Faires Miteinander von gefährdeten Mitmenschen jetzt noch wichtiger – Schutz vor häuslicher Gewalt insbesondere in Krisensituationen stärken

23.03.2020, 15:06 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Die ab heute gültigen Allgemeinverfügungen schränken zum Schutz vor Coronainfektionen das normale Alltagsleben in Sachsen weiter ein. Für den Einzelnen bedeutet dies erneut Einschnitte und Verzicht bei Tagesablauf, sozialen Kontakten und Beruf.

Gleichstellungsministerin Katja Meier: »Für unser Miteinander ist es jetzt besonders wichtig, fair und sorgsam mit unseren Mitmenschen umzugehen. In vielen krisenrelevanten Bereichen wie den Krankenhäusern oder in der Lebensmittelversorgung arbeiten zu mehr als zwei Dritteln Frauen. Überlastungen werden sehr schnell eintreten, wenn wir die Belastungen nicht gerecht zwischen Männern und Frauen verteilen. Denn vorwiegend wird immer noch von Frauen erwartet, dass sie gleichzeitig Kinder betreuen, die Essenversorgung für alle sicherstellen, Sorgen der Angehörigen auffangen und voll im Home-Office zur Verfügung stehen.«

Die enormen Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie können Familien stark treffen. Der Wegfall von Betreuungs- und Freizeitmöglichkeiten, die Ausgangsbeschränkungen und die Unsicherheit mit Blick auf die Arbeitsplätze und die persönliche wirtschaftliche Situation erhöhen auch das Risiko von innerfamilialen Konflikten und von Partnerschaftsgewalt. Dies könnte dazu führen, dass Hilfegesuche in den nächsten Wochen und Monaten zunehmen.

Staatsministerin Katja Meier: »Wir arbeiten sehr eng mit den Frauen- und Männerschutzeinrichtungen sowie Beratungsstellen, mit der Polizei und mit den Kommunen im Freistaat zusammen, um Opfern von häuslicher Gewalt jederzeit Schutz und Hilfe zu ermöglichen. Bei eventuellen Belegungsengpässen von Schutzhäusern und -wohnungen können wir gegensteuern, in dem wir stärker umverteilen als bisher.«

Frauenhäuser sind gerade in der aktuell angespannten Situation absolut systemrelevant. Deshalb ist den Kindern von Mitarbeiterinnen in Frauenhäusern im Rahmen der Notfallbetreuung der Zugang zu entsprechenden Plätzen möglich.

Die sächsischen Frauenschutzeinrichtungen und die Männerschutzwohnungen bleiben geöffnet und nehmen schutzbedürftige Menschen auf. Lediglich das Frauenschutzhaus Bautzen nimmt wegen eines Corona-Falls und das Autonome Frauenhaus Leipzig aus Kapazitätsgründen keine weiteren Personen auf. Hilfesuchende Frauen aus dem Landkreis Bautzen sowie der Stadt Leipzig werden in die umliegenden Einrichtungen vermittelt. Auch Beratungen im Fall häuslicher Gewalt sind weiter möglich. Die Kontaktaufnahme sollte zuerst telefonisch erfolgen.

Leider kommt es mit Bezug auf das Coronavirus derzeit auch in einzelnen Fällen zu Ausgrenzung bis hin zu verbaler und körperlicher Gewalt aufgrund von rassistischen Zuschreibungen.

»Wir alle können einen wichtigen Beitrag zu einem solidarischen Zusammenhalt in den nächsten Wochen leisten, indem wir aufmerksam sind und uns gegen derartige Äußerungen und Handlungen stellen. Selbst Position zu beziehen, sich mit Betroffenen zu solidarisieren und in den sozialen Medien sich gegen solche Äußerungen auszusprechen, darauf kommt es jetzt auch an.«, appelliert Gleichstellungsministerin Katja Meier. »Aber nicht nur Viren können sich von Mensch zu Mensch übertragen, auch Mitgefühl, Anteilnahme und Solidarität sind dazu in der Lage – das sollten wir nutzen.«, so Katja Meier weiter.

Um seelische Not und Gewalt zu vermeiden, ist gegenseitige Unterstützung nötig. Vorrangig gilt es, diejenigen zu schützen, die am meisten Schutz brauchen, und diejenigen zu unterstützen, die besonders gefordert sind von dieser Situation. Auch in Zeiten der notwendigen Einschränkung der Bewegungsfreiheit gibt es vielfältige Möglichkeiten, Solidarität zwischen Menschen zu zeigen.

Die sächsischen Hilfsorganisationen koordinieren ehrenamtliche Hilfe unter www.teamsachsen.de. Auch Kommunen oder digitale Nachbarschaftsinitiativen verknüpfen Hilfesuchende und Menschen mit einem Unterstützungsangebot. Sollten Diskriminierungen bekannt werden, steht das Antidiskriminierungsbüro Sachsen weiter telefonisch für Beratungsanliegen zur Verfügung.

Hintergrundinformationen:
Das Antidiskriminierungsbüro Sachsen ist auch derzeit telefonisch und per E-Mail erreichbar. Nähere Informationen und die Kontaktdaten sind unter www.adb-sachsen.de abrufbar.
Die Kontaktdaten zu den sächsischen Schutzeinrichtungen und Beratungsstellen bei häuslicher Gewalt sind unter www.gewaltfreies-zuhause.de sowie in Bezug auf Männerschutzeinrichtungen unter www.gib-dich-nicht-geschlagen.de/beratungsstellen veröffentlicht.

Bundesweit arbeitende Hilfetelefone sind wie folgt erreichbar:
1. Das bundesweite Hilfetelefon »Gewalt gegen Frauen«: 0800-01 16 016 (Beratung rund um die Uhr in 17 Sprachen, Online-Beratung, Beratung in Gebärdensprache – hier erhalten Sie auch die Informationen und Kontakte zu den Beratungs- und Schutzeinrichtungen in Ihrer Region)
2. Hilfetelefon »Schwangere in Not«: 0800-40 40 020
3. Elterntelefon: 0800-11 10 550
4. »Nummer gegen Kummer« für Kinder und Jugendliche: 116 111
5. Pflegetelefon: 030-20 17 9131


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung

Pressesprecher Dr. Alexander Melzer
Telefon: +49 351 564 15011
Telefax: +49 351 564 16189
E-Mail: presse@smj.justiz.sachsen.de
zurück zum Seitenanfang