Pech gehabt! Archäologen entdecken vorindustrielle Produktionsstätte in Ostsachsen.

16.02.2011, 08:52 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

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LfA_Pechgrube_Nochten_02

Die Pechgruben bedecken neben dem Ofen eine weite Fläche. Im Hintergrund ist am Horizont das Kraftwerk Boxberg erkennbar.

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Die Pechgruben bedecken neben dem Ofen eine weite Fläche. Im Hintergrund ist am Horizont das Kraftwerk Boxberg erkennbar.

Die Pechgruben bedecken neben dem Ofen eine weite Fläche. Im Hintergrund ist am Horizont das Kraftwerk Boxberg erkennbar.
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Lfa_Pechgrupe_Nochten

Schwierige Befundaufnahme im Tagebau Nochten. Unter der Befundtafel ist die rechteckige Pechgrube mit dem kompletten Barren zu erkennen.

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Schwierige Befundaufnahme im Tagebau Nochten. Unter der Befundtafel ist die rechteckige Pechgrube mit dem kompletten Barren zu erkennen.

Schwierige Befundaufnahme im Tagebau Nochten. Unter der Befundtafel ist die rechteckige Pechgrube mit dem kompletten Barren zu erkennen.

Ausgrabung von Pechgruben im Braunkohletagebau Nochten bei Weißwasser, Kr. Görlitz

Eine Besonderheit der Archäologie in Braunkohletagebauen ist die Größe der Grabungsflächen. Die Untersuchung ganzer Dörfern, Siedlungen und Ackerfluren sowie von Werkplätzen und technischen Anlagen auf mehreren hundert Hektar ist in den Tagebauen keine Seltenheit.
Dies führte im Vorfeld des Tagebaus Nochten zur Entdeckung einer fast vergessenen Produktionstechnik aus vorindustrieller Zeit. Im Jahr 2009 wurde hier ein Pechofen eingehend archäologisch untersucht. Die Grabung beschränkte sich jedoch nicht nur auf den Ofen selbst, sondern bezog auch das weitere Umfeld ein. Dabei fielen länglich-rechteckige Gruben auf, die sich im Halbkreis um den Ofen gruppierten.
Die Funktion dieser Gruben blieb lange unklar, bis in einer von ihnen ein kompletter Barren aus Pech gefunden wurde. Durch diesen glücklichen Umstand wurde offenkundig, dass die länglichen Gruben der Aufnahme von Pech gedient haben.

Inzwischen ist es gelungen diese Pechgruben auch in der Nähe weiterer Pechöfen archäologisch nachzuweisen. Und auch ein schriftlicher Beleg aus dem Jahre 1793 von L.H.J. Wiesenhavern über das »Teer oder Pechbrennen« liegt uns vor:

»... Wenn das Pech durch das Kochen seine gehörige Qualität erhalten, so wird ein länglichtes Viereck etwa 6 bis 8 Zoll tief in den Sand gegraben, und das Pech mit einer kupfernen Kelle aus dem Kessel geschöpft und in solches gegossen, worin es alsdenn so lange bleibt, bis es völlig hart geworden ist, da es denn herausgegraben und an einem kühlen Orte bis zum Verkauf aufbewahret wird …«

Und schließlich kennen wir auch einen bildlichen Nachweis. Auf dem Kupferstich »Der Theerbrenner« von J. W. Meil aus dem Jahre 1765 sieht man in der Bildmitte den Kessel zum Einkochen des Teers und davor die ausgehobenen Gruben, in die ein Arbeiter gerade mit einer Kelle Pech gießt.
Mit den archäologischen Befunden, der detaillierten Beschreibung durch Wiesenhavern und der bildlichen Darstellung von Meil stehen uns drei historische Quellengattungen zur Verfügung, deren Kombination eine fast schon vergessene Produktionstechnik wiedererstehen lässt.

Text S. Krabath / D. Lukaszewska / P. Schöneburg


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