Zeitzeugin stellt Buch vor: Willst Du meine Mutter sein? Kindheit im Schatten der Schoah
08.11.2013, 09:31 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Schulen erhalten Film und Buch von der Landeszentrale für politische Bildung
75 Jahre ist es her als am 9. und 10. November 1938 in ganz Deutschland die Synagogen brannten und die Juden einer neuen Diskriminierungs- und Verfolgungswelle ausgesetzt wurden. In dieser schrecklichen Zeit der NS-Diktatur verliert Henriette Kretz mit zehn Jahren ihre jüdischen Eltern und versucht in den Kriegswirren zu überleben. Um ihre Erfahrungen an die nächste Generation weiterzugeben, hat sie in einem Buch ihre ganze Geschichte von dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Südpolen, der Flucht, dem Ghetto und der Erschießung ihrer Eltern festgehalten. Die heute 78-Jährige ist zudem am Zeitzeugenprogramm des Kultusministeriums und dem Kolbe-Werk beteiligt und besucht jedes Jahr im Herbst sächsische Schulen. Dort erzählt sie anschaulich, aber nie belehrend oder anklagend den Jugendlichen ihre bewegende Geschichte. Ab sofort können die Schulen das Buch „Willst Du meine Mutter sein? Kindheit im Schatten der Schoah“ und den Kurzfilm über die Person Henriette Kretz bei der Landeszentrale für politische Bildung bestellen.
"Ich kann Henriette Kretz nicht genug für ihr beherztes Engagement danken. Gemeinsam mit den Schülern geht sie auf Spurensuche und leistet wichtige Erinnerungsarbeit, die von unschätzbarem Wert ist. Es ist eine lebhafte Reise in die Vergangenheit für eine friedliche Zukunft. Denn wer die Gräueltaten der Nazi-Diktatur nicht nur aus Lehrbüchern kennt, sondern sieht wie Terror, Verfolgung und Überwachung das Leben von Menschen zerstört, lernt Demokratie zu schätzen und zu verteidigen“, so Kultusministerin Brunhild Kurth, die die Schulen dazu ermunterte, das Buch zu bestellen und mit den Schülern im Unterricht darüber zu sprechen.
Das Sächsische Kultusministerium und die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung (SLpB) laden Pressevertreter herzlich ein zur:
Buchvorstellung „Willst Du meine Mutter sein?“
mit der Autorin und Zeitzeugin Henriette Kretz,
am 10. November 2013, 16:00 Uhr,
in Dresden im Haus der Kathedrale, Schloßstr. 24
und
am 11. November 2013, 19:30 Uhr, im Gemeindehaus der Jüdischen Gemeinde Dresden, neben der Synagoge, Am Hasenberg.
In beiden Veranstaltungen erfolgt außerdem die Präsentation eines Kurzfilmes über die Autorin. Der Eintritt ist frei und Anmeldungen sind nicht notwendig.
Wir freuen uns auf Ihr Kommen!
Henriette Kretz ist Überlebende der Schoah. Sie hat in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts als ca. 10-jähriges Mädchen Vater und Mutter verloren und sich anschließend durchgeschlagen. Henriette Kretz lebt heute in Antwerpen. Sie hat Herrn Frank Richter, dem Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, das Manuskript ihres Buches übergeben. In ihm beschreibt sie ihre Erlebnisse als jüdisches Mädchen in Südpolen beim Einmarsch der deutschen Wehrmacht, bei der Flucht, im Ghetto und nach der Erschießung ihrer Eltern. Frank Richter hat das Buch aus dem Französischen ins Deutsche übersetzen lassen. Es erscheint bei Ch. Hille, Verlag und Druckerei Dresden, und wird am 10. November 2013 vorliegen.
Frank Richter: „Ich habe in den zahlreichen Begegnungen mit Frau Kretz eine angenehme, kluge, einfühlsame und politisch interessierte Persönlichkeit kennen lernen dürfen. Ihr ist es in bewundernswerter Weise gelungen, die erschütternden Erlebnisse im Ghetto, den Verlust ihrer Eltern, die Hilflosigkeit als einsames Mädchen mitten im Krieg und vieles andere mehr zu verarbeiten und umzugestalten in ein Zeugnis der Menschenliebe. Henriette Kretz erhebt keine Vorwürfe. Sie fragt nach dem Warum dessen, was sie erleben musste. Sie stellt Fragen an die Prinzipien unseres Zusammenlebens und tut dies in einer charmanten Art und Weise.“
Rückfragen über:
Sächsische Landeszentrale für politische Bildung: Tel: 0351 / 85318 10 oder -15 (J. Wolff) oder über Frank Richter: 0172 / 350 520 5.