Verleihung des sächsischen Verdienstordens an Bürgerinnen und Bürger

31.05.2000, 09:46 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Zehn Persönlichkeiten werden von Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf mit dem Verdienstorden des Freistaates Sachsen ausgezeichnet. Die Verleihung findet in festlichem Rahmen

am 5. Juni 2000, 15.30 Uhr,
im Gobelinsaal der Sempergalerie des Zwingers
(Galerie Alte Meister), Theaterplatz, 01067 Dresden

statt. Zur Veranstaltung eingeladen sind ebenfalls die bisherigen Träger des Ordens (insgesamt: 20).

Bei den Ausgezeichneten handelt es sich um:
Prof. Dr. Heinz Diettrich, Dresden: Er erwarb sich seine Verdienste unmittelbar nach der Wende im Spätherbst 1989, als er sich in herausragender Weise ehrenamtlich für die sächsische Ärzteschaft engagierte. Er baute die Sächsische Landeszahnärztekammer auf und wurde im Mai 1991 zu deren erstem Präsidenten gewählt. Unter seiner Präsidentschaft wurden die Strukturen der Sächsischen Ärztekammer vervollständigt und die Sächsische Ärzteverordnung begründet. Er wirkte am Sächsischen Heilberufe-Kammergesetz mit und machte weiterführende Vorschläge zur Verbesserung des Sächsischen Gesundheitswesens. Professor Diettrich wurde ein zweites Mal zum Präsidenten der Sächsischen Landeszahnärztekammer gewählt.

Dr. Bernhard Freiherr Loeffelholz von Colberg: Er hat als geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Jürgen-Ponto-Stiftung sofort nach der Wende die Initiative ergriffen, eine Kulturstiftung der Dresdner Bank für Dresden zu errichten. Durch sein persönliches Engagement hat die Stiftung sehr schnell an Profil gewonnen und einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung und Erhaltung der sächsischen Kulturlandschaft erbracht. Beispiele dafür sind: der Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche, Projektförderung für die Sächsische Staatskapelle, der Wiederaufbau und die Restaurierung des Societätstheaters in Dresden und die Förderung der Dresdner Sinfoniker. Außerdem hat er als Mitglied des Kuratoriums der Kulturstiftung der Länder und als stellvertretender Vorsitzender der Mitgliederversammlung von Inter Nationes in Bonn für sächsische Künstler gewirkt.

Erich Geiger, Dresden: Seine Verdienste für den Freistaat Sachsen erwarb er sich im kulturellen Bereich. Mit seinen Inszenierungen von 1946 bis zur Verweigerung der Wiedereinreise in die DDR 1965 hat er Theatergeschichte geschrieben. 22-jährig wurde er Chefdramaturg am Theater am Schiffbauerdamm in Berlin. Es folgten die Stationen Komische Oper Berlin und Dresdner Staatsoper. Parallel arbeitete er als Gastregisseur an anderen Bühnen und beim DDR-Fernsehen. Seine Inszenierungen zeichneten sich durch politische Unangepasstheit aus. Das führt dazu, dass er beim DDR-Fernsehen Hausverbot erhielt und ihm die Wiedereinreise nach dem Unfalltod seiner in Westdeutschland lebenden Eltern verweigert wurde. Er verlegte 1995 seinen Wohnsitz wieder nach Dresden und arbeitet ehrenamtlich in der "Dresdner Seniorenakademie Wissenschaft und Kunst" mit.

Gerhard Haupt, Leipzig: Ihm ist die Erhaltung und Förderung des genossenschaftlichen Handwerks in Sachsen und vor allem nach der Wende des Jahres 1989 die Reorganisation des Genossenschaftswesens zu verdanken. Nach Abschluss der kaufmännischen Lehre wurde Haupt 1952 im Alter von 23 Jahren Geschäftsführer der Einkaufs- und Liefergenossenschaft des Bau- und Baunebenhandwerks Leipzig (ELG), die in der Zeit der DDR zu den privaten Handelsgenossenschaften gehörte. Ihm ist die Existenz selbständiger Handwerker in Sachsen zur Wendezeit maßgeblich zu verdanken. Seit 1992 ist Gerhard Haupt Sprecher des Fachausschusses der gewerblichen Genossenschaften und stellvertretender Vorsitzender des Verbandsrates des Genossenschaftsverbandes Sachsen. Darüber hinaus ist er Mitglied im Präsidium des Zentralverbandes Gewerblicher Verbundgruppen.

Karl-Ludwig Hoch: Pfarrer Karl-Ludwig Hoch hat prägende kulturelle Zeitströmungen für Dresden dokumentiert, durch Forschungen aufgearbeitet und der Öffentlichkeit vermittelt. Auf seine Initiative gehen die Einrichtung des Museums der Dresdner Frühromantik im Kügelgenhaus und die Errichtung des Caspar-David-Friedrich-Denkmals am Albertinum in Dresden zurück. Er hat sich darüber hinaus für den Erhalt historischer Bausubstanz eingesetzt, die das Stadtbild unverwechselbar prägte, wie beispielsweise die Ruine der Sophienkirche. Seine besondere Sorge galt der Frauenkirche, dem Erhalt und der Sicherung der Ruine und dem Gedanken des Wiederaufbaus. In seinem unmittelbaren Arbeitsbereich als Pfarrer einer evangelischen Kirchgemeinde wirkte er nicht nur als Seelsorger, sondern widmete sich auch der Heimatgeschichte und Brauchtumsforschung.

Dr. Karl-Heinz Kunckel: Mit der ihm eigenen persönlichen Bescheidenheit ist Karl-Heinz Kunckel ein vorbildhafter Politiker, dem für seinen großen Beitrag zur Herausbildung einer politischen Kultur im Freistaat Sachsen großer Dank gebührt. Bis zur Wende im Herbst 1989 war er nicht politisch aktiv, sofort danach trat er in die SPD ein und baute zunächst als stellvertretender Vorsitzender, dann als Vorsitzender die Parteistrukturen in Sachsen auf. Für seine Partei, die vor 1989 nicht bestanden hatte, gewann er Mitglieder und baute eine Organisationsstruktur auf. Als Landesvorsitzender der SPD wie auch als Vorsitzender der Fraktion der SPD im Sächsischen Landtag hat sich Kunckel durch Sachkenntnis, Überzeugungstreue und Argumentationsvermögen einen Namen gemacht und verantwortlich mit die Grundlage für die politische Diskussionskultur im Freistaat Sachsen geschaffen.

Dr. Klaus Stiebert: Seine Verdienste erwarb sich Klaus Stiebert ab Mitte der 60er Jahre bei der Literaturvermittlung im Geiste humanistischen bürgerlichen Bildungsgutes trotz des gegen ihn durch die DDR-Regierung verhängten Publikationsverbots. Die Übernahme des Amtes für Glaube und Literatur der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche im Jahr 1985 führte zum Verlust eines staatlichen Lehrauftrages. Er ist langjähriger Vorsitzender des Kuratoriums der Evangelischen Akademie Meißen. Nach 1989 hat Stiebert neben seinen beruflichen Verpflichtungen eine Fülle von Ehrenämtern, insbesondere im Bereich des Dezernates Kultur, Jugend und Sport der Landeshauptstadt Dresden, inne: darunter Mitglied der Stadtschreiberjury, im Kulturbeirat, in der Projektgruppe Literatur sowie als Kuratoriumsmitglied der Kulturstiftung Dresden der Dresdner Bank und als Mitglied des Sächsischen Kultursenats, um nur einige zu nennen.

Peter Strang: Als Bildhauer und Modelleur gehört er zu den wichtigsten Künstler-persönlichkeiten der Porzellanmanufaktur Meissen. Er hat in einer langen Tradition hoch berühmter Künstler wie Kirchner oder Kändler einen weiteren Höhepunkt bei der Ästhetisierung des keramischen Werkstoffes gesetzt und die Meissener Porzellanplastik aus der bisher eher konservativen Ausrichtung in eine moderne und eigenständige Formensprache übersetzt. Peter Strang widmet sich neben seiner Arbeit engagiert der Förderung junger Mitarbeiter und Nachwuchskünstler. Durch seine ungebrochene Kreativität, seine hohe fachliche Kompetenz und sein außerordentliches Leistungsvermögen genießt Peter Strang sowohl innerhalb der Manufaktur als auch bei den Liebhabern Meissner Porzellans höchstes Ansehen.

Dr. Ingrid Straßberger: Von 1991 bis 1996 war sie Vorsitzende der Personalkommission der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden und hat dort die Erneuerung der Hochschule entscheidend vorangetrieben. Sie hat in glaubhafter Weise ein schwieriges Amt ausgefüllt, in dem Entscheidungen zu treffen waren, die die Betroffenen nach den veränderten politischen und gesellschaflichen Rahmenbedingungen in ihren Lebensplanungen sehr beeinträchtigten. Ingrid Straßberger war aktiv in der Gründungskommssion zur Errichtung der medizinischen Fakultät an der TU Dresden tätig und hat damit einen bedeutenden Beitrag zur Erneuerung der Technischen Universität Dresden geleistet. 1996 wurde sie als Chefärztin an das Kreiskrankenhaus Freital berufen.

Prof. Hanne Wandtke: Hanne Wandtke hat sich um den Tanz in Dresden und insbesondere um die Tanzimprovisation an der Palucca Schule Dresden in großem Ausmaß und einer beispielhaften Qualität verdient gemacht. Während ihrer 20-jährigen Tänzerlaufbahn war sie am Deutschen Nationaltheater Weimar, am Staatsopernballett Dresden und an der Komischen Oper Berlin engagiert und arbeitete mit berühmten Regisseuren wie Walter Felsenstein, Götz Friedrich oder Joachim Hertz. 1979 kehrte sie, dem Ruf Gret Paluccas folgend, als Pädagogin für Neuen Künstlerischen Tanz und Improvisation an die Palucca Schule Dresden zurück. Seit dem Inkrafttreten des neuen Sächsischen Hochschulgesetzes ist die Palucca Schule Dresden die einzige eigenständige Tanzhochschule Deutschlands. Hanne Wandtke hat nach der Wende die Leitung der Schule übernommen.


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