LEADER fördert die Region – Gute Erfahrungen mit regionaler Verantwortung

09.05.2018, 13:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Staatsminister Schmidt besucht das LEADER-Gebiet „Schönburger Land“

Staatsminister Thomas Schmidt besuchte heute (9. Mai 2018) das LEADER-Gebiet „Schönburger Land“ im Landkreis Zwickau. Bei den Besuchen in Callenberg und Waldenburg informierte sich der Staatsminister über die Umsetzung des LEADER-Programms und besichtigte vielfältige Vorhaben, die mithilfe der Mittel aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) unterstützt werden.

„Der Besuch im ‚Schönburger Land‘ zeigt, wie unterschiedlich die Vorhaben sein können, die mit LEADER unterstützt werden und die Regionen auf vielgestaltige Weise bereichern“, sagte der Staatsminister. „Die großen Freiheiten, die die LEADER-Gebiete haben, drücken sich auch in deren hervorragender kreativer und regionalspezifischer Umsetzung aus.“

Das „Schönburger Land“ zählt mit knapp 100 000 Einwohnern zu den größeren sächsischen LEADER-Gebieten. Die Region wählte den Dreiklang aus Arbeiten, Wohnen und Erholen zu ihrem Leitbild. Die wirtschaftliche Weiterentwicklung sowie die Anpassung an demografische Anforderungen in den Bereichen Wohnen, Erholen und Daseinsvorsorge sind in der Strategie von wesentlicher Bedeutung. Bis zum Jahr 2020 steht dem Gebiet ein Budget von rund 22 Millionen Euro zur Verfügung, mit dem Vorhaben gefördert werden können.

„Ich freue mich, dass die LEADER-Gebiete viele Vorhaben verwirklichen - trotz der derzeit hohen bürokratischen Hürden bei der Umsetzung europäischer Programme. Antragsteller und Verwaltungsbehörden werden damit stark belastet“, sagte Staatsminister Schmidt. „Mit unserem Vorschlag ‚ELER-Reset‘ zielen wir deshalb auf Vereinfachungen in der EU-Förderperiode nach dem Jahr 2020 ab. Beispielsweise sollte das Regelwerk deutlich entschlackt, die Kontrollen auf ein verhältnismäßiges Maß zurückgeführt und auf Sanktionen für reine Formfehler verzichtet werden.“ Das sächsische Papier ist auf EU-Ebene auf breite positive Resonanz gestoßen und maßgeblicher Bestandteil der jetzt vorliegenden Kommissions-Vorschläge zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach dem Jahr 2020.

In Callenberg besichtigte der Staatsminister das ehemalige Schulgebäude, das nunmehr ein Mehrgenerationenhaus und eine Physiotherapiepraxis beherbergt. Das über 130 Jahre alte Schulgebäude wurde im Jahr 2017 äußerlich denkmalgerecht saniert und zum Wohnen umgenutzt. Neben den Wohnungen, die nicht Gegenstand der Förderung waren, wurden Räume für eine Physiotherapiepraxis geschaffen. Ziel des Vorhabens war es, einen modernen, den Bedürfnissen einer älter werdenden Gesellschaft angepassten Praxisstandort im Ortszentrum zu schaffen. Bisher arbeiteten zwei Praxen an verschiedenen Standorten in Callenberg unter nicht zeitgemäßen Bedingungen ohne Barrierefreiheit und in zu kleinen Behandlungsräumen. Durch die umfangreichen Baumaßnahmen und einer Förderung von rund 108 000 Euro aus dem LEADER-Budget konnte das Schulgebäude erhalten und das Zentrum von Callenberg damit aufgewertet werden.

Anschließend informierte sich Staatsminister Schmidt bei einem Rundgang durch die Altstadt von Waldenburg über drei Objekte mit LEADER-Unterstützung. Mit einem Zuschuss von 100 000 Euro wurde im vergangenen Jahr der Turm der Lutherkirche saniert. Dadurch wurde die Kirche als Denkmal sowie als landschaftliche und städtebauliche Dominante der Stadt Waldenburg, des Lutherwegs und der touristischen Region Muldental erhalten.

„Die Akteure in den LEADER-Gebieten setzen selbst ihre Schwerpunkte für lokale Besonderheiten und Erfordernisse vor Ort. Die daraus resultierenden Projekte spiegeln das hohe Maß an Kreativität, Eigeninitiative und Verantwortungsbewusstsein der Beteiligten wider“, sagte Staatsminister Schmidt.

Ein Beispiel dafür ist die Neugestaltung der Freifläche im Bereich der Waldenburger Töpferstraße/Schäferstraße als Töpferplatz. Das Töpferhandwerk ist für die Stadt von zentraler Bedeutung. Dabei werden in einem Wasserbecken drei Töpferfiguren und eine Stele mit Informationstafel zwischen zwei Sitzgelegenheiten aufgestellt, die das Ensemble ergänzen. Der Zugang ist barrierefrei gestaltet. Der LEADER-Zuschuss für dieses identitätsstiftende Element beträgt knapp 52 000 Euro.

Daneben wird ein Einblick in das Traditionshandwerk der Töpferstadt Waldenburg mit der Sanierung des Töpfermuseums gefördert. Mit einem Zuschuss von 100 000 Euro wird die Erneuerung der ehemaligen Töpferwerkstatt über das LEADER-Programm unterstützt. Die heutige Keramikwerkstatt zeigt als privates Museum die Geschichte des Töpferns in Waldenburg. Durch die Sanierung wird eine bessere, jahreszeitlich unabhängige Nutzung des Gebäudes ermöglicht und das traditionsreiche Handwerk dauerhaft dokumentiert. Auch für Symposien und Workshops werden qualitativ bessere Bedingungen geschaffen.

Hintergrundinformationen:

Das Schönburger Land umfasst acht Gemeinden und fünf Städte mit insgesamt 63 Ortsteilen bzw. Ortslagen. Die seit dem Jahr 2007 bestehende ILE-Region „Schönburger Land“ hat sich nach der vergangenen Förderperiode (2007 bis 2013) breiter aufgestellt und weitere Kommunen als Partner gewinnen können. Neu hinzugekommen sind etwa die Städte Glauchau, Lichtenstein und Meerane zum heutigen LEADER-Gebiet.

Nach den guten Erfahrungen mit der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) in der vergangenen Förderperiode hatte der Freistaat Sachsen den Regionen für 2014 bis 2020 noch größere Gestaltungsmöglichkeiten in der regionalen Entwicklung eröffnet und mehr Verantwortung bei der Verwendung der Fördermittel übertragen. Bei der Förderung der Entwicklung des ländlichen Raums setzt der Freistaat Sachsen wie kein anderes Bundesland auf das LEADER-Prinzip: Die Akteure im ländlichen Raum können nahezu flächendeckend die Vorteile eigenständiger Strategien einschließlich der Verantwortung für ihr Budget nutzen. Die Regionen erhalten dafür mit 427 Millionen Euro 40 Prozent der Mittel des sächsischen Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum (EPLR). Mit diesem hohen Anteil ist der Freistaat Sachsen europaweit an der Spitze.

Nach dem Aufruf des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) haben sich 30 sächsische Regionen gebildet und sich mit ihren Entwicklungsstrategien um die Anerkennung als LEADER-Gebiet beworben. Das SMUL genehmigte alle Strategien im April 2015. Die LEADER-Gebiete bestimmen nun in einem transparenten Verfahren selbst, welche Projekte in welcher Höhe gefördert werden. Die Strategien sind die Basis für thematische Aufrufe, nach denen sich Bürger, Unternehmen, Vereine und Gemeinden um eine Förderung bewerben können. Ein Entscheidungsgremium wählt nach den regionalen Prioritäten die Vorhaben aus. Die Bewilligung der Förderung erfolgt durch die jeweiligen Landratsämter.

LEADER (französisch: „Liaison entre actions de développement de l'économie rurale“) ist eine Initiative der Europäischen Union zur Entwicklung der ländlichen Räume unter maßgeblicher Mitarbeit der Bevölkerung. Die finanzielle Unterstützung der ländlichen Entwicklung im Rahmen von LEADER erfolgt aus ELER-Mitteln sowie aus sächsischen Landesmitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushaltes.


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft

Pressesprecher Robert Schimke
Telefon: +49 351 564 20040
Telefax: +49 351 564 20007
E-Mail: robert.schimke@smekul.sachsen.de
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