Berufsorientierung an Schulen: Zusammenarbeit mit Bundesagentur für Arbeit weiter gestärkt
19.06.2019, 12:05 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Piwarz: „Gute Berufsorientierung ist der beste Weg, um Nachwuchskräfte zu gewinnen.“
Auf dem ersten Fachkongress zur Berufsorientierung an Sachsens Schulen hat Kultusminister Christian Piwarz vor rund 550 Gästen heute (19. Juni) in Dresden eine Bilanz der Berufsorientierung an Sachsens Schulen gezogen und die gute Zusammenarbeit zwischen Schule, Wirtschaft und der Bundesagentur für Arbeit hervorgehoben. „Mit Blick auf den Fachkräftebedarf in allen Bereichen vom Handwerker über Erzieher, Polizisten, Ingenieure, Ärzte und Lehrer müssen wir die Berufswahlkompetenz und die Ausbildungsreife unserer Schüler weiter verbessern. Wir sind mit unseren Partnern auf einem guten Weg“, erklärte der Minister. Die Berufsorientierung an Schule sei eine unverzichtbare Navigationshilfe durch den Dschungel der über 330 Ausbildungsberufe und über 10.000 grundständige Studiengänge. „Um eine noch zielgenauere Berufsorientierung jedes einzelnen Schülers zu ermöglichen, werden wir die Kooperation zwischen Schule und Wirtschaft weiter stärken. Die Grundlage dafür haben wir in einer gemeinsamen Vereinbarung zwischen Kultusministerium und den Industrie- und Handelskammern sowie den Handwerkskammern gelegt.“ Die Vereinbarung baue auf der gemeinsamen Erklärung der Sächsischen Staatsregierung und der sächsischen Wirtschaft vom 2. April 2019 auf und hält Ziele, Maßnahmen und Unterstützungsangebote aller Partner für Schulen fest.
Der Minister betonte außerdem die gute Zusammenarbeit mit der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit. „Wir haben in den vergangenen Jahren unsere Kooperation ausgebaut und weiter verbessert. So freue ich mich sehr, dass wir das vom Bund initiierte Programm der Berufseinstiegsbegleitung gemeinsam fortsetzen werden.“ Berufseinstiegsbegleiter sind persönliche Coaches, die leistungsschwächere und abschlussgefährdete Jugendliche während der Schulzeit und auch danach unterstützen, um nach der Schule im Beruf anzukommen.
„Die sächsischen Betriebe suchen händeringend Fachkräfte und eine Quelle dafür ist die duale Ausbildung. Deshalb arbeiten wir mit dem Land, den Kammern, den Schulen, den Verbänden und der Wirtschaft eng zusammen, vereinbaren konkrete Aktivitäten, bündeln unsere Kräfte und organisieren so bessere Bedingungen für die Jugend“, sagte Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit. Reinhilde Willems, Vizechefin der Regionaldirektion Sachsen ergänzt: „Wir sind uns alle einig, keiner darf am Übergang Schule – Beruf verloren gehen. Jeder zählt und jeder hat seine Chance verdient, auch wenn mehrere Anläufe notwendig sind. Die Berufsberater der Jugendberufsagenturen unterstützen von der Berufsorientierung bis hin zur Ausbildung. Hierbei sind wir in Sachsen auch im bundesweiten Kontext gut aufgestellt, durch eine frühzeitige und strukturierte Berufsorientierung. Das geht nur zusammen mit allen Beteiligten und hier in Sachsen machen alle mit.“
Die Berufliche Orientierung ist im Freistaat Sachsen seit 2017 an zentraler Stelle im Schulgesetz verankert. Im Freistaat Sachsen beginnt der Weg zum Beruf sehr zeitig – mit ersten Betriebsbesichtigungen und ökonomischen Themen in der Grundschule sowie mit der beruflichen Frühorientierung in den Klassenstufen 5 und 6. Ab Klassenstufe 7 sammeln die Schüler der Oberschulen und Gymnasien durch das verpflichtende Praktikum wichtige Erfahrungen in unterschiedlichen Berufszweigen. Auch in den Klassen 8 bis 10 können weitere Praktika durchgeführt und der Berufswunsch bis zum Abschluss konkretisiert werden. „Unsere Praxiselite für die duale Ausbildung wird vor allem an den Oberschulen unterrichtet. Diese arbeiten intensiv mit der Berufsberatung der Agenturen für Arbeit und der regionalen Wirtschaft, aber auch mit berufsbildenden Schulen, Gymnasien sowie Fach- und Hochschulen zusammen. Aber vor allem stützen wir den Prozess der beruflichen Orientierung an Oberschulen mit Personal: nämlich dem Praxisberater“, so Piwarz.
Was Schulen in der Beruflichen Orientierung leisten – eine kleine Übersicht
Kernziele in der Berufsorientierung sind für jede Klassenstufe und jede Schulart fest verankert.
Jede Schule hat ein eigenes Berufsorientierungskonzept mit entsprechenden Inhalten in den Fächern.
Die Schulen nutzen den Berufswahlpass https://www.bildung.sachsen.de/5500.htm und ein landesweit einheitliches Potenzialanalyseverfahren („Profil AC Sachsen“).
Es gibt 24 Arbeitskreise „Schule-Wirtschaft“ und das „Qualitätssiegel für Berufliche Orientierung“.
Berufliche Frühorientierung in Klassenstufe 5/6
In dieser Phase werden Schüler für die Arbeitswelt sensibilisiert, beispielsweise durch Betriebserkundungen in den Klassenstufen 5 und 6.
Potenzialanalyse
Mit einem landesweit einheitlichen Potenzialanalyseverfahren werden bei Schülern in der Klassenstufe 7 die Ausgangslagen sowie der Stand der Kompetenzentwicklung ermittelt.
Werkstatttage
Auf der Grundlage der Ergebnisse aus der Potenzialanalyse schließen sich ab der 8. Klassenstufe zwei Wochen für Werkstatttage in Berufsbildungsstätten an. Im Mittelpunkt steht das praktische Ausprobieren in verschiedenen Berufsfeldern, um Vorstellungen über die beruflichen Interessen zu entwickeln.
Pflichtpraktikum
Alle Schüler weiterführender Schulen müssen entsprechend der jeweiligen Schulordnung Praktika absolvieren. Das Praktikum soll tiefere Einblicke in die Berufs- und Arbeitswelt vermitteln und dazu beitragen, eigene Berufsvorstellungen zu entwickeln.
Berufsberater
Die Berufsberater unterstützen alle Schüler der Förder- und Oberschulen (ab Klassenstufe 7) sowie der Gymnasien (ab Klassenstufe 9) mit Berufsorientierung, Berufsberatung, Ausbildungsvermittlung und unterstützen mit finanziellen Zuschüssen (Bewerbungskosten, Fahrkosten, Berufsausbildungsbeihilfe, Nachhilfeunterricht). Sie kennen den regionalen Arbeitsmarkt, aktuelle Trends, Berufe und deren Zukunftschancen.
Praxisberater für alle Oberschüler
Praxisberater an Oberschulen begleiten alle Schüler der Klassenstufen 7 und 8 auf der Grundlage individuell erstellter Entwicklungspläne. Auch dafür ist die verbindliche Potenzialanalyse eine wichtige Grundlage.
Berufseinstiegsbegleiter für Haupt- und Förderschüler
Abschlussgefährdete Haupt- und Förderschüler erhalten beginnend in der Vorabgangsklasse bis hinein in die Ausbildung individuelle Unterstützung von so genannten Berufseinstiegsbegleitern.
Fächerverbindender Grundkurs für Gymnasiasten
Schüler der Sekundarstufe II wird der Grundkurs „Auf dem Weg ins Berufsleben“ angeboten. Der Kurs soll auf einem höheren Anspruchsniveau vertiefte Kenntnisse zum Ergründen des eigenen Potenzials und den vielfältigen Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten vermitteln. Um die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu sichern, sollen dabei Schüler noch stärker als bisher auf die Möglichkeiten der dualen Ausbildung hingewiesen werden.
„Komm auf Tour“
Frühzeitiges Präventions- und Einstiegsangebot zur Stärkenentdeckung, zur beruflichen Orientierung und zur Lebensplanung für Jugendliche ab der 7. Klassenstufe. Das Angebot können Schüler der Oberschulen, Förderschulen, aber auch Gymnasien nutzen.
Berufsorientierungsmaßnahmen der Bundesagentur für Arbeit
Durchführung von Maßnahmen zur vertieften Berufsorientierung in den Klassenstufen 7 bis 10 der Oberschulen, Förderschulen und Gymnasium (Klasse 9-12). Wesentliche Bausteine sind Informationen zu Berufsfeldern, Interessenerkundung, Strategien zur Berufswahl und Entscheidungsfindung.
SCHAU REIN! Woche der offenen Unternehmen Sachsen
Größte Initiative zur praktischen Beruflichen Orientierung für Schülerinnen und Schüler ab Klassenstufe 7. Ziel: Aus- und Durchblick über die rund 350 Ausbildungsberufe erleichtern sowie Kontakte mit der Arbeitswelt knüpfen.
Schülerfirmen
Erwerben von Fähigkeiten und Fertigkeiten im Bereich unternehmerischen Handelns und erweitern der sozialen Kompetenzen ab Klassenstufe 7.
Oberstufe Förderschwerpunkt geistige Entwicklung / Berufliche Frühorientierung
Schüler erwerben u. a. elementares Wissen über berufliche Tätigkeiten, Handlungsfelder und Arbeitsabläufe, lernen Anforderungen an das Arbeits- und Sozialverhalten kennen, vertiefen ihre fachspezifischen Kenntnisse und Fähigkeiten.
Werkstufe Förderschwerpunkt geistige Entwicklung / Maßnahmen der vertieften Berufsorientierung
Ergänzung der oben genannten schulischen Maßnahmen in Form von Potenzialanalyse, Betriebspraktika u. W. zur intensiven Unterstützung des Überganges von Schule ins Arbeitsleben.
Weitere Informationen zur Berufsorientierung an Sachsens Schulen und der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft sind abrufbar unter: https://www.bildung.sachsen.de/5495.htm