Umfrage zur Cybersicherheit: Über die Hälfte der Befragten bereits Opfer von Inernetkriminalität

29.10.2017, 11:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Staatssekretär Dr. Wilhelm: „Sensibilisierte Nutzer sind der beste Virenschutz“

Anlässlich des am 31. Oktober 2017 zu Ende gehenden Europäischen Monats der Cybersicherheit hat das Sächsische Staatsministerium des Innern die Ergebnisse einer erstmals in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage zum Thema „Cybersicherheit“ im Freistaat Sachsen vorgestellt.

Dabei wurden 1.000 Bürgerinnen und Bürger nach ihrem persönlichen Sicherheitsempfinden sowie nach individuellen Sicherheitsbemühungen und persönlichen Einschätzungen zur Cybersicherheit im Freistaat Sachsen befragt.

„Die Ergebnisse zeigen, dass Internetkriminalität kein lästiges Randthema im Alltag der Bevölkerung ist, sondern den Nutzern inzwischen bewusst ist, dass sie jederzeit und überall selbst Opfer von Cyberkriminalität werden können“, sagte der Chief Information Officer (CIO) des Freistaates Sachsen und Staatssekretär im Innenministerium, Dr. Michael Wilhelm. „In Sicherheitsfragen aufgeklärte Computernutzer sind der beste Schutz vor Cyberstraftätern. Es ist deshalb umso erfreulicher, dass die meisten Bürger auf optimalen und modernen Virenschutz sowie auf die Sicherheit ihrer Passwörter und regelmäßige Updates ihrer Programme achten. Da nur mit ausreichender Prävention ein hohes Maß an Cybersicherheit erreicht werden kann, werden wir unsere Sensibilisierungsangebote für Bürger weiter ausbauen und ihre digitale Kompetenz stärken“, so Wilhelm.

So bietet das Innenministerium beispielsweise bereits im dritten Jahr in Folge in Zusammenarbeit mit den Volkshochschulen „Live-Hackings“ an. Bürger erfahren dabei, mit welchen Mitteln und Tricks Hacker vorgehen, und wie man sich dagegen wehren kann. Die nächsten „Live-Hackings“ finden am 5. Dezember 2017 an der VHS Dresden und am 6. Dezember 2017 an der VHS in Torgau statt (Informationen unter lsnq.de/hacking).

Die Bandbreite der mittels Internet begangenen Delikte ist groß und reicht von der Infizierung privater Geräte durch Schadsoftware, digitale Erpressung, Identitätsdiebstahl und Betrugsdelikte bis hin zum Waffen- und Drogenkauf im sogenannten „Darknet“.

In den vergangenen Jahren ist ein Anstieg der Straftaten mit dem Tatmittel Internet auch in Sachsen erkennbar (2012: 7.631 Fälle; 2015: 9.971 und 2016: 10.269 Fälle).

„Cybercrime ist kein Kavaliersdelikt. Mit dem CyberCrimeCompetenceCenter SN4C haben wir in Sachsen Spezialisten, die sich ausschließlich mit der Bekämpfung der Computerkriminalität befassen. Nur, was zur Anzeige gebracht wird, kann von der Polizei bearbeitet werden und gibt uns ein realistisches Lagebild“, so Wilhelm. „Bei Cybercrime ist jedoch von einem sehr hohen Dunkelfeld auszugehen. Grund dafür ist unter anderem das zurückhaltende Anzeigeverhalten, beispielsweise wenn Unternehmen einen Imageschaden befürchten.“

2016 gab es allein rund 1.400 Hacker-Angriffe auf die zentralen Einrichtungen des Sächsischen Verwaltungsnetzes (SVN). In 50.000 Fällen wurde Schadsoftware aus dem unverschlüsselten Web-Verkehr entfernt.

Bei den im SVN 2016 insgesamt rund 106 Millionen eingegangenen E-Mails wurden über 75.000 Schadprogramme gefunden und entfernt (+183 Prozent gegenüber 2015).

Im Auftrag des Sächsischen Staatsministeriums des Innern hat die forsa Politik- und Sozialforschung GmbH eine repräsentative Umfrage unter insgesamt 1.000 Bürgerinnen und Bürgern ab 18 Jahren im Freistaat Sachsen zum Thema „Cybersicherheit“ durchgeführt. Die Befragten wurden vom 16. bis 30. August 2017 telefonisch interviewt. Die Umfrage wurde finanziert aus Mitteln der Agenda „Sachsen Digital“ des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr.

Auszug aus den Umfrageergebnissen:

– 30 Prozent der Befragten fühlen sich durch Straftaten im Internet bedroht. 58 Prozent der befragten Internetnutzer geben an, schon einmal von einer der häufigsten Formen von Cyberangriffen betroffen gewesen zu sein. Hierzu zählen die Infizierung der privaten Geräte durch Schadsoftware, der Waren- und Dienstleistungsbetrug im Internet, der Identitätsdiebstahl oder die digitale Erpressung. Es wurde deutlich, dass viele dieser Cyberattacken von den Befragten gar nicht als Straftat an sich bewertet werden. Das erklärt auch, warum nur wenige Personen (15 Prozent), die schon einmal von einer Straftat im Internet betroffen waren, den Fall bei der Polizei zur Anzeige gebracht haben.

– Die Mehrheit der sächsischen Internetnutzer gibt für die Abwehr von Cyberangriffen Geld aus: 59 Prozent haben nach eigenen Angaben auf allen oder zumindest einem privaten Endgerät eine kostenpflichtige Antivirensoftware installiert.

– Zudem führen drei Viertel der Internetnutzer auf all ihren privaten Endgeräten regelmäßig Updates des Betriebssystems durch.

– Etwa zwei Drittel der Befragten geben zudem an, zumindest hin und wieder Sicherheitskopien von persönlichen Daten auf einem anderen Gerät anzulegen. Damit wären sie im Falle eines Angriffs mittels Verschlüsselungstrojaner in der Lage, die Daten wiederherzustellen, ohne wie bei solchen Vorfällen üblich, zur Entschlüsselung der Daten Lösegeld an die Kriminellen zahlen zu müssen.

– Passwörter sind der Schlüssel zur digitalen Identität. Deshalb wählen 76 Prozent der befragten Internetnutzer komplizierte Passwörter oder Zugangscodes. Damit diese nicht geknackt werden können, sollte jedes Passwort aus einer komplexen Verbindung aus Buchstaben, Ziffern und Sonderzeichen bestehen, regelmäßig geändert und nur für eine bestimmte Anwendung genutzt werden.

– Die Cybersicherheitskompetenz der öffentlichen Verwaltung sehen die sächsischen Bürger positiv. Wenn es um die Bekämpfung der Kriminalität im Internet geht, sind nach Meinung einer Mehrheit von 58 Prozent die Sicherheitsbehörden in Deutschland besser vorbereitet und ausgestattet als noch vor ein paar Jahren.

– 84 Prozent der Sachsen bezeichnen sich nach eigenen Angaben als Internetnutzer. Nicht-Internetnutzer bzw. Wenig-Nutzer finden sich vor allem unter den über 60-jährigen sowie den Befragten mit formal niedriger Bildung. Täglich wird das Internet insbesondere von den unter 30-jährigen genutzt.

– 87 Prozent der Befragten gaben an, ein elektronisches Gerät wie beispielsweise einen Computer, ein Tablet oder Smartphone zu nutzen.

– 61 Prozent der befragten Bürgerinnen und Bürger in Sachsen nutzen zumindest hin und wieder soziale Netzwerke (am häufigsten Whatsapp).

– Etwa die Hälfte der sächsischen Bürger erledigt Bankgeschäfte online. 70 Prozent der Sachsen kaufen Waren über das Internet ein, wobei insbesondere die 30- bis 44-jährigen am aktivsten Internet-Shopping betreiben.

Die gesamte Studie zum Download sowie die Medieninformation als PDF-Datei finden Sie im Anhang.


zurück zum Seitenanfang