Neujahrsansprache 2003 von Ministerpräsident Milbradt

27.12.2002, 14:51 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Der Sächsische Ministerpräsident wird am 31. Dezember 2002 im MDR-Fernsehen eine Neujahrsansprache halten (Übertragung: 31.12., 18.50 Uhr). Bitte beachten Sie die Sperrfrist für eine Veröffentlichung: 29.12., 24 Uhr (= 30.12., 00.00 Uhr). Nachfolgend der Wortlaut:

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

wir blicken heute auf ein Jahr zurück, das uns vor ungeahnte Herausforderungen gestellt hat. Eine der größten Naturkatastrophen der Geschichte hat unser Land heimgesucht und viele Menschen in Not und Verzweiflung gestürzt. Die Flut hat Häuser, Straßen und Brücken zerstört, Erinnerungsstücke und Zukunftspläne vernichtet und vieles mit sich fortgerissen, was in den vergangenen Jahren mühsam und liebevoll aufgebaut wurde. Vor allem denken wir heute auch an die Opfer des Hochwassers und ihre Angehörigen.
Auf dem Höhepunkt der Katastrophe habe ich mich zum ersten Mal als Ministerpräsident an Sie gewandt.
Damals hatten wir noch keine vollständige Übersicht über das Ausmaß der Schäden.
Damals fürchteten wir, unser Land würde um Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte zurückgeworfen.
Damals spürten wir aber auch schon die Welle der Hilfsbereitschaft, die durch unser Land ging. Das menschliche Miteinander in den Tagen der Not hat uns Mut gemacht, Mut für den Wiederaufbau. Dafür bin ich von ganzem Herzen dankbar.
Wenn ich heute wiederum zu Ihnen spreche, dann weiß ich: Wir werden es schaffen. In 12 bis 18 Monaten, so hatte ich im September auf der Aufbaukonferenz in Kloster Nimbschen versprochen, sind die Folgen der Flut im Wesentlichen beseitigt. Dieses Versprechen werde ich halten.
Wir werden es schaffen, weil die Solidarität in unserem Land zwischen Betroffenen und Nicht-Betroffenen weiter anhält. Und weil wir in Sachsen in den letzten zwölf Jahren eine zukunftsgerichtete Politik betrieben haben, die uns jetzt die notwendigen Kraftreserven gibt.
Während der Flut haben wir gezeigt, zu welch außergewöhnlichen Leistungen wir fähig sind. In Zukunft brauchen wir mehr denn je sächsische Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit. Wir müssen die Lähmung überwinden, die Deutschland derzeit erfasst hat.
Die Voraussetzungen dafür sind gut:
Im Pisa-Test haben die sächsischen Schüler bewiesen, dass sie in Deutschland schon heute zur Spitzengruppe gehören. Darauf können sie stolz sein. Leistung ist für die jungen Menschen kein Fremdwort. Und wir wollen auch in Europa weiter nach vorn.
Unsere Hochschulen liegen bei nationalen Vergleichen ebenfalls an der Spitze, und auch international haben wir in der Forschung herausragende Ergebnisse vorzuweisen. Sachsen ist für die wissenschaftliche Elite attraktiv.
In der Wirtschaft gibt es Anlass zu verhaltenem Optimismus. Als gutes Beispiel haben wir kurz vor Jahresschluß den Erhalt der Bahnwerke in Delitzsch durch langfristig zugesicherte Aufträge von der Deutschen Bahn erreicht. Sächsische Ingenieure genießen weit über unsere Landesgrenzen hinaus einen guten Ruf. Die Automobilindustrie ist wieder zu einer ersten Adresse in Europa geworden. Porsche und BMW in Leipzig haben das im vergangenen Jahr ebenso erkannt wie Cloyes in Oberseifersdorf und Magneto in Treuen. Für die Chipindustrie gehört Sachsen sogar zu den weltweit wichtigsten Standorten.
Zufrieden können wir freilich noch nicht sein. Mich bekümmert die nach wie vor viel zu große Zahl von Arbeitslosen. Und mich bekümmert, dass viele junge Familien uns verlassen müssen, um anderswo Arbeit zu finden. Deshalb werde ich mich auch weiterhin mit aller Kraft bemühen, Unternehmer davon zu überzeugen, dass es sich lohnt, hier zu investieren und für andere Arbeit zu schaffen. Denn wir wollen möglichst rasch unser Ziel erreichen, in der Wirtschaft eine europäische Spitzenposition einzunehmen.
In der Kultur haben wir sie bereits. Wir besitzen Schätze, die die Welt zu Recht bewundert. Vielleicht ist manchem von uns dies erst während der Flut wieder bewusst geworden. Erst in der Bedrohung wurde wirklich deutlich, was die einzigartigen Kunstschätze für denRuf unseres Landes und für unsere eigene Identität bedeuten.

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

wir haben gute Gründe, mit Zuversicht in das neue Jahr zu gehen. Wir haben erfahren, wie viel Kraft und Mut in uns steckt, wenn wir große Aufgaben zu bewältigen haben. Wir haben erlebt, wie wohltuend es ist, wenn die Menschen zueinander stehen und sich ungefragt helfen.
Wir sollten uns ein Stück des Zusammengehörigkeitsgefühls und der Solidarität aus den Tagen der Flut bewahren und es für unsere Zukunft fruchtbar machen. Ich bin sicher, wir werden die Aufgaben, die vor uns liegen, in diesem Geiste gemeinsam bewältigen.
Dafür wünsche ich Ihnen und Ihren Familien viel Glück, Gesundheit und Gottes Segen für das Neue Jahr.


Kontakt

Sächsische Staatsregierung

Regierungssprecher Ralph Schreiber
Telefon: +49 351 564 10300
Telefax: +49 351 564 10309
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