Stellung und Bedeutung der Lehramtsausbildung an sächsischen Hochschulen wurde gestärkt

18.01.2019, 11:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Vertreter von Hochschulen, Verbänden und Landespolitik diskutieren mit Wissenschaftsministerin Dr. Stange Studie zur Lehrerbildung sowie deren weiterer Verbesserung

Das sächsische Wissenschaftsministerium hat die Lehrerbildungsstrukturen an den sächsischen Hochschulen durch den Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Jürgen Oelkers evaluieren lassen. Der Evaluationsprozess, in den verschiedene Akteure der Lehrerbildung einbezogen wurden, mündete in einen abschließenden Bericht, der jetzt auf einer Fachtagung im Wissenschaftsministerium mit beteiligten Akteuren des Kultusministeriums, der Hochschulen, der Verbände und der Landespolitik diskutiert wurde. Der Auftrag zur Evaluierung ergab sich aus dem Koalitionsvertrag. Anlass des Auftrages sind die in den Jahren 2012/2013 wieder eingeführten Staatsexamensstudiengänge. Diese sollen grundsätzlich in ihrer jetzigen Struktur erhalten bleiben, aber auf den Prüfstand gestellt werden. Ziel ist, in der gegebenen Struktur Entwicklungspotentiale für die Zukunft zu erschließen. Untersuchungszeitraum war Januar 2017 bis Januar 2018.

Auf der Fachtagung stellten auch die lehrerbildenden Hochschulen ihre Maßnahmen vor, um das Studium zu verbessern und möglichst viele Studierenden zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen. Dabei wurde deutlich gemacht, dass es ihnen neben Verbesserung von Organisation und Didaktik des Studiums auch um die Erhöhung der personellen Kapazitäten und die Schaffung verlässlicher Rahmenbedingungen geht. Dafür forderten sie die weitere Unterstützung der Politik. Auch die Einschätzungen der Lehramtsstudierenden kamen zur Sprache. Prof. Lenz von der TU Dresden stellte eine Sonderauswertung einer Studierendenbefragung vor, die die Zufriedenheit der angehenden Lehrer ermittelte.

Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange erklärt: „Die Untersuchungen von Prof. Dr. Oelkers kommen zu dem Schluss, dass die Bedeutung der Lehrerbildung in den Universitäten in den letzten Jahren deutlich gestärkt worden ist. Während noch die Qualitätsoffensive Lehrerbildung im Jahr 2014 davon ausging, dass die Lehrerbildung in den Universitäten nur das fünfte Rad am Wagen sei, kann in Sachsen davon heute keine Rede mehr sein. Am wichtigsten ist für uns nun die Verstetigung der Ressourcen, wie es uns mit den 29 Stellen an der TU Chemnitz gelungen ist. Ich bin sehr froh, dass mit dem Zukunftspakt die Grundlage dafür geschaffen wurde, dass die Lehramtsausbildung insbesondere in Chemnitz auf qualitativ und quantitativ hohem Niveau langfristig gesichert wird. Sachsen wird auch auf lange Sicht drei Universitätsstandorte für die Lehramtsausbildung benötigen.“ So werde es auch in den kommenden Jahren möglich sein, qualitativ gute und verlässliche Studienbedingungen für die hohe Zahl der Lehramtsstudierenden (ca. 2.400 Studienanfänger) sowie der Seiteneinsteiger zu sichern. „Ich danke den Hochschulen sehr, dass sie mit eigene Maßnahmen die Qualitätsentwicklung der Lehrerbildung trotz hoher Studierendenzahlen weiter verbessern und den aktuellen Anforderungen der Schulen anpassen. Ich danke auch für die sehr wirksamen Projekte zur Erhöhung des Studienerfolgs, damit möglichst viele Studierenden einen erfolgreichen Abschluss erreichen und für den Schuldienst zur Verfügung stehen“, so Ministerin Dr. Stange.

Die Oelkers-Studie bescheinigt der Lehramtsausbildung, dass ihre Stellung und ihre Bedeutung gestärkt wurden. Während die Qualitätsoffensive Lehrerbildung noch 2014 davon ausging, dass die Lehrerbildung in den Hochschulen nur das fünfte Rad am Wagen sei, könne heute davon keine Rede mehr sein. Gelobt wird in der Studie auch die Entscheidung, die Zentren für Lehrerbildung als zentrale Einrichtungen zu führen und sie direkt dem Rektorat zu unterstellen. Die Lehrerbildung habe damit einen inneruniversitären Ort, der mit Kompetenzen für die Lehrerbildung ausgestattet werde. Prof. Dr. Oelkers gibt in seinem Bericht zentrale Empfehlungen:

  1. Planungssicherheit durch Verstetigung der Ressourcen, denn das derzeitige Schlüsselproblem der Lehrerbildung ist die Ressourcensicherung.
  2. Eine Rückkehr zum Bachelor/Master-System wäre mit einem hohen Aufwand und erheblicher Unruhe verbunden, ohne Vorteile zu garantieren. Das gleiche gilt für längere Praxisphasen.
  3. Regionale Versorgung: Lehramt an Grundschulen an der TU Chemnitz erhalten.
  4. Sächsisches Netzwerk Lehrerbildung: gemeinsame Projekte z.B. in der Qualitätssicherung entwickeln.
  5. Entwicklung der Lehrämter: In bestimmten Fällen sollten Ein-Fach-Lehrer ausgebildet werden (z.B. bei Seiteneinsteigern oder Musiklehrer).
  6. Seiteneinsteiger sollten wie in anderen Berufsbildern auch eher als Normalität dargestellt und in den Hochschulen nachhaltig als Studienangebot verankert werden. Die mit der besonderen Ausbildung erreichte Qualität sollte evaluiert werden.
  7. Digitalisierung sollte verbindlich im Curriculum aller Lehrämter verankert werden.
  8. Querschnittsthemen, die für alle Lehrämter und jeden Studenten verbindlich sind, sollten das bestehende Ausbildungsangebot ergänzen.
  9. Neue Professuren: Fachdidaktiken sollten mittelfristig alle mit einschlägigen Professuren ausgestattet werden, auch sollte eine eigene Professur für schulische Sozialarbeit eingerichtet werden.
  10. Prüfungen: Zur Verbesserung der Prüfungspraxis sollte eine Expertengruppeeingerichtet werden, die auch die Seite des Kultusministeriums umfasst. Die zu hohe Belastung mit Prüfungen ist nicht strittig, aber der Befund sollte zum Anlass genommen werden, grundsätzlicher über das System und die Formate der Prüfungen nachzudenken.

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Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus

Pressesprecher Falk Lange
Telefon: +49 351 564 60200
E-Mail: falk.lange@smwk.sachsen.de
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