Inklusion: Ergebnisse aus dem Schulversuch ERINA werden vorgestellt

21.11.2017, 12:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Presseeinladung zum Fachtag mit Kultusminister Haubitz im Hygienemuseum Dresden

Die Ergebnisse aus dem Schulversuch ERINA werden am 23. November 2017 auf dem abschließenden Fachtag im Deutschen Hygiene-Museum Dresden vorgestellt. Kultusminister Frank Haubitz wird den Fachtag eröffnen. Die Projektleitung Landesarbeitsstelle Schule-Jugendhilfe Sachsen e. V. sowie die Erziehungswissenschaftliche Fakultät der Universität Leipzig als wissenschaftliche Begleitung präsentieren die Ergebnisse des Schulversuchs Zudem stellen die beteiligten Schulen die Ergebnisse ihrer Arbeit in Form eines Galerierundganges vor.

„Der Schulversuch ERINA zeigt, dass Inklusion ein Entwicklungsprozess ist, der nur gelingen kann, wenn er gemeinsam und schrittweise konzipiert und umgesetzt wird. Dabei braucht es viel Mut und Engagement aller am Inklusionsprozess Beteiligten“, sagte Kultusminister Frank Haubitz im Vorfeld des Fachtages.

Der Schulversuch belegt weiterhin, dass Inklusion insbesondere an Schulen gelingt, an denen der Unterricht und der Schulalltag den Bedürfnissen der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf angepasst wird, z. B. durch Rhythmisierung, veränderte Pausenzeiten und/oder klassenübergreifenden Unterricht. Davon profitieren grundsätzlich alle Schüler. Viele Schulen haben sich in diesem Bereich positiv weiterentwickelt. An Grundschulen sind sowohl das Kooperationsmodell als auch die Einzelintegrationen erfolgreich.

An Oberschulen wird es in den höheren Klassen schwieriger, Einzelintegrationen sinnvoll zu organisieren und die Lehrplaninhalte der Oberschule und der Schule für geistig Behinderte zu verbinden, z. B. im Bereich der Entwicklung lebenspraktischer Kompetenzen. Einzelintegrationen mehrerer Schüler einer Klasse/Klassenstufe und Kooperationsklassen erweisen sich hier als effektiver und flexibler in der Gestaltung des gemeinsamen Unterrichts.

Eine parallele lernzieldifferente Unterrichtung in beiden Förderschwerpunkten (Lernen und geistige Entwicklung) fand im Rahmen eines Klassenverbundes in der Sekundarstufe I nur in einem Fall statt. Für viele Lehrkräfte stellt die Arbeit mit drei Lehrplänen und mehreren Bewertungsmaßstäben eine sehr hohe Herausforderung dar. Aus diesem Grund konnten die Lehrpläne der Förderschulen – insbesondere der Schule für geistig Behinderte – nicht immer passgenau umgesetzt werden. Vor allem für das Training lebenspraktischer Kompetenzen sowie für vertiefende Förderangebote mussten die Schulen zusätzliche individuelle Angebote entwickeln und die Zeit des gemeinsamen Unterrichts reduzieren.

„Die Umsetzung dieser Aufgaben ist an Herausforderungen gebunden, die von der Einzelschule weder strukturell noch organisatorisch oder personell allein bewältigt werden können. Darüber hinaus zeigen Erfahrungen aus dem Schulversuch, aber auch aus anderen Bundesländern, dass sich Erfolge vor allem dort einstellen, wo Haltungen zu Inklusion positiv sind, Kollegien an einem Strang ziehen und Aufgaben und Verantwortlichkeiten teilen“, so Kultusminister Haubitz weiter.

Pressevertreter sind herzlich eingeladen zum

Fachtag „Schulische Inklusion in Sachsen
– Erfahrungen und Ergebnisse des Schulversuches ERINA“,
am 23.11.2017, um 9 Uhr,
Hygienemuseum Dresden,
Lingnerplatz 1, 01069 Dresden.

ERINA startete zum Schuljahr 2012/13 und hat das Ziel, die gemeinsame Unterrichtung von Schülern mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf zu verbessern und weiterzuentwickeln. Dafür werden in vier Modellregionen Wege zur inklusiven Beschulung erprobt.
Konkret werden dabei unter anderem an den Schulen lernzieldifferente Angebote erprobt und entwickelt sowie regionale Netzwerke aufgebaut. Unter lernzieldifferentem Unterricht wird verstanden, dass Schüler mit den Förderschwerpunkten geistige Entwicklung und Lernen an den Oberschulen unterrichtet werden können, jedoch nach individuellen Lehrplänen.

Insgesamt nehmen acht Grundschulen, sechs Oberschulen, vier Gymnasien, ein Berufsschulzentrum sowie sieben Förderschulen teil. Im Schuljahr 2016/17 wurden insgesamt 291 Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf inklusiv an den am Schulversuch beteiligten Grund- und Oberschulen sowie Gymnasien unterrichtet. Der Freistaat Sachsen hat den Schulversuchsschulen zusätzliche Ressourcen zur Er-probung des gemeinsamen Unterrichts zur Verfügung gestellt. Dazu zählen unter anderem Mittel für Sachkosten, für regionale und zentrale Fortbildungen und Personal. An 14 von 26 Schulversuchsschulen werden Inklusionsbegleiter eingesetzt.

Eine Übersicht der Schulversuchsschulen ist im Internet unter dem Link https://www.schule.sachsen.de/15591.htm zu finden. Details und Ergebnisse zum Schulversuch ERINA sind zudem in zwei Broschüren unter dem Link https://publikationen.sachsen.de/bdb/ abrufbar.

Im Schulversuch erfolgreich erprobte Maßnahmen werden in die künftige Arbeit der Schulen zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention einfließen. Für Lehrer stehen dafür Planungsbeispiele für die Unterrichtsgestaltung sowie ein Leitfaden „Binnendifferenzierung und lernzieldifferenter Unterricht“ unter www.schule.sachsen.de/lpdb zur Verfügung.

Weitere Informationen zum Schulversuch ERINA und zum Fachtag gibt es auch im SMK-Blog unter https://www.bildung.sachsen.de/blog/


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Kultus

Pressesprecher Dirk Reelfs
Telefon: +49 351 564 65100
Telefax: +49 351 564 65019
E-Mail: presse@smk.sachsen.de

Themen

zurück zum Seitenanfang