Stange: „Verbrechen in schier unvorstellbarer Dimension“
28.06.2015, 14:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Ministerin gedenkt der Opfer der nationalsozialistischen Krankenmorde von Pirna-Sonnenstein
Während einer Gedenkveranstaltung in Pirna-Sonnenstein gedachte Staatsministerin Dr. Eva-Maria Stange heute der Tötung von fast 15 000 Menschen durch die Nationalsozialisten. In der Zeit zwischen Juni 1940 und August 1941 ließen die Ärzte der zur Tötungsanstalt umfunktionierten einstigen Heil- und Pflegeanstalt Sonnenstein psychisch kranke und geistig behinderte Menschen umbringen. Dafür wurde ein Kellerraum in eine Gaskammer umgerüstet. Zudem starben hier im Sommer 1941 mehr als tausend Häftlinge aus nationalsozialistischen Konzentrationslagern. Die heutige Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein ist Teil der Stiftung Sächsische Gedenkstätten.
„Für mich gibt es kaum einen anderen Ort nationalsozialistischer Verbrechen in Sachsen, der mich so unmittelbar berührt wie dieser. Hier geschahen Verbrechen in schier unvorstellbarer Dimension: In einem kleinen Kellerraum wurden innerhalb von 14 Monaten mehr als 15 000 Menschen umgebracht“, erinnert Staatsministerin Dr. Eva-Maria Stange. Auch angesichts dieses Ausmaßes sei es beschämend, dass bis 1989 die Räumlichkeiten der Gaskammer und des Verbrennungsbereiches der ehemaligen Tötungsanstalt für industrielle Zwecke genutzt wurden und es sei völlig unzureichend gewesen, dass lediglich eine Tafel an der Schlosstreppe seit 1973 auf die Opfer der Krankenmorde hinwies, so die Ministerin weiter. „Erst in Folge der Friedlichen Revolution kam der Prozess der Aufarbeitung und Aufklärung wieder in Gang, in Pirna maßgeblich geprägt durch die bürgerschaftliche Initiative des 1991 gegründeten Kuratoriums Gedenkstätte Sonnenstein. An die Stelle langjährigen Desinteresses und einer Abwehrhaltung gegenüber den Opfern der NS-„Euthanasie“, gegen eine selektive Erinnerung sei seit den frühen 1990er Jahren Erinnerung als Aufklärung gesetzt worden“, betont Ministerin Stange.
Inzwischen haben auch viele Hinterbliebene die Gedenkstätte besucht, um den Ort kennenzulernen, wo ihre Angehörigen ermordet wurden, um zu trauern, zu gedenken und zu erinnern. Im Ergebnis intensiven Forschens auch mit Unterstützung der Stiftung Sächsische Gedenkstätten konnte die überwiegende Zahl von Namen der hier Umgebrachten ermittelt werden.