Sachsen gedenkt der Opfer von Flucht und Vertreibung

11.09.2016, 11:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Zentrale Veranstaltung im Landtag in Dresden – Jaeckel hält Festrede

Dresden (11. September 2016) – In Sachsen ist mit einer Gedenkveranstaltung im Landtag an die Opfer von Flucht, Vertreibung und Zwangsumsiedlung erinnert worden.

Staatskanzleichef und Europaminister Fritz Jaeckel sagte in seiner Festrede, „Flucht und Vertreibung ging ein von Deutschland entfesselter Eroberungs- und Vernichtungskrieg bislang ungekannten Ausmaßes voraus. Es ist richtig und wichtig, diese Vorgeschichte von Flucht und Vertreibung niemals aus den Augen zu verlieren. Deswegen aber anderes Unrecht zu verschweigen, kann nicht der richtige Weg sein.“

Jaeckel erinnerte unter anderem an die Wolgadeutschen, die nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion nach Sibirien und Kasachstan deportiert worden waren. Außerdem ging er auf das Schicksal von zehntausenden Menschen ein, die nach Kriegsende in sowjetischen Speziallagern auch in der Sowjetischen Besatzungszone jahrelang unter schrecklichen Bedingungen festgehalten wurden – ohne individuelle Schuldprüfung und ohne Urteil.

„Großes Unrecht erlitten auch die nach Kriegsende aus ihrer Heimat Vertriebenen und Zwangsausgesiedelten“, sagte er weiter und betonte: „Es gibt weder eine Kollektivschuld noch ein stellvertretendes Leiden, was ein Teil eines Volkes für den anderen zu übernehmen hat.“

Der Minister verwies auch darauf, dass der Neuanfang für die Menschen oft nicht einfach war. „Sie hatten ihre Heimat verloren und waren in ihren neuen Wohnorten eher selten willkommen.“ In der DDR sei das Thema Vertreibung zudem tabuisiert worden.

„Indem wir uns diese Ereignisse vor Augen halten und daran erinnern, was die eigenen Landsleute einst erlitten, können wir dazu beitragen, dass das Verständnis und die Hilfsbereitschaft für Flüchtlingen und Vertriebene heute wächst und erhalten bleibt“, mahnte er.

Hintergrund:

Der Sächsische Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Zwangsumsiedlung soll Erinnerung und Mahnung zugleich sein. Er war 2014 eingeführt worden und wird seither jedes Jahr jeweils am zweiten Sonntag im September begangen.
Mehr als eine Million Heimatvertriebene und Aussiedler kamen nach dem Zweiten Weltkrieg nach Sachsen. Rund jeder vierte Sachse hat familiär Berührungspunkte zum Thema Flucht und Vertreibung. Viele Zwangsumgesiedelte und Vertriebene fanden im Freistaat ihre Heimat. Sie halfen beim Wiederaufbau der zerstörten Städte und prägen bis heute die gesellschaftlichen Strukturen mit.


Kontakt

Sächsische Staatskanzlei

Regierungssprecher Ralph Schreiber
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