»Ziel: Umerziehung« – Wanderausstellung der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau zur Geschichte repressiver Heimerziehung in der DDR eröffnet

17.04.2012, 17:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Staatsministerin Christine Clauß hat gemeinsam mit dem Bundesbeauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, die Wanderausstellung »Ziel: Umerziehung« in der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau eröffnet. »Die Gespräche mit ehemaligen Heimkindern und die Bilder der Ausstellung machen mich betroffen. Die Bilder und die Geschichten zeigen vor allem eines ganz deutlich: wer eine Umerziehung zur sozialistischen Persönlichkeit nicht miterlebt hat, kann nur versuchen, das Erlittene nachzuvollziehen. Umso wichtiger sind Gedenkstätten wie diese und die stetige Aufarbeitung der Geschehnisse«, sagte Clauß bei der Eröffnung.
Die Ausstellung widmet sich dem Thema der repressiven Heimerziehung in der ehemaligen DDR-Jugendhilfe in Sachsen. Vor drei Wochen haben der Bund und die neuen Länder einen umfassenden Bericht zur Heimerziehung in der ehemaligen DDR in den Jahren 1949 bis 1990 vorgelegt. Die Ausstellung ist ein weiterer wichtiger Schritt bei der Aufarbeitung der Geschehnisse. Bereits am Vormittag hatte das Sächsische Kabinett dem Entschädigungsfonds der ostdeutschen Bundesländer und des Bundes zugestimmt. Damit stellt Sachsen in den nächsten fünf Jahren fast sechs Millionen Euro zur Verfügung. Dieses Geld werde unter anderem für ergänzende Hilfen und für eine Anlauf- und Beratungsstelle genutzt, die beim Kommunalen Sozialverband Sachsen angesiedelt und ab 1. Juli 2012 ihre Arbeit aufnehmen wird.
Die Torgauer Gedenkstätte hat einen erheblichen Anteil an der Aufarbeitung der Geschichte der repressiven DDR-Heimerziehung, denn hier habe man den Finger bereits »sehr früh in die Wunde gelegt und auf die Bedeutung einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit der DDR-Heimerziehung gedrungen«, unterstrich Clauß. Den Torgauer Aktivitäten sei es zu verdanken, dass die Aufarbeitung der DDR-Jugendhilfe in Sachsen so weit vorangekommen sei, aber auch, dass die Heimkinderdebatte in Deutschland überhaupt ins Rollen kam. »Denn noch vor den wichtigen Veröffentlichungen der westdeutschen Heimkinder waren es vor allem die Stimmen aus Torgau, die erheblich dazu beigetragen haben, dass in unserer Gesellschaft Sensibilität und Aufmerksamkeit gegenüber der Vergangenheit in ostdeutschen und in westdeutschen Heimen gewachsen sind«, sagte die Ministerin.


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