Chance für Schüler ohne Abschluss: Produktives Lernen geht weiter
14.01.2013, 10:09 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Produktives Lernen wird im sächsischen Schulsystem fest verankert und um einen Standort erweitert
Der Schulversuch „Produktives Lernen“ für abschlussgefährdete Hauptschüler wird als dauerhaftes Angebot im sächsischen Schulsystem verankert. Das teilte heute (14. Januar 2012) Kultusministerin Brunhild Kurth bei ihrem Schulbesuch der 121. Mittelschule Dresden mit, in der 39 Schüler mit diesem Angebot zum Hauptschulabschluss geführt werden. Das Projekt startete 2008 und hat sich mittlerweile erfolgreich bewährt. „Insgesamt 82 Prozent der Schüler haben im Sommer 2012 durch das Produktive Lernen ihren Hauptschulabschluss und damit eine solide Basis für ihren beruflichen Lebensweg erreicht“, so Kurth zur hohen Erfolgsquote. Der Schulversuch sei ein Rettungsring für Schüler, die trotz zahlreicher Bemühungen bisher keinen Erfolg in der Schule hatten. „Mit diesem Konzept können wir die Zahl der Schüler ohne Abschluss weiter senken“, erklärte die Ministerin. Der wissenschaftlich begleitete Schulversuch wird nun als schulisches Angebot verstetigt. Die Ministerin gab zudem bekannt, dass im nächsten Schuljahr dieser alternative Lernweg an einem weiteren Standort angeboten wird. Neben den bereits bestehenden sieben Schulen wird nun auch die Helmholtzschule in Leipzig das Produktive Lernen für 20 Schüler einführen.
„Derzeit lernen ca. 200 abschlussgefährdete Hauptschüler der 8. und 9. Klasse an zwei Tagen der Woche in der Schule, drei Tage verbringen sie an selbst gewählten Praxisplätzen“, berichtete Kurth. Mit der teilweisen Verlagerung des Unterrichts in die Praxis soll die Motivation der Schüler einen neuen Schub bekommen und gestärkt werden. „In der Praxis begreifen die Jugendlichen am besten, dass sie nicht für die Schule, sondern für ihr späteres Berufsleben lernen", so Kurth weiter. „Wir müssen die Leistungsbereitschaft der schwächeren Schüler steigern und ihnen das Lernen wieder schmackhaft machen, denn für uns zählt jeder Schüler! Gerade in Zeiten des Fachkräftebedarfs ist es wichtig, dass wir die Schüler mit einem Abschluss optimal auf das Berufsleben vorbereiten“, betonte die Ministerin.
Der Schulversuch wird gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Freistaates Sachsen und wird bis zum Schuljahr 2013/14 einschließlich Kofinanzierung mit insgesamt drei Millionen Euro unterstützt. Zurzeit werden Projektberater ausgebildet, die in Zukunft die Lehrkräfte im Produktiven Lernen unterstützen. Projektträger ist das Berliner Institut für Produktives Lernen in Europa. Das gemeinnützige Institut führt ähnliche Projekte in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Thüringen und Sachsen-Anhalt durch.
Fakten zum Produktiven Lernen
• Schulversuch für abschlussgefährdete Schüler der Klassenstufen 8 und 9.
• Der 2-jährige Bildungsgang ist in Trimester gegliedert (also pro Schuljahr 3 Etappen).
• Schüler lernen an zwei Tagen in der Woche in der Schule, an drei Tagen in einem Unternehmen.
• In jedem Trimester ist man in einem anderen Betrieb. Also: insgesamt 6 verschiedene Betriebe (die Jugendlichen können in Unternehmen, Verwaltungen, Vereinen, soziale und kulturelle Einrichtungen gehen).
• Stundentafel wird für diese Schüler grundlegend verändert.
• Unterrichtsfächer sind: Mathematik, Deutsch, Englisch, Naturwissenschaften, Gesellschaftswissenschaften und Kommunikation. Dazu gehört natürlich auch das Lernen in der Praxis, das ebenfalls bewertet wird.
• Bestehensquote der ersten zwei Jahrgänge: 2011: 73 Prozent, 2012: 82 Prozent.
Schulen mit dem Angebot des Produktiven Lernens:
Dr.-Chr.-Hufeland-Mittelschule, Plauen
Georg-Schumann-Schule, Leipzig
Georg-Weerth-Mittelschule, Chemnitz
Mittelschule Freital-Potschappel
Mittelschule „Am Holländer", Döbeln
1. Mittelschule, Hoyerswerda
121. Mittelschule, Dresden
Helmholtzschule, Leipzig (ab 2013/14)