Sachsen fördert Sprachentwicklung bei Schülern mit Migrationshintergrund
13.10.2013, 10:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Lehrer erhalten praktisches Arbeitsinstrument für individuelle Förderung
„Unsere Sprache ist die Voraussetzung für Bildung und eine erfolgreiche Integration“, so Kultusministerin Brunhild Kurth, die auf die neuen Förderinstrumente für Schüler mit Migrationshintergrund aufmerksam machte. Alle allgemeinbildenden Schulen erhalten in den nächsten Wochen einen 32-seitigen Ordner mit wissenschaftlich geprüften Materialien zur besseren Beobachtung der Sprachentwicklung für die Primarstufe und die Sekundarstufe I. „Die Lehrer bekommen ein Handwerkszeug an die Seite, mit dem sie die individuellen Fähigkeiten und Lernfortschritte von jedem Einzelnen analysieren können. So erhalten die Schüler gezielte Hilfe und das in jedem Unterrichtsfach“, erklärte Kurth. Sachsen ist das erste Bundesland mit einem solch empirisch geprüften Diagnoseinstrument, das von jedem Fachlehrer genutzt werden kann.
Die Ordner enthalten praxistaugliche Arbeitsinstrumente, mit denen die Lehrer die Sprachfähigkeiten der Schüler – mit und ohne Migrationshintergrund – genau analysieren können. Die Ergebnisse werden dann auf einem Beobachtungsbogen festgehalten, der sich ebenfalls im Ordner befindet. Vermerkt wird unter anderem inwieweit der Schüler Freude und Interesse am Sprechen zeigt, wie gut die Aussprache ist, welchen Umfang der verwendete Wortschatz hat und mit welchen Strategien der Schüler seine Sprachentwicklung vorantreibt. Auf dieser Basis ist dann eine gezielte Stärkung der Kompetenzen durch eine angepasste Unterrichtsgestaltung möglich. Auch dafür steht den Lehrern eine Handreichung „Durchgängige Sprachbildung. Qualitätsmerkmale für den Unterricht“ zur Verfügung. Fachliche Unterstützung und Beratung erhalten die Pädagogen bei der praktischen Anwendung von den Koordinatoren für Migration/Integration der jeweiligen Regionalstelle der Sächsischen Bildungsagentur, den Fachberatern für Migration/Deutsch als Zweitsprache oder von den Kompetenzzentren Sprachliche Bildung.
Die Beobachtungsinstrumente sind aus dem mehrjährigen Bundesmodellprogramm „FÖRMIG – Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund“ entstanden, welches vom Sächsischen Bildungsinstitut im Auftrag des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus durchgeführt wurde. Es ist das Resultat einer achtjährigen gemeinsamen Arbeit sächsischer Schulen mit Wissenschaftlern aus Hamburg, Landau und Wien.
In sächsischen Schulen lernen derzeit ca. 17.000 Schüler mit Migrationshintergrund. Sie kommen aus über 127 Ländern und bringen mit ihrer Zwei- und Mehrsprachigkeit eine wichtige Bildungsressource mit. Sie sind zu ca. 70 Prozent nicht in Sachsen oder der Bundesrepublik Deutschland geboren, sondern direkt aus ihrem Herkunftsland zugewandert. Der Anteil der Migranten an der Gesamtschülerschaft beträgt ca. 5,5 Prozent, ist regional aber sehr verschieden.
Weitere Informationen zu Migration und Schule sind abrufbar unter: www.schule.sachsen.de/1752.htm