Sicher unterwegs auf sächsischen Straßen
23.03.2010, 13:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Niedrigster Stand der tödlichen Unfälle seit 30 Jahren
Im Freistaat Sachsen setzt sich die erfreuliche Verkehrsunfallentwicklung der vergangenen Jahre fort. Die Zahl der Getöteten befindet sich auf dem niedrigsten Stand seit fast 30 Jahren. Allein in den vergangenen 10 Jahren konnte die Zahl der bei Straßenverkehrsunfällen Getöteten um mehr als die Hälfte gesenkt werden (-56,8 Prozent).
Innenminister Markus Ulbig: „Die aktuelle Verkehrsunfallentwicklung macht deutlich, dass wir gemeinsam auf dem richtigen Weg sind, die Zahl der Verletzten und Toten auf sächsischen Straßen deutlich zu reduzieren. Gemeinsam meine ich Polizei, Verkehrsteilnehmer, Straßenbauer aber auch Autoindustrie. Zielgerichtete Verkehrsüberwachung, vernünftige und angepasste Fahrweise, bauliche Maßnahmen an Unfallschwerpunkten sowie Entwicklung in moderne und sicherere Kraftfahrzeuge sind der Erfolg der vergangenen Jahrzehnte beim Rückgang der schweren Verkehrsunfälle.“
Allgemeine Verkehrsunfallentwicklung
Von der sächsischen Polizei wurden im vergangenen Jahr 116.333 Verkehrsunfälle erfasst. Die Anzahl der Unfälle insgesamt bewegt sich damit auf dem Niveau des Jahres 2008 (+ 0,25 Prozent). Dies ist insbesondere auf den Anstieg der so genannten Bagatellunfälle zurückzuführen Verkehrsunfälle mit Personenschaden sanken hingegen im Jahr 2009 gegenüber dem Vorjahr um 3,75 Prozent auf 14.252 Unfälle.
Dies bedeutet, dass sich
alle 4,5 Minuten ein Verkehrsunfall ereignete,
alle 37 Minuten ein Verkehrsunfall mit Personenschaden ereignete,
etwa alle zwei Stunden eine Person im Alter von 18 bis 25 Jahren verletzt wurde,
etwa alle sieben Stunden ein Kind verletzt wurde,
etwa alle 46 Stunden eine Person bei einem Verkehrsunfall getötet wurde,
etwa alle acht Tage eine Person im Alter von 18 bis 25 Jahren bei einem Verkehrsunfall getötet lwurde.
Die meisten Verkehrsunfälle mit Personenschaden ereigneten sich im Spätsommer bzw. zum Herbstanfang. Im August wurden auch die meisten bei Verkehrsunfällen Verunglückten (2.039, davon 19 Getötete, 491 Schwer- und 1.529 Leichtverletzte) registriert. Im Mai wurden die meisten Personen bei Verkehrsunfällen getötet (22).
Verunglückte (Getötete, Schwer- und Leichtverletzte)
Der seit fast 30 Jahren zu verzeichnende kontinuierliche Rückgang der Zahl der bei Verkehrsunfällen Getöteten hat sich auch im vergangenen Jahr deutlich fortgesetzt. Im Jahr 2009 lag die Zahl der Getöteten erstmals unter der „200-Marke“ (192 Getötete). Das ist die niedrigste Anzahl seit fast drei Jahrzehnten und bedeutet gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang um 21 Prozent (243 Verkehrstote).
Im Freistaat sank die Zahl der Verletzten um 4 Prozent auf 18.046 Verkehrsteilnehmer, darunter 4.186 Schwerverletzte
Die meisten Verkehrsunfälle mit Personenschaden ereigneten sich - wie in den Jahren zuvor - innerhalb von Ortschaften (73,2 Prozent bzw. 10.433 Verkehrsunfälle). Außerhalb von Ortschaften wurden 23,1 Prozent (3.292 Verkehrsunfälle) und auf Autobahnen 3,7 Prozent (527 Verkehrsunfälle) der Personenschadensunfälle registriert
Unter Berücksichtigung der vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes lag der Durchschnitt bei den Verunglückten je 100.000 Einwohnern in Sachsen im Jahr 2009 bei 435 (2008 waren es 451). Damit steht Sachsen im Bundesvergleich hinter Brandenburg und dem Freistaat Thüringen an drittbester Stelle.
Der Anteil an den insgesamt Getöteten betrug:
51,6 Prozent bei den PKW-Benutzern,
18,2 Prozent bei den Motorradbenutzern,
13,0 Prozent bei den Fußgängern,
13,0 Prozent bei den Radfahrern und
2,6 Prozent bei den LKW- Benutzern.
Verunglückte Kinder
Die Zahl der getöteten Kinder (unter 15 Jahre) sank gegenüber dem Jahr 2008 von vier auf drei. Im Jahr 2009 verunglückte ein Kind als Fußgänger tödlich. Wie im Vorjahr verunglückten zwei Kinder als Insassen von PKW tödlich. Als Fahrradfahrer wurde kein Kind tödlich verletzt.
Die Zahl der bei Verkehrsunfällen verletzten Kinder blieb auf dem Niveau des Vorjahres (1.191 verletzte Kinder) und damit auf dem niedrigsten Stand der vergangenen Jahre. Im Vergleich zum Jahr 1995 ist ein Rückgang von 60,4 Prozent zu verzeichnen.
Die - langfristig betrachtet - äußerst positive Entwicklung bei den Kinderunfällen zeigt, dass die zahlreichen Anstrengungen der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit sowohl im Bereich der Prävention, als auch im Bereich der Verkehrsüberwachung Wirkung zeigen und daran weiter festzuhalten ist.
Unfallursachen
Die Hauptunfallursachen bei Verkehrsunfällen mit Personenschaden im Jahr 2009 sind „nicht angepasste Geschwindigkeit“, „Nichtbeachten der Vorfahrt/des Vorranges“, „Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren“ sowie die „Nichteineinhaltung des Sicherheitsabstandes“.
Nicht angepasste Geschwindigkeit (Anteil 19,7 Prozent):
Besorgniserregend ist der nach wie vor hohe Anteil der Unfallursache „nicht angepasste Geschwindigkeit“.
Im Freistaat Sachsen war sogar jeder zweite Getötete Opfer eines Verkehrsunfalls mit der Hauptunfallursache „Geschwindigkeit“. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit, den Überwachungsdruck - soweit möglich -, insbesondere an den diesbezüglichen Unfallschwerpunkten, aufrecht zu erhalten bzw. zu erhöhen
Vorfahrtsfehler/Fehler beim Abbiegen (Anteil 17,7 Prozent bzw. 16,0 Prozent):
Nach wie vor ordnen sich die Unfallursachen „Vorfahrtsfehler“ und „Fehler beim Abbiegen“ unmittelbar nach der Hauptunfallursache „nicht angepasste Geschwindigkeit“ ein.
Ungenügender Sicherheitsabstand (Anteil 11,7 Prozent):
Gegenüber dem Jahr 2008 zeigt die Unfallursache „ungenügender Sicherheitsabstand“ eine rückläufige Tendenz (-7,9 Prozent).
Verkehrsunfallentwicklung bei der Generation 65+
Im Zusammenhang mit der Verkehrsunfallentwicklung ist eine Betrachtung der Generation 65+ auf Grund der demographischen Entwicklung unumgänglich. Rund ein Viertel der sächsischen Bevölkerung ist älter als 65 Jahre. Dagegen betrug der Anteil der 18- bis 25-Jährigen an der Gesamtbevölkerung lediglich 8,8 Prozent. Der sich vollziehende demographische Wandel ist u. a. dadurch gekennzeichnet, dass die heutige Generation 65+ wesentlich mobiler ist als die über 65-Jährigen vor zehn oder 15 Jahren.
Im Freistaat Sachsen lag im Jahr 2009 der durchschnittliche Wert der bei Verkehrsunfällen getöteten über 65-Jährigen bei 10 je eine Million Einwohner. Bei den 18 bis unter 25-Jährigen betrug dieser Wert 10,2. Das bedeutet, dass die Angehörigen der Generation 65+ und der 18- bis unter 25-Jährigen einem nahezu gleich hohen Risiko ausgesetzt sind, bei Verkehrsunfällen getötet zu werden. Ein Grund hierzu dürfte u. a. darin gesucht werden, dass ältere Menschen bei einem Verkehrsunfall einem höheren Verletzungsrisiko unterliegen, schwerwiegendere Verletzungen erleiden und damit ein größeres Risiko haben, tödlich verletzt zu werden.
Die Unfallstatistik weist die Altersgruppe der Generation 65+ insbesondere als PKW-Fahrer jedoch als „sichere“ Verkehrsteilnehmer aus. Die Erfahrungen zeigen, dass sich diese Generation umsichtiger im öffentlichen Verkehrsraum bewegt und altersbedingte Leistungsschwächen durch Lebenserfahrung, Regeltreue und Verantwortungsbewusstsein ausgleicht.
Verkehrsunfallentwicklung bei jungen Fahrerinnen und Fahrern
Die mit am stärksten gefährdete Altersgruppe im Straßenverkehr ist die der 18- bis unter 25-Jährigen. Etwa jeder vierte Verunglückte und etwa jeder vierte Getötete gehört dieser Altersgruppe an, obwohl nur jeder 11. der Gesamtbevölkerung zwischen 18 und 25 Jahre alt war.
Die Zahl der Getöteten im Alter von 18 bis unter 25 Jahre ist gegenüber dem Vorjahr von 48 auf 43 bzw. um 10,4 Prozent gesunken. Ebenso sank die Zahl der Verletzten von 4.411 auf 3.991 bzw. -9,5 Prozent.
Hauptunfallursache der jungen Fahrerinnen/Fahrer ist die überhöhte bzw. nicht angepasste Geschwindigkeit. Die Unfallursache „Alkohol“ nimmt in dieser Altersgruppe bei Verkehrsunfällen mit Personenschaden mit 225 Feststellungen einen Anteil von 6,2 Prozent für sich in Anspruch.
Etwa zwei Drittel der Verkehrsunfälle mit Personenschaden unter Beteiligung junger Fahrer wurden durch das Fehlverhalten der männlichen jungen Fahrer verursacht.
Alkohol im Straßenverkehr
Die Zahl der bei Alkoholunfällen Verunglückten sank von 1.233 im Jahr 2008 auf 1.072 Personen im vergangenen Jahr.
Von 1995 bis 2009 ist die Zahl der Alkoholunfälle insgesamt von 8.577 auf 2.184 gesunken. Das entspricht einem Rückgang von 74,5 Prozent.
Die Zahl der bei Alkoholunfällen Getöteten hat sich seit 1995 um 89,3 Prozent verringert. Bei den Verletzten ist seit 1995 ein Rückgang von 73,8 Prozent zu verzeichnen.
Im Jahr 2009 wurden 9.042 Fahrzeugführer (-18,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr) festgestellt, die ein Kraftfahrzeug unter Einfluss von Alkohol (ohne Verkehrsunfall) führten. Außerdem wurden 309 Verstöße gegen den im August 2007 eingeführten § 24c StVG „Alkoholverbot für Fahranfänger und Fahranfängerinnen“ festgestellt. Für Fahrzeugführer in der Probezeit oder bis zur Vollendung des 21. Lebensjahres gilt ein absolutes Alkoholverbot.
Verkehrsüberwachung
Im Jahr 2009 wurden durch die Polizei rund 900.000 Verkehrsordnungswidrigkeiten festgestellt.
Schwerpunkt bildeten mit 458.000 Verstößen die Geschwindigkeitsüberschreitungen.
Etwa jede zwölfte festgestellte Verkehrsordnungswidrigkeit war ein Verstoß gegen die Gurtanlegepflicht. Gurtverstöße waren u. a. auch Gegenstand der im September 2009 durchgeführten europaweiten einwöchigen Kontrollen „Seatbelt“. Dabei wurden im Freistaat Sachsen insgesamt 2.890 Gurtverstöße registriert, darunter 90 nichtangeschnallte Kinder.
Gewerblichen Personen- und Güterverkehrs
Der Güterkraftverkehr spielt im Spektrum der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit eine entscheidende Rolle und wird weiterhin an Bedeutung gewinnen.
Im Jahr 2009 wurden durch die Polizei 36.000 Lastkraftwagen sowie 387 Kraftomnibusse kontrolliert. Insgesamt wurden rund 12.800 Fahrzeuge beanstandet, darunter 160 Omnibusse. Das entspricht einer „Beanstandungsquote“ von 35 Prozent.
Technische Mängel wiesen 4.360 LKW bzw. 42 Omnibusse auf. In insgesamt 930 Fällen musste eine Untersagung der Weiterfahrt oder Stilllegung u. a. wegen schwerwiegender technischer Mängel erfolgen. Bei 9.396 Fahrern wurden Verstöße gegen Lenk- und Ruhezeiten festgestellt, wobei bei 370 Fahrern die Verstöße so gravierend waren, dass die Weiterfahrt zunächst untersagt werden musste.
Von den insgesamt beanstandeten LKW kamen 45,8 Prozent aus dem Ausland. Bei den beanstandeten Bussen betrug der Anteil ausländischer Fahrzeuge 56,8 Prozent.
Innenminister Markus Ulbig: „Auch in diesem Jahr wird die Polizei konsequent gegen Raser und Drängler vorgehen. Einer der wichtigsten Zielgruppen der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit bleibt die Altersgruppe der jungen Fahrer. Auf der anderen Seite müssen wir wegen dem deutlich höheren Verletzungsrisiko älterer Menschen dieser Altergruppe ein besonderes Augenmerk widmen.“