Marwa El-Sherbini – Gedenken am 1. Juli
29.06.2016, 12:27 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Ministerin Köpping: „Terror und Gewalt werden wir niemals akzeptieren“
Der Ausländerrat Dresden e.V. und der Vorbereitungskreis des Marwa El-Sherbini-Gedenkens laden am 1. Juli um 17 Uhr vor dem Dresdner Landgericht (Lothringer Str.1) zum Gedenken an den gewaltsamen Tod von Marwa El-Sherbini ein. Es ist ihr siebter Todestag.
„Wir erleben täglich, dass Hass und Menschenfeindlichkeit unschuldiges Leben auslöschen. Weltweit reißen die Serien von Terroranschlägen nicht ab. Und nicht nur an fernen Orten wüten Radikale", erklärt die Staatsministerin für Gleichstellung und Integration, Petra Köpping. "Der tödliche Angriff auf Marwa El-Sherbini zeigt, dass auch in unserer unmittelbaren Nachbarschaft menschenverachtende Einstellungen in Tragödien enden können. Umso wichtiger ist es, dass sich die Zivilgesellschaft im öffentlichen Gedenken an die Opfer vereint und deutlich macht, dass Terror und Gewalt niemals akzeptiert werden", so Köpping abschließend.
Hintergrund
Marwa El-Sherbini wurde 1977 in Alexandria als Tochter des Chemiker-Ehepaares Ali El-Sherbini und Laila Shams geboren. Während ihrer Schulzeit am English Girls College in Alexandria engagierte sie sich als Schulsprecherin. Sie studierte Pharmazie und schloss 2000 ihr Studium erfolgreich ab. Neben ihrer Ausbildung war sie von 1992 bis 1999 als Spielerin der ägyptischen Handballnationalmannschaft der Frauen aktiv. Im Jahr 2005 kam Marwa El-Sherbini mit ihrem Mann, dem Genforscher Elwi Ali Okaz, nach Deutschland. 2006 wurde der gemeinsame Sohn geboren. 2008 wurde Okaz als Doktorand am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik angestellt, die Familie zog nach Dresden. Im August 2008 wurde Marwa El-Sherbini von dem Russlanddeutschen Alex Wiens auf einem Dresdner Spielplatz als „Islamistin“ und „Terroristin“ beschimpft. Die Polizei wurde eingeschaltet und gegen Wiens Anklage erhoben. In der Gerichtsverhandlung am 1. Juli 2009 tötete Alex Wiens Marwa El-Sherbini, als diese nach ihrer Zeugenaussage den Gerichtssaal verlassen wollte und verletzte ihren Mann lebensgefährlich. Die Staatsanwaltschaft sprach von einem Ein-zeltäter, der aus einer „extrem ausländerfeindlichen Motivation“ handelte. Alex Wiens wurde am 11. November 2009 durch das Landgericht Dresden wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.
Zum zweiten Mal lobten 2015 der Freistaat Sachsen und die Landeshauptstadt Dresden ein gemeinsames Stipendium für Weltoffenheit und Toleranz zum Gedenken an Marwa El-Sherbini aus. Die gebürtige Indonesierin Nurul Fatimah Khasbullah, Studentin des Wirtschaftsrechts an der TU Dresden ist die aktuelle Stipendiatin.