Bundesverdienstkreuz für Matthias Griebel und Friedrich Wilhelm Junge
07.09.1995, 12:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Ein besonderer Termin steht für kommenden
Sonntag, 10. September 1995, 10.00 Uhr
im Terminplan von Ministerpräsident Kurt Biedenkopf: Er wird, im Namen des
Bundespräsidenten, zwei Männern das Verdienstkreuz am Bande des Verdienst
ordens der Bundesrepublik Deutschland verleihen, die weit über die sächsische
Landeshauptstadt hinaus einen klangvollen Namen haben: Es handelt sich um - in
alphabetischer Reihenfolge - Matthias Griebel, den Direktor des Dresdner
Stadtmuseums, sowie Friedrich Wilhelm Junge, den Chef der Dresdner Klein
kunstbühne "Brettl". Die Ordensverleihung findet im Museum zur Dresdner
Frühromantik (Kügelgenhaus) in der Dresdner Hauptstraße 13 statt.
Matthias Griebel, Jahrgang 1937, im weiten Freundeskreis "Matz" geheißen,
erhält die Auszeichnung, weil er sich, wie es in der Begründung heißt, vielfältige
Verdienste um Sachsen und seine Heimatstadt Dresden erworben hat. Griebel
war unter anderem Schauspieler und Texter des Dresdner Kabaretts
"Herkuleskeule", eine Tätigkeit, die er 1971 aufgab, da sie ihm nicht genügend
große Freiräume bot. Er zog sich vom politischen und öffentlichen Leben in eine
Form der inneren Emigration zurück und widmete sich fortan dem Studium der
sächsischen Landesgeschichte, einem Feld, auf dem er es zu einer derartigen
Kennerschaft brachte, daß er nach der "Wende" auf den Stuhl des Direktors des
Dresdner Stadtmuseums wechseln konnte. Gewürdigt wird mit der Ehrung auch
Griebels ehrenamtliches Engagement in diversen Gremien, in denen er neben
seinen zahlreichen Vorträgen über heimatkundliche und landesgeschichtliche
Themen arbeitet. So war Matthias Griebel beteiligt an der Wiedergründung des
Landesvereins Sächsischer Heimatschutz und ist Vizepräsident des Deutschen
Heimatschutzbundes.
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"Brettl"-Chef Friedrich Wilhelm Junge, Jahrgang 1938, im weiten Freundes
kreis "Fiete" geheißen, wird ausgezeichnet, weil er zu den Künstlerpersönlichkei
ten gehört, denen es zu verdanken ist, daß die Theaterstadt Dresden trotz aller
regimebedingten Versuche der politischen Gängelung ein hohes internationales
Niveau halten konnte. Junge arbeitete als Schauspieler unter anderem am
Staatstheater Dresden und an der Berliner Volksbühne. Mit ihrer Gründung 1988
wurde Junge künstlerischer Leiter der Kleinkunstbühne "Dresdner Brettl", ein
Podium, das sich durch sein Engagement rasch zu einer ersten Adresse für
literarisches wie auch politisches Kabarett entwickelte. Zu "Wendezeiten" erwarb
sich die Bühne den Ruf eines Diskussionsforums, in dem die gesellschaftlichen
Umbrüche, Entwicklungen, Perspektiven und Utopien begleitet und analysiert
wurden. 1990 wurde Junge Chef der sich als erstes Privattheater Dresdens
etablierenden Kleinkunstbühne. Gewürdigt wird mit der Ordensverleihung auch
Junges ehrenamtliches Engagement in diversen kulturellen und anderen gesell
schaftlichen Gremien.