Interkulturelle Öffnung in der Mitte der Gesellschaft

29.11.2013, 17:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Sächsischer Integrationspreis 2013 verliehen

Drei Initiativen und zwei Einzelpersonen erhielten heute in Dresden den Sächsischen Integrationspreis 2013. Die Preise lobten die Sächsische Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz, Christine Clauß, und der Sächsische Ausländerbeauftragte, Professor Martin Gillo, gemeinsam aus. Unter dem Motto »Willkommensgesellschaft Sachsen – Chancen durch Vielfalt« sollte in diesem Jahr das Engagement für die interkulturelle Öffnung der sächsischen Gesellschaft in den Mittelpunkt rücken.

Martin Gillo sagte zur Veranstaltung: »Die Preisträger zeigen, dass interkulturelle Öffnung weder Luxus noch Zauberwerk ist. Sie beginnt, wenn wir wahrnehmen, dass unsere Gesellschaft kulturell vielfältig ist. Sie geht weiter, wenn wir Organisationen so verändern, dass sie mit dieser Vielfalt besser umgehen können. Und sie wird normal, wenn sich die Vielfalt der Bevölkerung auch in den Organisationen, Unternehmen und Verwaltungen widerspiegelt. Deshalb danke ich allen Bewerberinnen und Bewerbern um den Integrationspreis 2013, dass sie diese Normalität aus der Mitte der Gesellschaft heraus gestalten.«

»Wir brauchen Migrantinnen und Migranten in unseren Organisationen und Institutionen, um die Integration in unserem Land weiter voran zu bringen«, unterstrich Sozialministerin Christine Clauß und fuhr fort: »Niemand kann interkulturelle Öffnung besser voranbringen als Migrantinnen oder Migranten selbst. Sie helfen jeden Tag unser wertvollstes Gut zu schützen: die Würde des Einzelnen. Sie ermöglichen die Willkommensgesellschaft hier in unserem wunderschönen Freistaat Sachsen und sie lassen das Herz unserer Gesellschaft schlagen – für alle – gemeinsam.«

Die Ehrung fand im Rahmen einer Feierstunde unter der Schirmherrschaft des Landtagspräsidenten Matthias Rößler im Landtag statt. Eine achtköpfige Jury traf ihre Auswahl aus 24 Projekten. Die Jury legte bei ihrer Auswahl einen besonderen Fokus auf solche Ansätze, mit denen Organisationen auf die kulturelle Vielfalt in der Gesellschaft reagieren, damit die Mehrheitsgesellschaft sensibilisieren und Zugangsbarrieren für Zuwanderer abbauen helfen.

Erstmals lobte die Sächsische Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz in diesem Jahr einen Sonderpreis für eine besonders engagierte Einzelperson aus.
Die Jury betonte bei ihrer Entscheidung das besondere ehrenamtliche Engagement der Gewinner und empfahl vor diesem Hintergrund, zwei Kandidaten auszuzeichnen. Der Sächsische Ausländerbeauftrage folgte dieser Empfehlung, und lobte einen weiteren Sonderpreis aus. Alle Preisträger erhielten ein Preisgeld von je 1.500 Euro.

Die Jury begründete ihre Entscheidung folgendermaßen:

Interkulturelle Öffnung und Integration durch pädagogisch-erzieherische Tätigkeit einer afghanischen Migrantin
Stadt Zwickau

»Integration und interkulturelle Öffnung sind in Zwickau Chefsache. Die Oberbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß hat mit diesem Projekt ein klares Signal zur interkulturellen Öffnung der eigenen Verwaltung und der kommunalen Regelstrukturen gesetzt. Die wachsende kulturelle Vielfalt gerade der jungen Generation wird als Selbstverständ-lichkeit und als Chance verstanden, die die Stadt aktiv nutzen und gestalten will. Die gelingende Integration der Jüngsten und die vermittelnde Elternarbeit für Eltern mit und ohne Migrationshintergrund
erscheinen so als Zukunftsinvestition für eine Stadtgesellschaft, die auf kulturelle Vielfalt und ein Miteinander auf Augenhöhe setzt.
Besonders lobenswert ist die Nachhaltigkeit des Projektes: Die interkulturelle Öffnung
geschieht an der Basis, wird von Multiplikatoren getragen und durch die Spitze der Verwaltung gefördert. Darüber hinaus erhalten die Kinder eine interkulturelle Bildung, mit der sie zukünftig unsere Gesellschaft gestalten und bereichern werden. Gleichzeitig ist diese Projekt eine wichtige Botschaft für eine verbesserte Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt, da die mitgebrachten Erfahrungen und Kenntnisse der Migrantin anerkannt werden und sie sich berufsbegleitend weiterqualifizieren kann.«

Am Ball bleiben – Dynamofans laden Flüchtlinge ins Stadion ein
Faninitiative 1953international Dresden & AG Asylsuchende Pirna

»Die Dresdner Dynamo-Fans bekennen Farbe und stehen in der Öffentlichkeit für Vielfalt und Mitmenschlichkeit ein. Das Gemeinschaftsprojekt von 1953International und der AG Asylsuchende hat gesellschaftliche Bereiche zusammengebracht, in denen man normalerweise wenig voneinander weiß. Dabei wird die große verbindende Kraft des Sports betont. Wer gemeinsam Sport treibt oder zusammen den Lieblingsverein anfeuert, den verbindet mehr, als ihn trennt. Diese Botschaft ist besonders wichtig für Kinder, denen im Projekt ein Zugehörigkeitsgefühl zu unserer Gesellschaft vermittelt werden konnte. Hier sind besonders die Trainingslager und die Einlaufkinderaktion her-vorzuheben. Das Projekt befördert die interkulturelle Öffnung im Sport auf besondere Weise, denn den Projektträgern gelingt es, den Fans zu zeigen, dass die »Fremden« vor allem eines sind: Menschen mit ganz unterschiedlichen Lebensgeschichten, mit denen sie eine Leidenschaft teilen: den Fußball.«

Interkulturelles Familienzentrum: »Familien stärken – Vielfalt erleben – gemeinsam wachsen«
Mütterzentrum e.V. Leipzig

»Vielfalt ist selbstverständlich und Unterschiede sind Stärken – von diesen Überzeugungen wird die Arbeit des Interkulturellen Familienzentrums Leipzig getragen. Hier werden Familien mit und ohne Migrationshintergrund mit niedrigschwelligen Angeboten unterstützt, gegenseitige Kontakte und das Lernen voneinander werden gefördert. Dem Familienzentrum gelingt es, die Familien unterschiedlichster Herkunft in ihren Stärken zu fördern und ihnen ihre
Gemeinsamkeiten zu zeigen, wodurch Verständigung und Verständnis möglich werden. Gleichzeitig bekommen die binationalen oder zugewanderten Familien den Raum, ihre jeweilige kulturelle Unterschiedlichkeit als Kompetenz zu erleben und einzubringen. Diese wertschätzende Haltung ist Empowerment für die Familien und gleichzeitig ein wesentlicher Baustein der interkulturellen Öffnung der Organisation. Sie sorgt auf besondere Weise für Nachhaltigkeit – denn Familienarbeit ist immer auch Arbeit mit Kindern, die lernen, dass Vielfalt eine Stärke ist.«

SONDERPREIS der Sächsischen Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz
Gerd Klenk, Leipzig

»Gerd Klenk hat die Zeichen der Zeit erkannt. Er begann frühzeitig mit der Vernetzung von Organisationen und Vereinen, die er als besonders wichtigen Bestandteil der Migrations- und Integrationsarbeit ansieht. Er gewann wichtige Partner für die Integration in den Arbeitsmarkt, wie beispielsweise Wirtschaftsakteure und Sprachdienstleister. Auf der Integrationsmesse, die eine bedeutende jährliche Informations- und Austauschplattform ist, können Migranten und künftige Arbeitgeber in Kontakt treten. Bereits während seines Berufslebens setzte er sich ehrenamtlich für die Integration ein. Bis in seinen Ruhestand hinein widmet sich Klenk intensiv
dem Thema der besseren Integration von Migranten und zeigt auch in dieser Lebensphase bürgerschaftliches Engagement. Seine Integrationsarbeit ist allumfassend, grundsätzlich und auf lange Wirkung ausgelegt. Besonders seine Weltoffenheit ist her-vorzuheben. Das befördert die Willkommenskultur in Leipzig.«

SONDERPREIS des Sächsischen Ausländerbeauftragten
In Am Sayad Mahmood, Dresden

»Frau Mahmood zeigt seit vielen Jahren ein breites ehrenamtliches Engagement für eine interkulturelle Gesellschaft. Sie steht für ein Miteinander auf Augenhöhe. Ihr besonnener Einsatz für den muslimisch-christlich-jüdischen Dialog zeigt, dass Verständigung und Aufeinanderzugehen möglich ist, unabhängig davon, welcher Religion man angehört. Entscheidend ist für sie das friedvolle Miteinander. Es gelingt ihr in beeindruckender Weise, bei allen kulturellen oder religiösen Unterschieden die Gemeinsamkeiten zwischen den Menschen deutlich zu machen. Mitmenschlichkeit ist dabei ihr oberster Maßstab.
In Am Sayad Mahmood steht vielen Ideen aufgeschlossen gegenüber und setzt selber viele kreative Akzente. Es gelingt ihr, mit unterschiedlichsten Partnern eine gemeinsame Gesprächsebene zu finden. Sie tritt zurückhaltend auf, doch ist ihr Einsatz beharrlich und in der Sache prägend und vorbildhaft. Sie geht menschlichen Schicksalen nach, die sonst im Abseits bleiben würden. Ihr ehrenamtlicher Einsatz trägt zum Bestand verschiedenster Freizeit- und Bildungsangebote, Initiativen, Projekte und Migran-tenvertretungen bei. Ihr Einsatz ist stabil, verlässlich und zukunftsorientiert. Ob als Sprach- und Kulturmittlerin, beim Deutschunterricht, in der Vereinsarbeit, in der Frau-enarbeit oder beim interreligiösen Dialog: Frau Mahmood setzt sich mit viel Herz und Engagement für ein offenes Sachsen ein.«

Weitere Ansprechpartnerin:
Dr. Ute Enderlein
Tel.: 0351 493 5175
E-Mail: ute.enderlein@slt.sachsen.de


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt

Pressesprecherin Juliane Morgenroth
Telefon: +49 351 564 55055
Telefax: +49 351 564 55060
E-Mail: presse@sms.sachsen.de

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