Riesensaal zeigt erstmals Form und Farbe
14.03.2011, 13:01 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Der ehemalige Festsaal des Schlosses wird in seiner räumlichen Geometrie wieder hergestellt und erhält einen modernen Ausbau als Ausstellungssaal der neuen Rüstkammer für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Erstmals wurde nun an einer Probeachse die Farb- und Oberflächengestaltung für den Riesensaal vorgestellt.
Finanzminister Prof. Dr. Georg Unland: „Der Riesensaal ist einer der Schwerpunkte des Baugeschehens im Schloss in diesem und im nächsten Jahr. Hier entsteht ein Raum, den es seit über 300 Jahren nicht mehr gegeben hat. Mit dem Einzug der Rüstkammer wird neben dem Grünen Gewölbe und der Türkischen Cammer ein weiterer Höhepunkt im Residenzschloss geschaffen.“
Die Wandflächen erhalten eine hochwertige und polierte Putzfläche in Tiefgrau, die durch eine Gipsspachteltechnik aufgetragen wird. Im Riesensaal wurden hierfür zwei Probeachsen als Muster angelegt. Das Grau greift die Farbe der Sgraffitodekorationen im Großen Schlosshof auf, die vom Riesensaal aus auch zu sehen sind.
Außerdem ist die Kubatur des Raumes erstmals erlebbar. Die Rohbauarbeiten sind weitgehend abgeschlossen, die Deckenkonstruktion ist eingebaut und die Raumgerüste entfernt. Die gewölbte Saaldecke aus Stuck mit rautenartigen Ornamenten nimmt Bezug auf klassische Deckenstrukturen. In ihr befinden sich auch die Lichtgräben für die Beleuchtung der frei im Raum stehenden Exponate. Weitere Exponate werden in Wandvitrinen präsentiert, die beidseitig bündig in die Wandfluchten des Saales integriert werden. In der Saalmitte werden Prunkharnische sowohl in freistehenden Vitrinen als auch offen in Turnierszenen präsentiert. Der Boden wird mit sächsischem Naturstein, dem Theumaer Fruchtschiefer, belegt.
Im vergangenen Jahr standen die Stahlbauarbeiten für Wände und Decke und der Einbau neuer Fenster sowie Heizungs- und Lüftungsanlagen im Vordergrund. 2011 erfolgen Trockenbauarbeiten an den Wänden mit anschließender Verputzung, Estrich- und Natursteinarbeiten im Bereich des Fußbodens sowie die Installation der aufwendigen Technik für die Vitrinen und Podeste.
Die Bauarbeiten im Riesensaal begannen im April 2010. Die bauliche Fertigstellung ist für Ende 2012 vorgesehen. Die Einregulierung der Technik und der Aufbau der Mittelvitrinen erfolgt 2013. Der Freistaat Sachsen investiert insgesamt rund 13 Millionen Euro in den Riesensaal. Der Entwurf stammt vom Architekturbüro Peter Kulka Architektur Dresden GmbH. Die Projektleitung obliegt dem Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB).
Der Riesensaal entstand zwischen 1548 und 1553 als großer Festsaal. Er ist mit seiner Länge von 60 Metern der größte Raum im Schloss und bildet den Auftakt zum Paradegeschoss. In der heute wiederhergestellten Kubatur bestand er bis zum Schlossbrand 1701, danach wurde er verkleinert. Seinen Namen erhielt er aufgrund der damaligen Ausmalung durch je sechs, an den Wänden der Längsseiten befindlichen riesigen Kriegergestalten, den „Riesen“.
Neben dem Riesensaal steht 2011 der Einbau des Schlingrippengewölbes in der ehemaligen Schlosskapelle im Mittelpunkt des Baugeschehens. Ab 26. März ist der Hausmannsturm für Besucher wieder über das Starke-Portal und den Großen Schlosshof, trotz Baustelle, zu erreichen.
Bisher flossen rund 265 Millionen Euro, finanziert durch den Freistaat Sachsen, in das Dresdner Schloss. 2011 stehen 6 Millionen Euro bereit. Die geschätzten Gesamtbaukosten betragen 337 Millionen Euro.
Anlage: Visualisierung des Riesensaals (erstellt durch Büro Kulka im Auftrag des SIB)