Verleihung des sächsischen Verdienstordens an Bürgerinnen und Bürger

08.09.2000, 11:44 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Fünf Persönlichkeiten werden von Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf mit dem Verdienstorden des Freistaates Sachsen ausgezeichnet. Die Verleihung findet in festlichem Rahmen am

Dienstag, 12. September 2000, 14. 30 Uhr,

im Festsaal des Rathauses Freiberg, im Haus des Ratskellers,

Obermarkt 16, 09599 Freiberg,

statt. Zur Veranstaltung eingeladen sind ebenfalls die bisherigen Träger des Ordens.

Bei den Ausgezeichneten handelt es sich um:

Dr. phil. Helmut Flade, Olbernhau:

Ihm kommt ein großer Verdienst bei der Wiederbegründung des traditionsreichen, volkskundlich bedeutenden und künstlerisch herausragenden Schnitzhandwerkes des Erzgebirges nach dem Zweiten Weltkrieg zu. Seit mehr als 50 Jahren hat er die erzgebirgische Spielzeug- und Holzkunstproduktion entscheidend mit geprägt. Durch Fernstudien erweiterte er sein theoretisches Wissen, erwarb einen Diplom-Abschluss als Formgestalter an der renommierten Hochschule für Formgestaltung Halle, Burg Giebichenstein, und promovierte an der Pädagogischen Hochschule Dresden. Dr. Flade vermittelte seine Kenntnisse weiter, indem er Handwerker und Formgestalter ausgebildet hat, die ihrerseits wiederum anerkannte und viel beachtete Arbeiten hervorbrachten. Nach der Wende ergriff er die Möglichkeit, seine großartigen Fähigkeiten und Kenntnisse in ein eigenes Unternehmen einzubringen. Außerdem geht auf seine Initiative und Tatkraft die Gründung der Interessenvertretung "Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller e.V." zurück. Neben der Interessenvertretung nach außen und Hilfen für die Mitglieder bekämpft der Verband intensiv die Einfuhr und den Vertrieb nicht lizensierter Billigprodukte kopierter Erzgebirgischer Volkskunst.

Helmut Herrmann, Paunzhausen (bei München):

Er hat nach der Wende verantwortlich am Auf- und Ausbau der Erdgasversorgung im Regierungsbezirk Chemnitz mitgearbeitet. In seiner Funktion als Geschäftsführer der Erdgas Südsachsen GmbH sowie als Geschäftsführer der städtischen Erdgasfirmen in Freiberg, Plauen und Zwickau wirkte er darüber hinaus im gesamten Raum Südsachsen vorbildlich bei der Gestaltung kundenfreundlicher Preise und Verträge in der Gaswirtschaft. Weiterhin ist es seinem großen Engagement zu verdanken, dass nicht nur Arbeitsplätze erhalten, sondern auch neu geschaffen wurden. Sein besonderes Augenmerk galt der Ausbildung Jugendlicher. Darüber hinaus machte sich Helmut Herrmann als ehrenamtlicher Beirat der Stiftungsprofessur für Gastechnik an der TU Bergakademie Freiberg verdient. Er gründete die Landesgruppe Ost des Bundesverbandes der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft, als deren Vorsitzender er sich nicht nur als verbandlicher Interessenvertreter engagierte. Helmut Herrmann gab entscheidende Impulse für den Aufbau der Gas-, Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungswirtschaft in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Da in diesen Bereichen bis zur Wende Umweltschutzgesichtspunkte keine Rolle spielten, ist der Umfang seines ehrenamtlichen Engagements nicht hoch genug einzuschätzen.

Dr. Siegfried Willibald Pach, Lengefeld (bei Marienberg):

Er hat sich durch über Jahrzehnte währende Forschung zur Geschichte der Kunstgegenstände der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, insbesondere um die in geheimen Depots im Erzgebirge gelagerten Kunstgegenstände und deren Wieder-auffinden seit dem Kriegsende verdient gemacht. Dr. Pach hat, insbesondere über 20 wertvolle Einzelstücke, die zur Staatlichen Porzellansammlung Dresden gehörend im Krieg ausgelagert worden waren und von der Teile seitdem verschollen sind, uneigennützig recherchiert. Er hat sie aufgefunden und für deren Rückgabe gesorgt. Er ist Mitverfasser der Publikationen "Unser Erzgebirge. Zwischen Ahornberg und Sternmühlental" und der dreiteiligen Publikation zur Geschichte der Städte und Gemeinden im Mittleren Erzgebirgskreis, deren erster Teil bereits vorliegt. Dr. Pach leistete damit einen bedeutenden Beitrag zur Identitätsstiftung der Menschen, die in dieser Region leben.

Johannes Schönherr, Frohnau (bei Annaberg-Buchholz):

Er hat in seiner fast vierzigjährigen Tätigkeit als Museumsführer im "Frohnauer Hammer" ungezählten Menschen aus Sachsen und darüber hinaus die Geschichte des Bergbaus und der Erzverarbeitung des Erzgebirges in unnachahmlicher Weise vermittelt. Der "Frohnauer Hammer" ist eine mittelalterliche Bergschmiede, in der Eisen für den Bergbau, für die Landwirtschaft und für den häuslichen Gebrauch verarbeitet worden ist. Johannes Schönherr, besser bekannt als "Hammer-Hansel", hat in der Hauptsache Sorge getragen, dass dieses typische Denkmal vergangener Fertigungstechniken, die nicht nur die Vorläufer sondern die Grundlage der sächsischen Industriealisierungsgeschichte gewesen sind, erhalten geblieben ist. Er kümmerte sich um seine Funktionstüchtigkeit und führte viele Erhaltungsreparaturen selbst aus. Vor allem trug Johannes Schönherr jedoch zur Bekanntheit des Frohnauer Hammers in der ganzen Welt bei. Tausenden Menschen aus fast 60 Ländern der Erde hat er dieses Denkmal frühester sächsischer Kulturgeschichte nähergebracht. Damit hat er einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt und zur Förderung von Industriegeschichte und Brauchtumspflege geleistet.

Dipl.- Ing. Siegfried Schilling, Ehrenfriedersdorf (bei Annaberg-Buchholz):

Er hat sich auf kulturhistorischem Gebiet hervorragende Verdienste erworben, indem er durch die Rettung, Pflege und Intensivierung der jahrhundertealten sächsischen Bergbautraditionen, wie sie in den Bergbrüderschaften und Knappschaften fortlebten, große Leistungen erbracht hat.

Die intensive Pflege sächsischer Bergbautraditionen, war insbesondere durch den Krieg und die Nachkriegszeit weitgehend zum Erliegen gekommen. Siegfried Schilling nahm 1966 zu den noch verbliebenen Bergbrüderschaften Verbindung auf und schloss sie zu einem Arbeitskreis zusammen, dem es unter seiner Führung gelang, die Traditionsarbeit zu beleben und alte Bergbrüderschaften und Knappschaften wiederzubegründen. Damit war ein wichtiger Schritt zum Erhalt und Fortleben bergmännischer Traditionen gemacht, die seitdem im Bewusstsein der Bevölkerung und mit den traditionellen Vorweihnachtsbergaufzügen und Bergparaden wieder einen festen Bestandteil bilden. Im Spätherbst 1989 gründete Siegfried Schilling, mit der Unterstützung durch den westdeutschen Bund Deutscher Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine, den Landesverband Sachsen. Heute gehören 36 Mitgliedsvereine dem Landesverband an. Er wirkte außerdem politisch aktiv an der Erneuerung demokratischer Strukturen im Freistaat Sachsen mit, beteiligte sich beim Aufbau der Sächsischen Silberstraße und unterstützte die Heimattradition durch die Förderung von Bergparaden, Bergkonzerten und Berggottesdiensten.

Hintergrundinformation zum Sächsischen Verdienstorden:

Der Verdienstorden des Freistaates Sachsen wurde erstmals am 27.Oktober 1997 verliehen.

Die Auszeichnung erhielten bislang 26 Männer und sechs Frauen, die sich in den verschiedensten Bereichen des öffentlichen Lebens verdient gemacht haben.

Nach der Feierlichkeit am 12. September werden demnach 37 Persönlichkeiten den Sächsischen Verdienstorden tragen, der für ein herausragendes und dem Allgemeinwohl dienendes Engagement für den Freistaat Sachsen und dessen Bevölkerung vom Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen vergeben wird.


Kontakt

Sächsische Staatsregierung

Regierungssprecher Ralph Schreiber
Telefon: +49 351 564 10300
Telefax: +49 351 564 10309
E-Mail: presse@sk.sachsen.de

Themen

zurück zum Seitenanfang