversity Microelectronics Center (IMEC) in Löwen und die bedeutenden Seehäfen in Antwerpen und Brügge. Außerdem traf sich Dulig bei einem Abendessen mit der Vize-Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin von Flandern, Hilde Crevits, dem Gouverneur von Westflandern, Carl Decaluwé, und weiteren hochrangigen Vertretern aus Politik und Wirtschaft. Martin Dulig wurde u.a. begleitet von Vertretern der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH und der sächsischen Branchennetzwerke.

»Wir müssen Europa unabhängiger davon machen, wie sich die Mikroelektronik in Asien oder Nordamerika entwickelt. Dafür brauchen wir starke Kooperationen«, betont Minister Dulig. »Sachsen ist bereits der führende Standort beim Thema Mikroelektronik – die Branche muss aber europaweit noch größer werden, weil der Bedarf an Chips derart hoch ist. Deshalb ist es wichtig, dass Sachsen und Flandern ihre Erfahrungen in die europäische Initiative – den European Chips Act – einbringen, um den Marktanteil der EU an der weltweiten Chip-Produktion deutlich zu steigern. Der Entwurf des Chips Act war der rote Faden in vielen unserer Gespräche. Wir sind uns einig: Sachsen und Flandern werden ihren Teil dazu beitragen, dass Europa sich bis spätestens 2030 von kritische Abhängigkeiten löst.«

Flandern verfügt zwar über keine ausgeprägte Mikroelektronik-Branche, besitzt aber mit dem IMEC einen wichtigen Akteur, der internationale Forschungs- und Entwicklungskooperationen pflegt. Die strukturstarke nordbelgische Region investiert vergleichsweise umfangreich Mittel in das europäische Mikro- und Nanoelektronik-Programm ECSEL (künftig KDT). Hier liegen Potenziale für gemeinsame Projekte mit Sachsen. Der flämische Branchenverband DSP Valley, ein unabhängiges Cluster für intelligente elektronische Systeme und eingebettete Technologielösungen, hat mehr als 100 Mitglieder und arbeitet schon eng mit dem Silicon Saxony zusammen, u.a. im europäischen Netzwerk Silicon Europe.

Wasserstoff wird sich zum Energieträger für eine unabhängige, dekarbonisierte und wohl diversifizierte Energieversorgung der EU entwickeln. Mit seinen zentral in Europa gelegenen Seehäfen in Antwerpen und Brügge-Zeebrugge besitzt Flandern eine strategische Bedeutung für die Wasserstoffversorgung des Kontinents. Minister Dulig präsentierte den Hafenbetreibern die Leuchtturmprojekte der sächsischen Wasserstoffstrategie. Dazu zählen u.a. die sächsischen Vorhaben im europäischen Verbundprojekt IPCEI und der Aufbau des nationalen Wasserstoffzentrums »Hydrogen and Mobility Innovation Center« (HIC) in Chemnitz. In die Vorbereitung der Ministerreise waren die Wasserstoff-Netzwerke Hzwo e.V. und HYPOS East Germany e.V. involviert.

»Die beiden belgischen Seehäfen entwickeln sich zu Leuchttürmen der grünen Wasserstofftechnologie – sowohl was die Logistik als auch die Produktion betrifft. Beim Import von grünem Wasserstoff wollen wir mit den Häfen zusammenarbeiten. Sachsen als Industrieland benötigt grünen Wasserstoff, um Industriezweige wie die Stahlproduktion klimaneutral umzubauen und um künftig die Energieversorgung sicherzustellen«, sagt Martin Dulig.

Die Häfen bereiten aktuell ihre Fusion zum Hafen Antwerpen-Brügge vor. Am Standort Antwerpen eröffnete 2021 Europas erste intermodale Wasserstofftankstelle, die PKW, LKW und Schiffe mit Wasserstoff betankt. Der Standort Brügge-Zeebrugge gilt als der wichtigste Hafen für den Import des Flüssiggases LNG in Europa. Ein weiterer Ausbau des LNG-Terminals von aktuell 11,4 Milliarden Kubikmeter Importkapazität auf bis zu 17,1 Milliarden Kubikmeter ist in zwei weiteren Ausbaustufen 2024 und 2026 geplant.

Hintergrund: Außenhandelsstatistik Sachsen – Belgien

Im Jahr 2021 exportierten sächsische Unternehmen Waren im Wert von 1,2 Milliarden Euro nach Belgien. Dies bedeutete ein Plus von zwölf Prozent zum Vorjahr und Rang 12 im Länder-Vergleich. Die Ausfuhren umfassten insbesondere Erzeugnisse des Kraftfahrzeug- und Maschinenbaus, pharmazeutische Erzeugnisse/Grundstoffe sowie Kunststoffe.

In der Importstatistik belegte Belgien im vergangenen Jahr den 15. Platz. Der Wert der Einfuhren nach Sachsen betrug 717,6 Millionen Euro – ein Zuwachs von 16 Prozent zum Jahr 2020. Wichtigste Importgüter waren Erzeugnisse des Kraftfahrzeugbaus, Kunststoffe, Bleche aus Eisen oder Stahl und pharmazeutische Erzeugnisse. 


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr

Pressesprecher Jens Jungmann
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