Verleihung der Sächsischen Tierschutz-Medaille am 8. Oktober 2001
08.10.2001, 15:28 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Anlässlich des Welttierschutztages, der am 4. Oktober eines jeden Jahres begangen wird, ehrte der Sächsische Staatsminister für Soziales, Gesundheit, Jugend und Familie, Dr. Hans Geisler, Bürgerinnen und Bürger, die besondere Leistungen auf dem Gebiet des Tierschutzes im Freistaat Sachsen erbracht hatten, mit der Sächsischen Tierschutz-Medaille „Johann Georg Palitzsch“. Sie wurde in diesem Jahr zum ersten Mal verliehen.
In der sächsischen Landespolitik genieße der Tierschutz einen hohen Stellenwert. Die Medaille sei Ausdruck des Dankes und der Anerkennung für herausragende Leistungen auf dem Gebiet des Tierschutzes. Sie solle auch über die Landesgrenzen Sachsens hinaus Beispiele für ethischen und praktischen Tierschutz geben, wie der sächsische Gesundheitsminister am Rande der Verleihung erklärte.
Die Medaille trägt den Namen des bekannten Dresdner Bauern, anerkannten Laienastronomen und Universalgelehrten Johann Georg Palitzsch, der von 1723 bis 1788 in Dresden lebte und wirkte. Palitzsch bildete sich autodidaktisch zum Gelehrten in verschiedenen Naturwissenschaften aus und widmete sich der Landwirtschaft und Botanik. Studien, Beobachtungen, Sammlungen und Veröffentlichungen in den genannten Fachgebieten sowie in der Astronomie, Mathematik und Physik machten ihn auch über Sachsens Grenzen hinaus bekannt. Den väterlichen Landwirtschaftsbetrieb in Prohlis baute Palitzsch zum Mustergut aus. Dazu gehörte der saubere, trockene und luftige Stall, die artgerechte Haltung der Tiere und der Verzicht auf alles, was den Haus- und Nutztieren Qualen bereiten konnte. Er stellte seine landwirtschaftlichen Erfahrungen und reichen Erkenntnisse als Bauer und Gelehrter dem gesamten Berufsstand zur Ver-fügung. Sein fundierter Rat galt dem sächsischen König viel, weshalb dieser ihn monatlich einmal zur königlichen Tafel lud. Auch andere deutsche Fürsten zollten dem Uni-versalgelehrten und Fachmann in vielen Disziplinen hohe Anerkennung.
In seinem Verhältnis zu der ihn umgebenden Umwelt, insbesondere zur belebten Natur, spiegele sich seine tiefe Achtung vor der Schöpfung wider. In seiner von Bescheiden-heit geprägten Lebensauffassung und seinem Handeln sei er ein Vorreiter auch für eine Ethik des Tierschutzes gewesen, die in jener Zeit (vor 250 Jahren) noch keinen eigenen Stellenwert hatte, führte Dr. Hans Geisler aus.
Die Verbindung der Tierschutz-Medaille mit dem Namen des herausragenden sächsischen Bauerngelehrten soll nach Aussage von Sachsens Gesundheitsminister Dr. Hans Geisler die Komplexität des ethischen Handelns und Strebens des Menschen verdeutlichen, die eine verbindliche Tierschutzethik einschließe. Ihre Vorbildwirkung vermöge auch den modernen, nüchtern denkenden Menschen anzusprechen.
„Tiere begegnen uns in unterschiedlicher Funktion: als Nutztier, als Weg- und Lebensbegleiter, als Forschungsobjekt oder als unabhängiges Individuum in sei-nem angestammten Lebensraum. Wir Menschen müssen und wollen mit den Tieren leben. Unter dem Dach einer Tierschutzethik, die das Tier als unser Mitgeschöpf anerkennt, ist eine Vielzahl von Teilgebieten mit sehr unterschiedlichen Inhalten, notwendigen Maßnahmen und praktischen Betätigungsfeldern vereint. Der gemeinsame Maßstab liegt jedoch darin, den Schutz der Tiere, der eine gesetzliche Aufgabe und im Feistaat Sachsen verfassungsrechtlich verankert ist, voranzubringen“, so der sächsische Gesundheitsminister anlässlich der erstmaligen Verleihung der sächsischen Tierschutzmedaille.
Die in diesem Jahr verliehenen Medaillen erhielten:
Lieselotte Baudis (75 Jahre) aus Freital (Weißeritzkreis)
– Schatzmeisterin im Vorstand seit Gründung des Tierschutzvereins Freital und Umgebung e. V. 1991
Dr. Peter Bresan (69 Jahre) aus Sollschwitz/Wittichenau (Kamenz)
– als Tierarzt berufener und ausübender Schützer und Anwalt der Tiere mit tiefer Ehrfurcht vor dem Leben
– als Referatsleiter jahrelang besorgt um den Aufbau der Strukturen des Tierschutzes im Freistaat Sachsen
Ehepaar Gabriele und Torsten Lehmann aus Hänichen (Weißeritzkreis)
– beispielgebendes Engagement für „Wegwerfhunde“
– 41 Hunde seit 1995 aufgenommen, gesundheitlich wieder hergestellt