Sorbische Sprache und Kultur bereichert die kulturelle Vielfalt Sachsens

13.05.2014, 13:15 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Stiftung für das sorbische Volk braucht Finanzierung auf dem Niveau 2013

„Das sorbische Volk muss seine eigene Identität im Alltag bewahren können. Das erfordert Toleranz und Verständnis von uns allen. Sachsen bietet für Bewahrung und Pflege der sorbischen Kultur und Sprache die notwendigen verlässlichen Rahmenbedingungen“, erklärt die für Belange der Sorben zuständige Ministerin Sabine von Schorlemer.

In seiner heutigen Sitzung verabschiedete das Sächsische Kabinett den vierten „Bericht zur Lage des sorbischen Volkes“. Derzeit leben rund 60.000 Sorben in der sächsischen und brandenburgischen Lausitz. Sie sind die einzige autochthone (alteingesessene) Minderheit im Freistaat Sachsen. Es ist staatliche Aufgabe, für diese Volksgruppe Rahmenbedingungen zu schaffen, welche ihnen die gleiche Lebensqualität ermöglicht wie der deutschen Mehrheit.

Eine Schlüsselfunktion für die Bewahrung und Pflege der sorbischen Identität nimmt dabei die Sprache ein. Sie ist in der Lausitz nach wie vor lebendig, jedoch in unterschiedlicher Intensität. Um eine aktive Zweisprachigkeit in der Region zu fördern, wurde im Freistaat Sachsen das WITAJ-Projekt für den frühkindlichen Bildungsbereich in den Kindertagesstätten sowie das Konzept 2plus für die allgemeinbildenden Schulen etabliert. Im Jahr 2012 gab es 93 förderfähige Kita-Gruppen in denen sorbischsprachig gearbeitet wird. Mit dem Konzept 2plus finden sich sorbischsprachige Angebote an acht Grundschulen, sechs Oberschulen sowie dem Sorbischen Gymnasium in Bautzen.
Auch das Gesetz zur Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen enthält seit 2012 den Auftrag: „Kindertageseinrichtungen im sorbischen Siedlungsgebiet sollen dazu beitragen, dass die sorbische Sprache und Kultur vermittelt, gepflegt und sorbische Traditionen bewahrt werden.“

Ministerin von Schorlemer: „Die sorbische Sprache ist für alle eine große Bereicherung. In den Kitas und Schulen begegnen Kinder kultureller Vielfalt und ihnen wird eine grundsätzliche Wertschätzung gegenüber Mehrsprachigkeit vermittelt. Das ist ein gutes Fundament für interkulturelle Kompetenz. Deshalb werden wir weiter intensiv für das Erlernen und Anwenden der sorbischen Sprache werben. Mit Freude sehen wir, dass sich Eltern eine frühe zweisprachige Erziehung für ihre Kinder wünschen. Die sorbische Sprache ist unverzichtbar für eine Stärkung und Sicherung des sorbischen Lebens im Alltag.“

Mit einem eigenen „Maßnahmenplan zur Ermutigung und zur Belebung des Gebrauchs der sorbischen Sprache“ hat die Sächsische Staatsregierung im Jahr 2012 Handlungs-optionen vorgelegt, um die Sprache wieder stärker im öffentlichen Leben zu verankern. Neben Fortbildungen von Mitarbeitern in sorbischer Sprache auf kommunaler Ebene wurde im Jahr 2012 auch erstmals an der Akademie für öffentliche Verwaltung des Frei-staates Sachsen das Fortbildungsprogramm „Interkulturelle Kompetenz - Nationale Min-derheiten in Europa am Beispiel des sorbischen Volkes im Vergleich zu anderen Minder-heiten“ durchgeführt und anschließend jährlich angeboten. Zudem wurde erstmals in diesem Jahr mit dem „Zejler-Preis 2014“ ein Preis für sorbische Sprache ausgelobt. Die Verleihung an den Preisträger Gerat Wornar findet am 20. Juni 2014 in Kamenz statt.

Mit der 1991 gegründeten „Stiftung für das sorbische Volk“ haben Bund und Länder ein zentrales Instrument für die Bewahrung und Entwicklung der sorbischen Sprache und Kultur geschaffen. Die jährlichen finanziellen Zuweisungen gewährleisten die Arbeit der Stiftung. Im Jahr 2013 erhöhte der Bund erfreulicherweise gemeinsam mit den Ländern seinen Anteil um eine Million Euro auf 17,85 Millionen.

„Die Stiftung braucht eine stabile und auskömmliche Finanzierung auf dem Niveau des Jahres 2013. Wir sehen mit Sorge, dass sich im derzeitigen Bundeshaushalt die erhöhten Zuschüsse des Bundes nicht abbilden“, appellierte die Ministerin. Sachsen hat deshalb im Bundesrat im April 2014 einen Antrag auf Erhöhung der Bundesmittel zu Protokoll gegeben. Denn die Länder Sachsen und Brandenburg können ihre erhöhten Zuschüsse nur gemeinsam mit dem Anteil des Bundes auszahlen.

Der Bericht zur Lage des sorbischen Volkes wurde unter Federführung des für die Ange-legenheiten der Sorben zuständigen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst erarbeitet.

Beteiligt waren außerdem alle Sächsischen Staatsministerien, die Domowina - Bund Lausitzer Sorben e.V., die Stiftung für das sorbische Volk, der Rat für sorbische Angele-genheiten, das Evangelische Büro Sachsen und das Katholische Büro Sachsen.
Folgende Themen werden im Einzelnen erfasst:

  • das sorbische Volk als autochthone Minderheit
  • Rahmenbedingungen auf europäischer, Bundes-, Landes- und kommunaler
  • Ebene
  • sorbische Sprache und besondere Bedeutung ihres Erhalts und ihrer Anwendung
  • politische Aktivitäten
  • Erziehung, Bildung, Wissenschaft
  • Jugend, Medien, Kultur
  • Wirtschaft, Planung, Tourismus
  • Länderübergreifende Arbeit

Der Bericht zur Lage des sorbischen Volkes wird nun entsprechend dem Sächsischen Sorbengesetz dem Sächsischen Landtag vorgelegt.


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus

Pressesprecher Falk Lange
Telefon: +49 351 564 60200
E-Mail: falk.lange@smwk.sachsen.de

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