20 Jahre Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau

17.11.2018, 12:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Kunstministerin Dr. Eva-Maria Stange sichert weitere Unterstützung zu

Anlässlich des 20jährigen Jubiläums der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau hat Kunst- und Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange die Arbeit des Trägervereins der Gedenkstätte gewürdigt: „Seit mehr als 20 Jahren beweist der Trägerverein wie wichtig, notwendig und wie erfolgreich ehrenamtliches Engagement in unserer Gesellschaft sein kann. Dem Verein ist es in vorbildlicher Weise gelungen, das Thema repressive DDR-Heimerziehung in Gesellschaft und Politik zu etablieren und die Zukunft der Gedenkstätte dauerhaft zu sichern. Seine Arbeit und die der Gedenkstätte haben entscheidend zur Anerkennung und Wahrnehmung der Schicksale ehemaliger DDR-Heimkinder beigetragen. Einmal widerfahrenes Unrecht und Leid hinterlässt tiefe Spuren im Leben der Betroffenen. Es ist geschehen und kann nicht wieder gut gemacht werden. Dennoch ist es wichtig, dass mit dem seit 2012 existierenden Fonds „Heimerziehung in der DDR“ zumindest eine öffentliche Anerkennung dieses Leids erfolgt. Torgau zeigt uns, wozu eine von Ideologie und Gewalt geprägte Erziehung führen kann und wie sich ein System aus Disziplinierung, Bestrafung, Kontrolle und Einschüchterung über so lange Zeit halten konnte. Umso wichtiger ist es, dass die Opfer und ihr Schicksal nicht vergessen werden.“ Die Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau wird von Bund und Land institutionell gefördert. Dr. Eva-Maria Stange: „Der Trägerverein hat die institutionelle Förderung des Bundes aus eigener Kraft erreicht und damit diese einzigartige Repressionsstätte bundesweit in der Gedenkstättenlandschaft etabliert. Auch der weiteren Unterstützung des Freistaats kann er sich sicher sein. In den aktuellen Haushaltsberatungen werden wir nicht nur die Stiftung Sächsische Gedenkstätten insgesamt stärken, sondern der Landtag plant auch speziell für die Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau eine Erhöhung der Förderung.“

Der Geschlossene Jugendwerkhof Torgau wurde am 1. Mai 1964 eröffnet und sollte die Bereitschaft der Insassen erzeugen, sich widerspruchslos allen zukünftigen Maßnahmen der Umerziehung unterzuordnen. 4046 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren haben im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau unter härtesten, haftähnlichen Bedingungen gelebt. Sie wurden im Jugendwerkhof untergebracht, weil sie sich dem System nicht angepasst hatten, weil sie sich nicht regelkonform verhalten hatten, weil sie als schwererziehbar galten oder weil sie kleinere Diebstähle begangen hatten. Torgau galt als die strengste Jugenderziehungsanstalt der DDR. Infolge der unerträglichen Lebensverhältnisse, gezielten Demütigungen und körperlichen Misshandlungen kam es zu einer Reihe von Selbstmorden und Selbstverstümmelungen. Das vom Trägerverein der Gedenkstätte organisierte jährliche Treffen ehemaliger DDR-Heimkinder in der Gedenkstätte seit 2003 hat sich als wichtige Informations-, Austausch- und Gesprächsplattform etabliert.


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus

Pressesprecher Falk Lange
Telefon: +49 351 564 60200
E-Mail: falk.lange@smwk.sachsen.de
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