Dr. Eva-Maria Stange: „Herkunft entscheidet - ein Kunstwerk kann nie losgelöst von den Umständen seiner Entstehung verstanden werden“

10.04.2019, 11:32 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Statement der Kunstministerin zum Tag der Provenienzforschung

Zum heutigen Tag der Provenienzforschung erklärt Sachsens Kunstministerin Dr. Eva-Maria Stange: „Wer verantwortungsvoll mit Kunstwerken und Kulturgütern umgehen will, kann die Herkunft dieser Sammlungsstücke nicht mehr ignorieren. Ein Werk kann nie losgelöst von den Umständen seiner Entstehung und seines Ankaufs verstanden werden. Deshalb hat sich der Freistaat Sachsen frühzeitig um geeignete Rechercheinstrumente bemüht und fördert die Recherchedatenbank Daphne seit 2008. Seit dem Projektstart sind dafür insgesamt mittlerweile rund 40 Millionen Euro aufgewandt worden. Der Schwerpunkt der Forschung verschiebt sich derzeit von Kunstwerken, die von den Nationalsozialisten geraubt worden auf Sammlungsstücke aus ehemaligen Kolonien. Wenn wir die Geschichte dieser Stücke kennen, können wir nicht nur die Rückgabe einleiten, wenn dies angebracht ist, sondern finden möglicherweise auch einen neuen Zugang zu den Werken.“ Die Ministerin betont zudem: „Es ist wichtig, dass die Vernetzung mit den Herkunftsländern bzw. -gesellschaften und deren Forschern gestärkt wird. Zudem begrüße ich es ausdrücklich, dass die Kulturministerkonferenz im Rahmen der Kultusministerkonferenz KMK auf ihrer ersten Sitzung ,Erste Eckpunkte zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten‘ verabschiedet und somit ein bundesweit einheitliches Verfahren ausgelöst hat.“

Aufgrund bisheriger Provenzienzrecherchen hat der Freistaat Sachsen in den letzten Jahren nicht nur Kunstwerke und Sammlungsstücke an die rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben, sondern auch geraubte Kunstwerke zurückerhalten. Zudem bemühen sich die Staatlichen Ethnografischen Sammlungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden beim Umgang mit menschlichen Gebeinen aus kolonialen Kontexten um große Transparenz. So wurden 2017 derartige Objekte an Repräsentanten von Volkgruppen des Ursprungslandes Hawaii übergeben. Am kommenden Montag werden in der australischen Botschaft in Berlin unter anderem die sterblichen Überreste von 37 indigenen Australiern aus den Staatlichen Ethnographischen Sammlungen an Vertreter der Yawuru Community übergeben. Dazu erging eine gesonderte Medieneinladung.

Der Tag der Provenienzforschung findet erstmals am heutigen 10. April 2019 statt. Zukünftig soll der Aktionstag einmal jährlich, jeweils am zweiten Mittwoch im April stattfinden. Er wird organisiert vom Arbeitskreis Provenienzforschung e.V., um auf die gesellschaftliche und wissenschaftliche Relevanz der komplexen Arbeit der international vernetzten Provenienzforscherinnen und Provenienzforscher aufmerksam zu machen, die vielfältigen Fragestellungen und Methoden dieses Forschungsbereichs zu erklären und zu vermitteln sowie sich dabei den Fragen eines breiten Publikums stellen. Im Rahmen von Führungen, Präsentationen, Ausstellungen oder anderweitigen Aktionen geben mehr als 70 Kulturinstitutionen aktuelle Einblicke in die unterschiedlichen Wege, Möglichkeiten oder Problemkonstellationen bei der Erforschung der Herkunft von Sammlungen und Objekten.


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus

Pressesprecher Falk Lange
Telefon: +49 351 564 60200
E-Mail: falk.lange@smwk.sachsen.de
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