Kurfürst Moritz kehrt in den Freiberger Dom zurück

22.11.2010, 10:08 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Abschluss der Sanierungsarbeiten in der Begräbniskapelle

Die Moritzfigurine der Begräbniskapelle Freiberg ist nach 46 Jahren an ihren alten Platz zurückgekehrt. Jetzt ist sie erstmals im Rahmen von Sonderführungen durch das Dompfarramt wieder zu sehen.

Prof. Dr. Georg Unland: „Das Aufstellen der Moritzfigurine bildet den Abschluss und Höhepunkt der fast zwanzigjährigen Sanierung der Begräbniskapelle. Die Moritzfigurine, das Moritzmonument und die architektonische Ausgestaltung der Begräbniskapelle mit den Epitaphien und der Stuckdecke stellen ein einmaliges Gesamtkunstwerk der Renaissance in Sachsen dar.“

Bei der Moritzfigurine handelt es sich um eine lebensgroße Figur aus Holz mit dem Originalharnisch von Kurfürst Moritz. Sie trägt eine komplette Feldrüstung (Kettenhemd, Harnisch, Helm, Schwert, Dolch, Spieß) einschließlich Unterwäsche. Der historische Harnisch zeigt noch die Spuren des tödlichen Einschusses. Moritz von Sachsen wurde 1553 im Gefecht von Sievershausen, einer Teilschlacht des Zweiten Markgrafenkriegs von 1552 bis 1555, tödlich verletzt.

Die Figurine hatte zunächst die Rolle eines Grabmales, da das Moritzmonument erst 10 Jahre später errichtet wurde. Nach mehrmaligem Wechsel hatte sie ihren Platz zuletzt in der Nordkapelle. Während der umfangreichen Bauarbeiten im Freiberger Dom in den 1960er Jahren wurde sie ins Landesamt für Denkmalpflege nach Dresden überführt und war nach einer aufwendigen Restaurierung erstmalig 2004, zur Zweiten Sächsischen Landesausstellung in Torgau, wieder zu sehen. Die Konservierung und Restaurierung stellte sich aufgrund der unterschiedlichen Materialien (zum Beispiel Wolle, Seide, Holz, Metall, Federn) als besonders schwierig heraus. Zuletzt hatte das Landesamt für Denkmalschutz die Figur aufbewahrt, bevor sie Anfang November in die fertig sanierte Kapelle nach Freiberg zurückkehrte. Das Eigentum der Kurfürstlichen Begräbniskapelle am Freiberger Dom wurde 1996 dem Freistaat Sachsen zugeordnet. Demgegenüber steht der Freiberger Dom im Eigentum der evangelisch-lutherischen Kirche.

Die Aufstellung bildet den Abschluss der 1992 begonnenen Sanierungsarbeiten der kurfürstlichen Begräbnisstätte Freiberg. Die Arbeiten wurden durch den Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB), in enger Begleitung durch das Landesamt für Denkmalpflege, geleitet. Insgesamt investierte der Freistaat seit 1992 rund 2 Millionen Euro. Schwerpunkte bildeten die Sicherungsarbeiten am gotischen Gewölbe sowie der manieristischen Stuckdecke und die Reinigung der Epitaphien und die Sanierung der Zinnsarkophage.

Eine wichtige Bauetappe in diesem Jahr war neben dem Aufstellen der Moritzfigurine die Reinigung und Restaurierung des Moritzmonumentes. Salzablagerungen hatten dazu geführt, dass die Inschriften nur noch schwer zu lesen waren. Außerdem gab es altersbedingte Verschmutzungen, Risse und Fehlstellen. Die historische Gitteranlage, die das Monument umgibt, wurde ebenfalls restauriert.

Das Moritzmonument wurde 1563 für Moritz von Sachsen errichtet. Man bestattete ihn als ersten protestantischen Wettiner der Albertinischen Linie in Freiberg. Sein Grabmal aus verschieden farbigem belgischem Marmor und Alabaster entstand nach einem Entwurf der Brüder Benedetto und Gabriele de Thola aus Brescia. Es ist eines der frühesten Renaissancefreigräber Sachsens und gehört heute zu den bedeutendsten in Europa.

Zwischen dem Dom und der Grabkapelle befindet sich eine Pforte mit Schmuckgitter. Das Schmuckgitter wurde 2010 ebenfalls restauriert und steht nun wieder als Eingang zur Verfügung.

Für Schlagzeilen hatten 2003 die 30 Musikinstrumente der Engelsfiguren auf dem Hauptgesims des Hohen Chores gesorgt. Während der Deckensanierung wurden diese durch das Musikinstrumentenmuseum Leipzig entnommen und nachgewiesen, dass es sich bei einigen um in Sachsen hergestellte, teils signierte und noch bespielbare Originalinstrumente von 1554 handelt. Die himmlischen Renaissanceinstrumente sind auch heute noch zu sehen.

Die Freiberger Begräbniskapelle zählt zu den Hauptwerken des Manierismus in Deutschland. Die Marienkirche wurde 1480 zum Dom geweiht und war seit dieser Zeit im Besitz der Wettiner. Ab 1541 erfolgte eine Nutzung als landesfürstliche Begräbnisstätte der Wettiner der albertinischen Linie. Bedeutende bestattete Personen sind zum Beispiel Heinrich der Fromme (1473-1541, Stifter der Kapelle), Moritz von Sachsen (1521-1553, Begründer des albertinischen Kurstaates), August von Sachsen (1526-1586, Bruder und Nachfolger von Moritz, lässt Moritzmonument errichten). Die Grablege in Freiberg endet mit Friedrich August I. (1670-1733, August der Starke), der in Krakau begraben liegt. In der Kapelle befinden sich 29 Grabplatten und 21 Sarkophage, davon 14 Sarkophage im Besitz des Freistaates.


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