Schulversuch "Gestrecktes Berufsvorbereitungsjahr" mit positiven Ergebnissen
08.07.2010, 10:49 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Der erste Jahrgang des Schulversuchs "Gestrecktes Berufsvorbereitungsjahr" ist nach zwei Jahren praxisorientierter Ausbildung beendet. Das Projekt ist ein Angebot für Schulabgänger ohne Schulabschluss, die das normale Berufsvorbereitungsjahr in einem Jahr nicht schaffen würden. "Wir wollen den Anteil der Schüler ohne Abschluss weiter senken", umriss Kultusminister Roland Wöller das Ziel. Insgesamt haben in diesem Jahr 48 Prozent der Schüler (79 von 166) ihren Abschluss, der einem Hauptschulabschluss gleich gestellt ist, erreicht. "Hinter diesem positiven Ergebnis steckt viel harte Arbeit, die sich in erster Linie für die Schüler bezahlt gemacht hat. Aber auch die Lehrer, Sozialpädagogen und Praxispartner können auf das Erreichte stolz sein". Der Weg dorthin sei mit vielen Schwierigkeiten verbunden gewesen. Neben erheblichen schulischen Defiziten, Teilleistungsschwächen (u. a. Dyskalkulie und Legasthenie) und sozialen Problemen mussten die Pädagogen und Praxispartner vor allem an den Versagungsängsten und mangelnder Motivation der Schüler arbeiten. "Der erfolgreiche Abschluss bietet den Schülern eine neue Perspektive. Ich bin mir sicher, dass die Jugendlichen, die sich hier durchgekämpft haben, mit einem gestärkten Selbstvertrauen und neuer Motivation ihren weiteren beruflichen Weg gehen werden. Sie haben dadurch eine reale Chance auf einen Ausbildungsplatz".
Der Schulversuch startete im letzten Schuljahr 2008/2009 und ist zunächst auf vier Jahre begrenzt. Die Lerninhalte werden innerhalb von zwei Jahren nach den Lehrplänen des normalen Berufsvorbereitungsjahrs in zwei Berufsbereichen, z. B. Metall- und Holztechnik, vermittelt. Zusätzlich werden umfangreiche Praktika in verschiedenen Unternehmen durchgeführt. Im zweiten Jahr arbeiten die Jugendlichen bis zu drei Tage in der Woche in einem Betrieb. "Der starke Praxisbezug der Ausbildung ist für Schüler und Arbeitgeber gleichermaßen vorteilhaft. Zum einen erkennen die Schüler dadurch, dass es ohne die in der Schule erworbenen Kenntnisse im Berufsleben nicht geht. Zum anderen lernt der Unternehmer den Jugendlichen kennen und kann sich ein umfangreiches Bild von seinen Fähigkeiten machen. Die Entscheidung für einen späteren Ausbildungsplatz lässt sich so für beide Seiten einfacher und mit einem geringeren Risiko treffen", betonte Wöller. Auch während der Schulferien werden die Schüler nicht allein gelassen, sondern kontinuierlich sozialpädagogisch weiter begleitet. Eine Nachbereitung des abgeschlossenen Schuljahres und die gemeinsame Vorbereitung auf das neue schaffen die besten Voraussetzungen für einen positiven Verlauf. Nach zwei Jahren erfolgreicher Teilnahme wird den Schülern der Hauptschulabschluss zuerkannt. Neben dem Einstieg in eine Ausbildung ermöglicht dieser Abschluss auch eine weitere Qualifizierung zum Realschulabschluss.
Derzeit wird der Schulversuch an zehn Beruflichen Schulzentren in Sachsen durchgeführt.
Liste der zehn Berufsschulzentren:
Berufliches Schulzentrum "Konrad Zuse" Hoyerswerda, LK Bautzen
Berufliches Schulzentrum Löbau, LK Görlitz
Berufliches Schulzentrum für Technik und Hauswirtschaft „Dr. Friedrich Dittes“ Glauchau, LK Zwickau
Berufliches Schulzentrum für Technik Limbach-Oberfrohna, LK Zwickau
Berufliches Schulzentrum Dippoldiswalde, LK Sächsische Schweiz/Osterzgebirge
Berufliches Schulzentrum Großenhain "Karl Preußker" Großenhain, LK Meißen
Karl-Heine-Schule - Berufliches Schulzentrum der Stadt Leipzig
Susanna-Eger-Schule - Berufliches Schulzentrum der Stadt Leipzig
Berufliches Schulzentrum für Technik und Hauswirtschaft Reichenbach, Vogtlandkreis
Berufliches Schulzentrum für Ernährung und Hauswirtschaft Wilkau-Haßlau,
LK Zwickau