Ministerin für Wissenschaft und Kunst begrüßt Sammelband zum einstigen KZ Sachsenburg
06.06.2018, 11:16 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Dr. Eva-Maria Stange: „Neue Publikation liefert wichtige Erkenntnisse für die Errichtung einer Gedenkstätte in Frankenberg“
„Während viele Verbrechen der Nationalsozialisten durch die Historiker bereits umfassend aufgearbeitet und bewertet wurden, stehen wir beim Konzentrationslager Sachsenburg noch am Anfang. Dort lagen bisher vor allem die Erkenntnisse vor, die der ehrenamtlichen Arbeit der Frankenberger Bürger zu verdanken sind“, erklärt Dr. Eva-Maria Stange, Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, zum Sammelband „Konzentrationslager Sachsenburg (1933–1937)“, der am 7. 6. 2018 im Sandstein Verlag Dresden erscheint. Das Werk umfasst 25 Beiträge von 19 Autoren und wurde von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten in Kooperation mit dem Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung herausgegeben. Damit liegt erstmals eine umfassende Geschichte dieses Konzentrationslagers vor.
„Wir haben im Stiftungsrat der Gedenkstättenstiftung die Einrichtung einer Gedenkstätte in Frankenberg auf den Weg gebracht. Nach dem dafür nötigen Stadtratsbeschluss in Frankenberg können die konzeptionellen Arbeiten zügig vorangebracht werden. Die erforderlichen finanziellen Mittel sind in den Verhandlungen für den Doppelhaushalt 2019/2020 angemeldet. Die Entscheidung darüber obliegt dem Sächsischen Landtag“, gibt Ministerin Dr. Stange bekannt. Sie ergänzt: „Das KZ Sachsenburg ist als erstes sogenanntes Schutzhaftlager in Sachsen ein Ort, an dem Menschen interniert, gefoltert und getötet wurden. Und hier wurden die Henker des Naziregimes für die KZs ausgebildet. Wir wollen die Erinnerung an diese Verbrechen gerade in einer Zeit wach halten, in der politischer Populismus und Rassismus leider erneut alltäglich sind.“
Das Konzentrationslager Sachsenburg in Frankenberg bei Chemnitz war das bedeutendste und am längsten betriebene frühe KZ in Sachsen. Es wurde von den Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 zur Ausschaltung ihrer wichtigsten politischen Gegner, vor allem Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter, errichtet. Vor seiner Schließung 1937 ließ das Regime hier auch verstärkt Zeugen Jehovas, Juden, Pfarrer beider Konfessionen und „Vorbeugehäftlinge" einliefern. Die Beiträge widmen sich der Einordnung des Lagers in das sächsische NS-Terrorsystem. Aspekte wie die Analyse der Tätergruppen und einzelner Täter von SA und SS, die Untersuchung der Häftlingsgesellschaft und einzelner Häftlingsgruppen sowie die Wahrnehmung des Lagers im Ausland spielen eine besondere Rolle. Abgeschlossen werden die Betrachtungen durch Untersuchungen zur juristischen Aufarbeitung und zur Geschichte der KZ-Gedenkstätte Sachsenburg in der DDR.